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#I got you, babe

I got you, babe

Jeden Morgen wird der miesepetrige Wettermann Phil Conners vom Radiowecker mit „I got you, babe“ von Sonny & Cher geweckt. Und jeder Morgen ist der 2. Februar 1993. Immer wieder. Denn Conners steckt in einer Zeitschleife fest, aus der es scheinbar kein Entkommen gibt. Jeden Morgen „I got you, babe“. Wenn man der Zählung der Kinozeitschrift Cinema glauben will, dann wacht der von Bill Murray gespielte Conners im Film „Und täglich grüßt das Murmeltier“ 8 Jahre, 8 Monate und 16 Tage zu dem Hit von Sonny & Cher auf. Anfangs reagiert er gleichgültig, dann immer genervter, schließlich zertrümmert er beim ersten Ton des Songs das Gerät. Mal mit der bloßen Faust, mal indem er es auf den Boden schmettert. Schließlich nimmt er den Song mit matter Resignation hin. Und dann setzt seine Verwandlung ein. Er verliebt sich in seine von Andie McDowell gespielte herzensgute Kollegin Rita Hanson. Und Stück für Stück entdeckt er die Liebe. Am Anfang des Filmes ist Phil ein lustloser Zyniker. Aber durch die nette Rita entdeckt er nicht nur die romantische Liebe, er wird auch zum Menschenfreund. Am Ende erobert er seine Angebetete mit Musik. Und als er endlich, endlich am 3. Februar aufwacht, da läuft im Radio tatsächlich wieder „I got you, babe“. Und endlich stimmt es, denn jetzt liegt sein Babe neben ihm und er ist erlöst.

„I got you, babe” enthält eine Art Selbstentwicklungsplan für Phil, an den er jeden Morgen aufs Neue erinnert wird.

“I got you to hold my hand

I got you to understand

I got you to walk with me

I got you to talk with

I got you to kiss goodnight

I got you to hold me tight”

Und genau das alles beherzigt er schließlich. Er wird lustig, verständnisvoll, zum Begleiter und schließlich zum Liebhaber. Er erfährt die Liebe im Tun. An jedem einzelnen der mehr als 3000 Tage „2. Februar“ wird er etwas mehr zum Liebes-Praktiker. Man könnte das frei nach den beiden Ethnologen Candace West und Don H. Zimmerman „Doing Love“ nennen. Und das Script dazu liefert ein Popsong. Genau genommen ist das, was Phil widerfährt, so eine Art „Love Mainstreaming“. Er fügt sich ein in ein Zusammenspiel aus sozialen Praktiken und Sprechweisen, die ein Feld von bestimmten Erwartungen, Normen, Regeln, Verhaltensweisen und Institutionen strukturieren. Er betritt ein Feld aus Geschlechterstereotypen und Begehrensformen. Es ist ein Struktur-Modell für das Zusammenleben, das „I got you, babe“ anbietet. Nicht nur für Phil, sondern für alle, die den Song hören.

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„Liebe“, meint die Soziologin Eva Illouz, sei seit der Mitte des 19. Jahrhunderts eine emanzipatorische Kraft, die es jungen Menschen ermöglicht habe, sich aus den engen Familienbanden und zweckmäßig arrangierten Ehen zu lösen, um ein eigenes Leben leben zu können.

Es ist diese emanzipative Kraft, die gerade in den Popsongs der sechziger Jahre oft zur Geltung kommt. Es gibt keine belastbaren Zahlen. Aber gefühlt bestehen mindestens 60 Prozent des Popmusikoutputs aus Liebesliedern. Nehmen wir als Beispiel das große Erfolgsalbum von Sonny & Cher, das 1965 erschienene „Look at us“: Von zwölf Songs sind elf Liebeslieder – für ein Liebespaar, das als singendes Duo auftritt, wie maßgeschneidert.

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