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#„Ich begann mit Sport, um die Tochter zu ernähren“

„Ich begann mit Sport, um die Tochter zu ernähren“

Weite. Weite. Weite. Der Nordwesten Namibias bietet viel Buschland, wenig Erhebung, ganz viel Hitze und seltsame Namen. Imkerhof heißt da ein Ort, Hochfeld das nächste Dörfchen. Wo Deutsche sich einst zu schaffen gemacht hatten. Die nächste Siedlung heißt dann wieder Okapanda. Vor allem kann man weit schauen.

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Szenenwechsel, andere Seite des Atlantiks, wieder weit im Inland. Der Rio Paraná staut sich hier auf zum Jupiá-Stausee bei Três Lagoas, der Stadt der drei Seen. Das Gewässer ist zwar in etwa so groß wie der Bodensee, aber nur eines von fast zwei Dutzend Stauwehren dieser Dimension. Sonst bietet auch Três Lagoas im mittleren Westen Brasiliens viel Buschland, wenig Erhebungen und einen weiten Blick.

Es ist schön in beiden Ländern – bis einem die Sicht genommen wird. Das mussten zwei junge Frauen erfahren. Das Seltsame ist, dass diese Ereignisse die Brasilianerin Silvânia Costa de Oliveira und die Namibierin Lahja Ishitile in der japanischen Kapitale Tokio zusammengeführt hat: im T11, dem Weitsprung der komplett Erblindeten bei den Paralympics. Der Weg dorthin war sehr unterschiedlich, aber ihre Geschichten sind so faszinierend wie bedrückend.

„Das macht mich richtig stolz“

Ishitile setzt als Erste eine Weite. Ihr Guide positioniert sie dazu auf der Markierung ihrer Ablaufstelle und zeigt ihr über das Ausstrecken ihrer Arme die Wegrichtung. Dann läuft er an die Absprunglinie, richtet sich exakt mittig aus und klatscht. Er gibt Ishitile Orientierung. Von da an ist alles Routine. Anlauf, optimale Schrittzahl. Viele Guides zählen laut mit.

Das fröhliche Flaggengewitter, das entsteht, wenn Weitspringer möglichst nah an den Absprung möchten, aber der große Zeh oder gar ganze Füße die schwarze Linie kreuzen, bleibt aus. Erblindete haben eine Absprungzone von einem Meter. Die Distanz wird zum Absprungschritt gemessen. Ishitile kommt auf 4,32 Meter.

Mit sieben Jahren nimmt eine Infektion der Namibierin langsam, aber stetig das Augenlicht. Ihre Mutter weinte jeden Tag, berichtet Ishitile, doch ihre Eltern hörten nie auf, sie zu unterstützen. So kommt sie an die richtige Schule, an den richtigen Lehrer, der sie zum Sport animiert. Ishitile wird Para-Athletin, Namibias einzige in Tokio. „Das bewegt mich so sehr, das macht mich richtig stolz.“ Es ist leicht vorstellbar, dass der Weg zu den Paralympics ein weiter und schwieriger ist, ebenso wie Ishitiles Weg zum Training in Windhoek, Namibias Hauptstadt. „Wir sind da auf uns allein gestellt und müssen echt ackern“, sagt Ishitile. Dann kam die Pandemie: „Wir hatten finanzielle Schwierigkeiten, wegen der Verschiebung. Es ist hart.“

Ishitiles 4,32 Meter sind ordentlich, aber noch weit weg vom paralympischen Rekord, der bei 5,07 Meter liegt. Eine, die ihn brechen kann, ist de Oliveira. 2016 in Rio wurde sie, der die Stargardt-Krankheit das Augenlicht nahm, Olympiasiegerin. „Ich habe mit dem Sport angefangen, um meine Tochter ernähren zu können. Durch meinen Sieg in Rio konnte ich ihr eine bessere Zukunft bieten“, sagt de Oliveira.

„Viel, viel, viel Unterstützung“

Was sie 2016 bei ihrem Sieg nicht wusste: Sie war im zweiten Monat schwanger. „Ich dachte nach der Geburt, ich müsste aufhören – aber nein! Ich habe es für meine Tochter gemacht, für meinen Sohn muss ich jetzt erst recht weitermachen!“ Doch beim Wettbewerb läuft es anfangs nicht zusammen. Zwei Fehlversuche.

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