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#„Ich erwarte im Frühjahr eine Entspannung“

„Ich erwarte im Frühjahr eine Entspannung“

Frau Professorin Addo, Sie wurden schon geimpft. Wie war es?

Matthias Wyssuwa

Matthias Wyssuwa

Politischer Korrespondent für Norddeutschland und Skandinavien mit Sitz in Hamburg.

Weil ich Probandin in einer Studie bin, die ich selbst nicht leite, habe ich die erste Spritze schon im September bekommen, insgesamt werden es drei. Allerdings weiß ich nicht, ob ich ein Placebo oder tatsächlich den Impfstoff erhalten habe. Jedenfalls ist so weit alles gut gelaufen.

Es wird viel über eine mangelnde Impfbereitschaft berichtet, gerade auch beim Personal in Krankenhäusern. Erleben Sie das bei Ihnen im Universitätsklinikum Eppendorf (UKE) in Hamburg?

Im UKE erlebe ich das derzeit nicht so. Wir kämpfen eher damit, dass viel mehr Mitarbeitende sich impfen lassen wollen, als wir Impfstoff haben. Aber ich kenne natürlich die Berichte aus anderen Kliniken und Pflegeheimen, und es geht auch immer darum, von welchem Personal man spricht. Wer auf den Intensivstationen arbeitet, will eher schnell geimpft werden, wahrscheinlich weil man den täglichen Schrecken der Erkrankung sieht. Personal in anderen Bereichen hat das vielleicht nicht so direkt vor Augen, und viele sind einfach verunsichert. Da kann die Impfbereitschaft zum Problem werden, aber da hilft nur aufklären, aufklären, aufklären.

Würde eine Impfpflicht für Ärzte und Pflegekräfte helfen?

Auf keinen Fall. Ich finde die derzeitige Debatte etwas befremdlich und vor allem verfrüht. Noch wissen wir ja nicht, ob und in welchem Ausmaß Geimpfte nicht womöglich das Virus trotzdem weitergeben können. Damit ist derzeit noch nicht bewiesen, ob das Personal wirklich die Patienten schützen kann durch die eigene Impfung. Es gibt zwar erste Daten, die darauf hinweisen, dass tatsächlich nicht nur Erkrankungen, sondern auch Infektionen verhindert werden können. Aber erst wenn wir dazu mehr wissen, können wir eine solche Debatte sinnvoll führen. Wir brauchen mehr Daten, die wir aber in näherer Zukunft erwarten.

Wie organisieren Sie die Impfungen des Personals im Krankenhaus?

Wir haben Ende Oktober angefangen, unser eigenes kleines Impfzentrum als Außenstelle des Betriebsärztlichen Dienstes im UKE zu planen, und eine Steuerungsgruppe zur Mitarbeiterimpfung eingerichtet. In einer komplexen Excel-Tabelle haben wir sortiert, wer zu welcher Prioritätengruppe gehört – eng an der Empfehlung der Ständigen Impfkommission (Stiko) orientiert. Zuerst ist das medizinische Personal in der Notaufnahme, den Intensiv- und den Covid-Stationen dran. Mit der Planbarkeit ist es komplizierter.

Weil Sie nicht wussten, wie viel Impfstoff Sie bekommen würden?

Weil wir teilweise spät erfahren haben, wann wir wie viele Dosen bekommen, ja. Das ging ganz plötzlich los, kurz vor Silvester, mit den ersten 500 Dosen. So sollte es wöchentlich weitergehen. In dieser Woche haben wir weniger Impfstoff erhalten.

Wie bewerten Sie denn den Impfstart in Deutschland? Es hat sich viel Frust angestaut, weil es so zäh anläuft.

Das betrübt mich. Ich würde mir wünschen, dass man nicht das große Bild aus den Augen verliert. Wenn man mir im letzten Februar gesagt hätte, dass wir uns im Dezember darüber streiten, wer die ersten Impfstoffe bekommt, hätte ich das für verrückt gehalten – so schnell würde es doch nie einen Impfstoff geben. Aber es kam anders, und wir sollten auch mal „feiern“, was erreicht wurde. Wir haben am 11. Januar 2020 einen neuen Erreger sequenziert, im März ist die erste Person in einer Studie geimpft worden, und die ersten Impfstoffe sind noch im Dezember in der EU zugelassen worden. Das ist ein spektakulärer Erfolg. Impfstoffe, die mit etwa 95 Prozent viel wirksamer sind als die Grippeimpfstoffe, die zwischen 30 und 70 Prozent liegen. Ich finde es sehr schade, dass diese Errungenschaft in dem Klein-Klein, wer welche Dosen wann und warum bestellt hat, untergeht. Das vergrößert bei dem ohnehin belasteten und sensiblen Thema Impfen nur die Unsicherheit. Auch ich bekomme da immer wieder den Frust von Bürgerinnen und Bürgern in mein Mail-Postfach gespült.

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