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#„Ich fühle mich nicht einmal menschlich“

„Ich fühle mich nicht einmal menschlich“

„Kleines Mädchen, großes Herz“ hieß der deutsche Titel des Filmes „National Velvet“ aus dem Jahr 1944. Darin spielt die junge Elizabeth Taylor ein Mädchen, das heimlich das Grand National, das bekannteste Hindernisrennen der Welt, gewinnt. Später wurde sie allerdings disqualifiziert, denn Frauen durften tatsächlich bis in die 1970er Jahre nicht an dem Rennen teilnehmen. Es galt als zu gefährlich.

Erst 77 Jahre nach Hollywood wurde der Traum endlich Realität: Rachael Blackmore hat am Samstag als erste Frau den Grand National auf der Rennbahn in Aintree, einem Vorort im nordwestenglischen Liverpool, gewonnen. Auf dem achtjährigen Wallach Minella Times, der als 11:1-Chance an den Start des 40-köpfigen Feldes ging, gewann sie den Klassiker.

Zielstrebig an die Spitze

„Ich fühle mich gerade weder weiblich noch männlich, ich fühle mich nicht einmal menschlich. Das ist einfach unglaublich“, sagte Blackmore nach ihrem Sieg. Mit 1,73 Meter Größe, einem Reitgewicht von rund 59 Kilogramm und mit 31 Jahren ist sie sicher kein kleines Mädchen mehr, das große Herz hat Blackmore aber unbestritten. Zielstrebig hat sie sich an die Spitze ihrer Zunft gearbeitet, ganz gleich, ob Mann oder Frau.

1977 wagte sich Charlotte Brew als erste Reiterin über die bis zu 1,52 Meter hohen Sprünge von Aintree, auf denen eine rund 30 Zentimeter dicke Schicht aus Fichtenzweigen liegt. Fünf Jahre später erreichte Geraldine Rees erstmals das Ziel, 2012 wurde Katie Walsh als bislang Beste Dritte. Blackmore ist eine von nur 20 Frauen, die bislang im Grand National geritten sind. Es war ihr dritter Anlauf, mit dem sie eine ohnehin schon phantastische Saison krönte.

Pferd muss eingeschläfert werden

Vor knapp vier Wochen war die Irin mit sechs Siegen als erste Frau Jockey-Champion beim Cheltenham Festival geworden. Das war sportlich gesehen bedeutender. Aber das trotz Corona-Einsparungen immer noch mit einer Siegprämie von knapp 400.000 Euro dotierte Grand National hat medial einen ganz anderen Stellenwert – es ist weltweit bekannt und durchaus umstritten, da es immer wieder zu Unfällen kommt. Von den 40 Startern erreichten in diesem Jahr nur 15 das Ziel nach den 30 Sprüngen über die 6,9 Kilometer lange Strecke.

Die meisten wurden angehalten, weil sie keine Chance mehr hatten, doch der siebenjährige Long Mile brach auf freier Strecke ein Bein und musste eingeschläfert werden. Es war seit dem Rennen 2013, nach dem zahlreiche Hindernisse aus Tierschutzgründen entschärft wurden, der zweite Todesfall. Im Vorjahr war das 1863 gegründete Grand National wegen der Corona-Pandemie erstmals seit dem Zweiten Weltkrieg ausgefallen, in diesem Jahr waren keine Zuschauer erlaubt.

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Dennoch bereiteten die wenigen hundert Menschen an Ort und Stelle Blackmore eine triumphale Rückkehr zum Absattelring. Sie hatte wieder einmal alles richtig gemacht. „Ich habe das Grand National von Kindesbeinen an verfolgt“, sagte Minella-Times-Trainer Henry de Bromhead. „Ich bin so glücklich. Und haben wir nicht ein Glück, Rachael zu haben? Sie ist einfach brillant.“ Der in der irischen Grafschaft Waterford ansässige Bromhead stellte mit dem 100:1-Außenseiter Balko Des Flos auch noch den Zweitplazierten, der sechs Längen zurück vor Any Second Now, Burrows Saint und Farclas blieb – allesamt in Irland trainiert.

„Rachael blieb fast immer an den Rails, sparte so viele Meter“, sagte Bromhead zum taktischen Geschick der Reiterin. Blackmore hielt sich mit Minella Times stets im Vorderfeld, aber aus allem Gedränge heraus. Als der lange Zeit deutlich führende Jett, der am Ende Achter wurde, rund 500 Meter vor dem Ziel ermüdete, setzte sie am vorletzten Sprung zum Angriff an und erarbeite sich den entscheidenden Vorteil. „Minella Times ist phantastisch gesprungen, hat keinen Fehler gemacht“, sagte Blackmore. „Ich habe so viel Glück, ein solches Pferd reiten zu dürfen.“ Doch auch wenn Glück dazu gehört, so ist das nur ein Teil ihrer erstaunlichen Erfolgsgeschichte. „Der Rennsport ist hart, und sie hat sich alles hart erarbeitet“, sagt de Bromhead. „Sie hat immer wieder gewonnen, ihre Chancen genutzt, und die Besitzer wollten sie reiten sehen.“

Blackmore wuchs als Tochter eines Milchbauern und einer Lehrerin in der Grafschaft Tipperary auf, ritt bei Ponyrennen mit, hatte als Berufsziel allerdings Tierärztin. Neben dem Studium stieg sie aber als Amateurin in den Rennsattel und wechselte 2015 den Berufswunsch: Sie wurde Hindernisrennreiterin – eine von nur zwei Frauen in Irland.

Ihr Leben dreht sich um den Rennsport: Ihr Freund Brian Hayes und ihr Mitbewohner Patrick Mullins sind beide erfolgreiche Jockeys. Blackmore hat ein großes Rennverständnis, ist endkampfstark, aber auch sehr fleißig: In der noch laufenden Saison 2020/ 2021 hat sie schon mehr als 500 Ritte absolviert, mehr als jeder andere in Irland. 85 Siege stehen zu Buche. Mit dem Grand-National-Triumph hat sie es nun in die Geschichtsbücher geschafft. Ihr Rat: „Haltet eure Träume groß!“

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