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#Kommen nach Corona die Goldenen Zwanziger zurück?

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Kommen nach Corona die Goldenen Zwanziger zurück?

In diesen unsicheren Zeiten, in denen wir auf den wöchentlichen Corona-Verhaltens-Ukas aus der Berliner Regierungszentrale warten, wüsste man schon gern, wie lange dieser Ausnahmezustand noch dauert. Dass die Kanzlerin und die Virologen ihres Vertrauens uns das nicht sagen können, werfen wir ihnen nicht vor. Aber was weiß die Wissenschaft?

Rainer Hank

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Unter der kaum noch überschaubaren Corona-Literatur dieses Jahres fiel uns jetzt „Apollos Pfeil“ in die Hände, das neue Buch des Yale-Soziologen Nicholas Christakis über die bleibenden Folgen der Corona-Krise und die Frage, wie wir danach leben werden. Der Titel spielt auf eine Episode am Anfang der „Ilias“ an: Um den Priester Chryses zu rächen, dem Agamemnon die Tochter vorenthielt, sendet Apollon den Achäern mit seinem Pfeil die Pest. „Rastlos brannten die Totenfeuer in der Menge“, heißt es bei Homer. Am zehnten Tag gelang es den Achäern, Apollo zu besänftigen. Man sei bereit, alle Forderungen der Götter zu erfüllen. Schließlich sei es besser, „dass das Volk gesund ist, als dass es sterbe“, befand Agamemnon.

Da war man bei Homer mit zehn Tagen Seuche noch einigermaßen davongekommen, wenngleich zu befürchten ist, dass Pandemien damals deutlich schlimmer wüteten als heute, wo wir nun alle zu Experten im Abflachen von Infektionskurven geworden sind. Die Seuchen der Moderne dauern dafür bekanntlich länger. Die Spanische Grippe zog sich vom Ende des Ersten Weltkriegs 1918 in drei Wellen bis 1920. Die sogenannte Hongkong-Grippe, von der geschätzt weltweit zwei Millionen Menschen hingerafft wurden, datiert von 1969 bis 1970.

Woher wissen die Bürger, wann Schluss ist? Wird es eines hoffentlich nicht allzu fernen Tages ein Gipfeltreffen der Kanzlerin mit den Ministerpräsidenten geben, gefolgt von einem Auftritt vor der Bundespressekonferenz, bei dem sie verkünden, am darauffolgenden Montag sei Corona vorbei, weil entweder ausreichend Bürger geimpft oder das Volk hinreichend durchseucht sei? Nein, so muss man sich das nicht vorstellen. Hier endet die ansonsten naheliegende Analogie zwischen Pandemien und Kriegen, bei denen es am Ende einen Waffenstillstand oder Friedensvertrag gibt.

Irgendwann kommt der Kipppunkt

Nicholas Christakis – der Forscher ist nicht nur Soziologe, sondern auch Arzt – hat sich das Ende früherer Pandemien angesehen. Da zeigt sich: „Pandemien enden, wenn alle glauben, sie sind vorüber.“ Seuchen haben eben nicht nur ein biologisches, sondern auch ein soziales Ende. Das muss man sich als Ergebnis eines gesellschaftlichen Diskurses über Nutzen und Kosten der Lebenseinschränkungen vorstellen. Irgendwann kommt es zu einem Kipppunkt, an dem die Bevölkerung bereit ist, weitere Infektions- und Todesrisiken in Kauf zu nehmen, um sich auf der anderen Seite wieder ein „normales“ soziales Leben mit Theatern, Schulen, Ferien und Familienfeiern gönnen zu können. Der Sozialwissenschaftler sieht, was der Virologe nicht in den Blick bekommt: Pandemien sind (auch) sozial konstruierte Realitäten, bei denen es um den Umgang mit dem Tod geht. Historisch und geographisch gibt es große Unterschiede, in welchem Ausmaß wir Autounfälle, Suizidraten oder Drogenmissbrauch zu tolerieren bereit sind.

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