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#„Ich habe geschrien vor Glück“

„Ich habe geschrien vor Glück“

Selten kann man Momente erleben, in denen Geschichte geschrieben wird. In einem Supermarkt in Washington, fünfzehn Gehminuten vom Weißen Haus entfernt, lief das am späten Samstagmorgen so ab: Eine Frau stand zwischen Konservenregalen und bekam einen Anruf. „Was, bist du dir sicher?“, sagte sie. Und dann fing sie an, die Nachricht weiterzuverbreiten: „Biden hat Pennsylvania gewonnen“, sagte die Frau zu einem Mann, der ihr entgegenkam, „er wird der nächste Präsident!“

Paare fielen sich beim Einkaufen in die Arme, Jubelschreibe waren zu hören. Vielen griffen zum Telefon und sagten: „Hast du schon gehört?” Ein ganz eindeutiges Gefühl machte sich breit: Erleichterung.

Das lag zum einen daran, dass die Zitterpartie nach tagelangem Auszählen von Stimmen endlich vorbei war und zum anderen daran, dass Trump würde abtreten müssen. In der Hauptstadt ist der noch amtierende Präsident geradezu verhasst. 93 Prozent stimmten hier für Joe Biden.

„You’re fired!”

Zumindest in Washington also schien Amerika am Samstag so glücklich und zufrieden wie lange nicht mehr. Draußen entstand dieses Gefühl jedenfalls, die Eilmeldung hatte die Runde gemacht. An der 16. Straße, die direkt auf das Weiße Haus zuläuft, standen Menschen mit „JOE BIDEN”-Plakaten, andere trommelten mit Holzlöffeln rhythmisch gegen Kochtöpfe. Autos fuhren hupend Richtung Amtssitz des Präsidenten.

Dort versammelten sich innerhalb von wenigen Minuten hunderte Menschen, um die die Nachricht vom Wahlsieg zu feiern; später waren es mehrere tausend. „Ich habe geschrien vor Glück, als die Meldung kam”, sagte eine Frau aus Washington, die ein „You’re fired!”-Schild in der Hand hielt. Sie saß vor dem Fernseher, als das Ergebnis aus Pennsylvania bekannt gegeben wurde. „Ich bin so glücklich.“

Freude über Bidens Sieg


Freude über Bidens Sieg
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Bild: Daniel C. Schmidt

Ähnlich ging es auch einer Frau, die die Nachrichten im Internet verfolgte. „Mir kamen die Tränen, als mir klar wurde, dass Joe Biden es geschafft hat“, sagte sie. „Ansonsten gab es viele Jubelschreie bei uns im Haus.” Von Biden erhofft sie sich, dass er sich im Januar, nach der Vereidigung, als erstes um die Pandemie und das Gesundheitswesen kümmert. Aber auch Einwanderungspolitik ist ihr wichtig.

Sie stammt aus Argentinien und darf in den Vereinigten Staaten nicht wählen. Ihr Ehemann hingegen schon. Er hat für Biden gestimmt und sogar schon zwei seiner Bücher gelesen. „Ich habe ihn von Anfang an unterstützt, weil er ein mitfühlender und herzlicher Mensch ist“, sagt er. „Das ist die Art von Medizin, die das Land jetzt braucht. Wir haben zuviel Hass und Spaltung gesehen.”

Was macht Trump?

Auf dem „Black Lives Matter Plaza“, einem Straßenblock in der Nähe des Weißen Hauses, war die Stimmung an diesem warmen Novembertag ausgelassen und fröhlich. Trump war nirgendwo zu sehen, denn der spielte Golf in Virginia. Offene Fragen blieben. Wie würde er angesichts der Niederlage reagieren? Drohen zähe Rechtsstreitigkeiten? Ein Tweet vom Morgen verhieß nichts Gutes. „Ich habe diese Wahl gewonnen“, hatte er in Großbuchstaben geschrieben.

„Wenn Sie mich fragen, wird er im Januar bei der Vereidigung nirgends zu sehen sein”, sagte Nancy Yanish, „denn sobald er das Amt niederlegt und das Weiße Haus als Bürger verlässt, warten unzählige Vorladungen auf ihn.“ Zwar sei es wichtig, das Land wieder zu vereinen, aber trotzdem müsse auch Trump zur Rechenschaft gezogen werden.

Der Senat ist noch nicht entschieden

Abgesehen davon, ob Donald Trump nun Gerichtsverfahren anstrebt oder ihnen aus dem Weg gehen will, ist für Nancy Yanish jetzt wichtig, dass Joe Biden Raum hat, Politik zu gestalten. „Wir müssen uns jetzt auf die noch offenen Senatswahlen konzentrieren, um dort auch eine Mehrheit zu holen.“

In Georgia werden im Januar noch einmal zwei Stichwahlen ausgetragen, die die Mehrheit im Senat verschieben könnten, von den Republikanern zu den Demokraten. Falls das der Fall sein sollte, wären die Regierungsgeschäfte wesentlich einfacher für Joe Biden. Ansonsten droht in der Kammer eine Blockade.

„Selbst wenn sie keine Mehrheit holen, muss Biden die republikanischen und demokratischen Staaten wieder zusammenbringen”, sagte Nancy Yanishs Ehemann, der wie Biden aus Scranton in Pennsylvania stammt. „Wir sind immer noch die Vereinigten Staaten von Amerika.“

Nach bleiernen Monaten der Pandemie und den beinah täglichen Chaos-Meldungen aus dem Weißen Haus, gab es zumindest in Washington wieder einen Grund zum Feiern. „Das hier ist unsere Party, das hier ist unser Grund zu feiern”, sagte eine Biden-Anhängerin, die mit ein paar Freundinnen zum Weißen Haus gekommen war. 2016 habe sie für die Kampagne von Hillary Clinton gearbeitet, jetzt sei sie aufgeregt, dass Biden es geschafft habe und mit Kamala Harris bald eine Person of Colour als Vizepräsidentin im Weißen Haus sitze. „Amerikas Comeback“, sagte sie, „fängt genau jetzt an!“

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