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#„Ich habe mein Herz in die Hand genommen“

„Ich habe mein Herz in die Hand genommen“

Über Funk hörte ich, ich könne ruhiger machen und solle den Moment genießen. Aber ich habe bis zur Hundertmetermarke voll durchgezogen, weil ich es einfach nicht realisieren wollte, dass es so wunderbar aufgegangen ist. Irgendetwas in mir hat mich noch penetrant aufgefordert: Tritt rein, tritt voll rein. Die letzten 100 Meter? Gehen schnell vorbei. Gerade dachte ich noch: Krass, es hat tatsächlich funktioniert. Dann kurz gejubelt. Aber nach der Anstrengung eher gedankenleer, ohne den Moment richtig fassen und begreifen zu können. Bei mir hat es bis nach der Tour gedauert, bis die Bedeutung dieses Sieges bei mir durchgesickert war.

Nach dem Etappenstart war es nicht nur wichtig, dass ich es in die Ausreißergruppe geschafft, sondern dabei auch nicht zu viel Energie verschwendet habe. Es ist bei der Tour ja oft ein langer Fight mit so manchen nötigen Antritten, bis die Gruppe steht – gerade bei Etappen wie diesen, wenn die Hoffnung real ist, dass die Ausreißer durchkommen können. Da will bei der Tour gefühlt jeder Zweite im Feld dort reinkommen. Ich hatte dann schon bald das Gefühl: Wenn ich mich nicht allzu dumm anstelle, habe ich heute eine gute Chance.

Am härtesten Anstieg des Tages hat es sich an der Spitze nach und nach ausgedünnt. Bis nur noch der letztjährige Giro-Sieger Richard Carapaz und ich übrig waren. Es war ein Mix aus Planung und Instinkt: Kurz vor der Kuppe wusste ich, dass ich es jetzt probieren muss. Weil es sonst schwierig würde, ihn abzuhängen. Da habe ich mein Herz in die Hand genommen und bin losgefahren, „all in“ gegangen. In so einer Situation schaust du immer nach hinten.

Du willst ja nicht wie ein Wilder fahren, und der Gegner klebt an deinem Hinterrad. Aber die Lücke ist sofort weit aufgegangen. Freude? Ja, habe ich empfunden, aber bei mir kam dann auch Versagensangst durch, dass dieser Etappensieg nicht an mich geht. Das ist gerade bei der Tour eine echte Stresssituation, in der du dich sehr gejagt fühlst. Zumal ich ja drei Tage vorher als Zweiter einen Etappensieg schon sehr knapp verpasst hatte.

Kopf runter und alles raushauen, was man hat, war nur noch die Devise. Ob der Schmerz überlagert wird von einem Glücksgefühl, einem Tour-Etappensieg entgegenzufahren? Nein, ewig lange am Anschlag zu fahren tut immer gleich weh. Es waren in Summe knapp 20 Kilometer Soloritt. Den Schlussanstieg habe ich als brutal hart empfunden – bis wenige hundert Meter vor dem Ziel hatte ich noch das Gefühl, alles verlieren zu können.

Aufgezeichnet von Alex Westhoff.

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