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#„Ich hoffe auf Indoor-Konzerte ohne Abstand und Maske im vierten Quartal“

„Ich hoffe auf Indoor-Konzerte ohne Abstand und Maske im vierten Quartal“

Herr Schulenberg, Ihr erstes Konzert als Veranstalter war 1976 eines der Rolling Stones. Wie kamen Sie als 24 Jahre alter Neuling im Geschäft gleich zu so einem Höhepunkt?

Ein halbes Jahr zuvor hatte ich den Ball der Deutschen Schallplatte für ein Musikmagazin organisiert und dabei den Konzert- und Tourveranstalter Fritz Rau kennengelernt. Die Organisation des Balls verlief gut, und Fritz fragte mich, ob ich mich nicht für ihn um einige Konzerte kümmern wolle. So bin ich überhaupt erst zum Veranstaltungsgeschäft gekommen.

Der Abend verlief dann nicht ganz reibungslos.

Ja, als um 19 Uhr alle 9000 Zuschauer in der ausverkauften Bremer Stadthalle vor Ort waren, fehlte von der Band noch jede Spur und als bis 20.30 Uhr immer noch keiner der Stones erschienen war, wurden die Zuschauer langsam unruhig. Um die Lage etwas zu entschärfen, bin ich um 21 Uhr auf die Bühne gegangen und habe erklärt, die Band stehe im Stau auf dem Weg vom Hotel in Hamburg nach Bremen. Das stimmte zwar nicht so ganz, aber uns wurde immer versichert, sie seien abgefahren und müssten jeden Moment ankommen. Die erste Limousine erschien aber erst um 21:45 Uhr. Bis 22:30 Uhr waren dann endlich alle da und es wurde ein grandioser Abend. Was auch speziell war: Zu jedem Konzert gibt es ja den sogenannten „Rider“, eine Liste mit den Wünschen der Band, und da war vermerkt, dass an jedem Ort, wo sich die Band aufhalten könnte, bis hin zur Toilette, eine Flasche Jack Daniel’s zu stehen hatte.

Sie haben relativ schnell auch andere Geschäftsfelder ins Visier genommen, indem Sie etwa bei Anzeigenblättern oder Radiostationen eingestiegen sind. Warum waren Konzerte nicht genug?

Auf ein Konzert hinzuarbeiten fand ich immer extrem interessant. Das Konzert als Höhepunkt, auf den alles ausgerichtet war, fühlte sich auch immer gut an. Aber nach der Show ging das helle Saallicht an, alles wurde abgebaut und man war wieder bei null. Mir wurde damals sofort klar, dass ich diversifizieren musste.

Schulenberg im obersten Stock der Eventim-Zentrale in Hamburg. Von seinem Büro aus schaut er unter anderem auf die Elbphilarmonie.


Schulenberg im obersten Stock der Eventim-Zentrale in Hamburg. Von seinem Büro aus schaut er unter anderem auf die Elbphilarmonie.
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Bild: Daniel Pilar

Welche fundamentalen Veränderungen hat die Konzertbranche über die Jahre erlebt – einmal abgesehen vom Thema Ticketpreise?

Das gesamte Geschäft hat sich extrem professionalisiert. Früher war es ein Business für Musikliebhaber, das kann man heute nicht mehr von allen Beteiligten behaupten. Diese Strukturiertheit tut der Branche aber gut. Wenn Sie sehen, mit wie viel Show-Technik und speziellen Aufbauten Künstler heute auf Tour gehen: Da ist hoch qualifiziertes Personal und eine gut organisierte Infrastruktur unerlässlich – zumal Konzerteinnahmen für Künstler auf einem vom Streaming dominierten Musikmarkt wichtiger denn je sind.

Für Verbraucher hat das den Vorteil, dass Musiker mehr touren, allerdings steigen eben auch seit Jahren die Preise. Für Super-Stars sind ohnehin oft stattliche dreistellige Summen fällig. Geht das immer so weiter?

Es gibt einen Trend zu VIP-Paketen, ganz eindeutig. Ich persönlich plädiere aber dafür, die Preise moderat zu halten – auch den Anstieg, der jetzt zu erwarten ist. Denn Pandemie-bedingt sind die Personalkosten rund um Veranstaltungen deutlich gestiegen. Viele, zum Beispiel Ton- und Lichttechniker oder andere Fachleute in unserem Bereich, haben sich notgedrungen andere Jobs gesucht. Da haben einige sehr gelitten und müssen überzeugt werden, zurückzukehren – erst recht, da weiterhin das Risiko besteht, dass Konzerte kurzfristig doch ausfallen. Auch die Hygienemaßnahmen kosten natürlich Geld. All das wird sich zwangsläufig in weiter steigenden Ticketpreisen ausdrücken.

Zusätzlich zur Basis Ticketing haben Sie ja schon kurz nach dem Börsengang unter anderem Marek Lieberbergs Konzertagentur übernommen. Heute gehören 36 Veranstalter zum Konzern, zudem betreiben Sie hierzulande große Spielstätten wie die Lanxess Arena und die Berliner Waldbühne. Ist das Veranstaltungsgeschäft im großen Stil nur sinnvoll, wenn man auf allen drei Feldern präsent ist?

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