Nachrichten

#„Ich kenne keine Zahlen, die das belegen“

„Ich kenne keine Zahlen, die das belegen“

Zwei Tage vor Abschluss der Olympischen Spiele in Tokio hat der Präsident des Internationalen Olympischen Komitees (IOC), Thomas Bach, eine ausgesprochen positive Bilanz gezogen. Die Spiele hätten seine Erwartungen weit übertroffen, sagte Bach vor Journalisten und betonte, dass die Schutzmaßnahmen gegen das Coronavirus gewirkt haben. Er lobte besonders die Athleten, die den Spielen ohne Zuschauer unter den Bedingungen der Corona-Pandemie eine Seele gegeben hätten.

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Nach der Entscheidung, zum Corona-Schutz auf Zuschauer weitgehend zu verzichten, sei er besorgt gewesen, dass es Spiele ohne Seele würden, sagte Bach. „Aber glücklicherweise ist das, was wir hier sehen, ganz anders, weil die Athleten diesen Olympischen Spielen eine großartige olympische Seele verliehen haben.“ Der IOC-Präsident führte das auf die Freude der Sportler zurück, sich endlich wieder zu sehen, und auf die Freude darüber, dass die Spiele doch hätten stattfinden können.

Olympia war im vergangenen Jahr nach dem Ausbruch der Corona-Pandemie um ein Jahr verschoben worden. Bach erklärte abermals, dass die Verschiebung eine Entscheidung der Gastgeber gewesen sei. Das IOC hätte finanziell auch gut mit einer Absage leben können, betonte der IOC-Präsident, weil es dann auf Versicherer zurückgegriffen hätte.

Welche Rolle spielte Olympia bei der Ausbreitung von Corona?

In der Pandemie sei es die Mission und Aufgabe des IOC gewesen, Olympia in Kooperation mit den Gastgebern sicher zu machen, sagte Bach. „Alle Zahlen bestätigen, dass das Konzept der Anti-Corona-Maßnahmen funktioniert hat.“ Die Veranstalter haben seit Anfang Juli 382 Infektionsfälle unter Athleten und an den Spielen beteiligten Personen registriert. Der Großteil davon entfällt auf Einwohner von Japan, die für die Spiele arbeiten. Bei den Einreisetests der 42.500 olympischen Gäste wurden in weniger als 0,1 Prozent der Fälle Coronainfektionen festgestellt. Zu den positiv getesteten Athleten gehörte auch der Radprofi Simon Geschke.

Während der zwei olympischen Wochen sind in Tokio die Infektionszahlen drastisch gestiegen. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg von etwa 70 auf rund 190 Infektionen je 100.000 Einwohner. Ein Grund dafür ist das schnelle Vordringen der Delta-Variante des Coronavirus. Zuletzt erreichte die Zahl der täglichen Infektionen in Tokio mehr als 5000. Die Sorge vor einem Kollaps des Gesundheitssystems wächst. Mediziner in Japan und auch der oberste Corona-Berater der Regierung, Shigeru Omi, warnen, dass die Olympischen Spiele „sehr wohl Einfluss auf das Bewusstsein der Menschen hätten“ und über indirekte Effekte den Anstieg der Infektionszahlen in Japan beschleunigen könnten.

Bach wies solche Sorgen und eine eventuelle Verantwortung des IOC auf Nachfrage der F.A.Z. brüsk zurück. „Diese Behauptungen von indirekten Effekten sind ziemlich unbegründet. Ich kenne keine Zahlen, die das belegen“, sagte der 67-Jährige. Er könne nur auf die Aussagen von Japans Ministerpräsident Yoshihide Suga und Tokios Gouverneurin Yuriko Koike verweisen, die versichert hätten, es gebe weder einen direkten noch indirekten Einfluss der Sommerspiele auf die Corona-Situation in der Hauptstadt.

Keine Hiroshima-Gedenkminute im Rahmen der Spiele

Mit indirekten Effekten ist gemeint, dass das Krisenbewusstsein leide und gerade jüngere Japaner die Anti-Virus-Maßnahmen nicht mehr so stark beachteten, weil die Olympischen Spiele mit ihren zahlreichen im Fernsehen übertragenen Wettkämpfen ein größeres Gefühl der Normalität ausstrahlten. Tatsache ist, dass im beliebten Ausgehviertel der Hauptstadt abends und nachts mehr Menschen unterwegs sind als in früheren Virus-Notständen und dass die frühe Sperrstunde nicht mehr so stark eingehalten wird. Zumindest zum Teil spiegeln diese veränderten Verhaltensweisen auch eine generelle Corona-Müdigkeit.

Suga bekräftigte am Freitag in Hiroshima seine Einschätzung, dass die Olympischen Spiele in Tokio nicht zur weiteren Verbreitung des Coronavirus in der Hauptstadt beigetragen hätten. Suga war in Hiroshima wegen der Zeremonie zum Gedenken an die Explosion einer amerikanischen Atombombe am 6. August vor 76 Jahren. Das IOC wird in der Stadt scharf kritisiert, weil es der Bitte um eine Gedenkminute während der Spiele nicht entsprochen hatte.

Suga sage, dass am Sonntag im Kreis der japanischen Organisatoren und Gastgeber mit dem Internationalen Paralympischen Komitee und dem Internationalen Olympischen Komitee darüber entschieden werde, ob die für später im August geplanten Paralympischen Spiele mit oder ohne Zuschauer stattfinden können. Die Hauptstadt Tokio wird nach derzeitigem Stand zumindest in den ersten Tagen der Paralympischen Spiele noch dem Virus-Notstand unterliegen.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!