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#„Ich war süß und hübsch“

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„Ich war süß und hübsch“

Michel Houellebecq schreibt keine autobiographischen Bücher. Das heißt nicht, dass es in seinem Werk keine autobiographischen Bezüge gäbe. Es gibt sogar sehr viele – allen voran die Tatsache, dass er die Hauptfiguren seiner Romane gerne Michel nennt und sie eine deutliche Ähnlichkeit mit ihrem Erfinder haben. Zugleich achtet er aber darauf, dass die Ähnlichkeiten nicht zu groß werden und immer genügend Spielraum bleibt für jene Ambiguität, die ihn an der Literatur interessiert. Eine Ausnahme hat er allerdings gemacht. Oder hat sich dazu hinreißen lassen, etwas über sein Leben festzuhalten – und zwar in Form eines Tagebuchs. Es sind nur ein paar Tage, einer im Februar – genauer gesagt der 26. Februar 2005, der 47. Geburtstag von Michel Houellebecq – und ein paar aufeinanderfolgende Augusttage im selben Jahr. Houellebecq hat gerade das Manuskript seines Romans „Möglichkeit einer Insel“ abgeschlossen und an seinen Verleger geschickt. Er ist überzeugt, ein „Meisterwerk“ abgeliefert zu haben, und weiß auch, dass sein Leben ihm jetzt leer vorkommen wird. Die autobiographische Notiz, die er zu schreiben beginnt, erscheint, zusammen mit anderen bisher unveröffentlichten Texten von ihm und vielen Beiträgen über den Autor, jetzt zum ersten Mal auf Deutsch in dem von Agathe Novak-Lechevalier herausgegebenen Band „Michel Houellebecq“. Wir veröffentlichen einen Auszug. jia

20. August 2005. 3 Uhr morgens.

Ich wurde 1956 oder 1958 geboren, genau weiß ich das nicht. Wahrscheinlicher ist 1958. Meine Mutter hat mir immer erzählt, sie habe meine Geburtsurkunde gefälscht, damit ich schon mit vier Jahren und nicht erst mit sechs Jahren hätte eingeschult werden können. Ich vermute, damals gab es noch keine Vorschule. Sie hatte sich eingeredet, ich sei hochbegabt, denn anscheinend hatte ich mir im Alter von drei Jahren mit Kinderwürfeln das Lesen selbst beigebracht, und als sie eines Abends nach Hause kam, traf sie mich zu ihrer Überraschung dabei an, wie ich in aller Ruhe die Zeitung las.

Es besteht kein Zweifel daran, dass sie über die Möglichkeiten verfügte, es zu tun: Die Personenstandsurkunden waren handschriftlich und unpräzise, und damals auf La Réunion gehörte sie nun wahrlich zu den Honoratioren, verfügte über Beziehungen zu einflussreichen Personen (eine meiner ersten Kindheitserinnerungen ist die an einen Empfang auf einem riesigen Anwesen mit üppigen Pflanzen, weiß gekleideten Dienern, einem privaten Kinosaal, wo man uns Zeichentrickfilme vorgeführt hatte . . . eine Filmszene).

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