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#„Ich will ins Restaurant gehen, ohne geimpft zu sein“

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„Ich will ins Restaurant gehen, ohne geimpft zu sein“

Schon von weitem sind die Rufe der Demonstranten zu hören: „Liberté, liberté!“. Als die Menschenmenge am Bahnhof von Chambéry vorbeizieht, wird klar, welche „Freiheit“ gemeint ist. Die Leute tragen keine Masken und sie halten Plakate hoch, auf denen steht, „Ohne Impfung“. Eine Frau, die sich als Evelyne vorstellt, brüllt ins Megafon: „Ich klage die Regierung an, unsere Freiheitsrechte zu verletzen. Ich will das Recht zurück, normal zu leben. Ich will meine Enkelin ohne Gesundheitspass ins Schwimmbad bringen. Ich will ins Restaurant gehen, ohne geimpft zu sein. Ich will mich nicht erpressen lassen“. „Freiheit, Freiheit“, erwidert der Sprechchor. Auf Spruchbändern steht „Nein zum Gesundheitspass“ und „Ich bin kein QR-Code“.

Seit dem 21. Juli müssen sich Franzosen mit einem „Gesundheitspass“ ausweisen, um ins Kino, ins Theater, ins Konzert oder ins Schwimmbad zu gehen. In dem „pass sanitaire“ wird der Nachweis über eine vollständige Impfung oder einfache Impfung bei Genesung zusammengefasst. Ungeimpfte müssen stattdessen ein negatives Testergebnis vorweisen. Bald soll der Gesundheitspass auch auf Cafés, Restaurants, Bars und Fernreisen im Zug, Bus oder Flugzeug ausgeweitet werden.

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In Chambéry will der Demonstrationszug schier kein Ende nehmen. Gut 5000 Demonstranten, schreibt die Lokalzeitung „Dauphiné Libéré“ am Sonntag, hätten sich laut Polizeiangaben versammelt. Mitten in den Sommerferien ist fast ein Zehntel der gut 50.000 Einwohner zählenden Stadt auf den Beinen. Überall im Land hat die sogenannte Anti-Vax-Bewegung Leute mobilisiert, obwohl eine „Delta-Welle“ über Frankreich schwappt und die Infektionszahlen rasant steigen. Der Gründer der Impf-App „Vite ma dose“, Guillaume Rozier, hat errechnet, dass bei gleichbleibendem Wachstum der Infektionszahlen sich in drei Wochen täglich 343.000 Menschen anstecken werden. Doch die Furcht vor neuen Überlastung in den Krankenhäusern und neuen Toten ficht die Anti-Vax-Bewegung nicht an.

Macron ermahnt Demonstranten

In Paris protestierten laut Angaben des Innenministeriums 11.000; im ganzen Land waren es am Samstag 161.000. Aus dem 15.000 Kilometer fernen Tahiti, wo er sich zu einem Besuch aufhält, appellierte Präsident Emmanuel Macron an das Verantwortungsbewusstsein seiner Landsleute. „Freiheit beruht immer auf Gegenseitigkeit“, mahnte er. „Wenn Sie morgen ihren Vater oder ihre Mutter infizieren, dann sind sie Opfer ihrer Freiheit. Dabei haben wir die Möglichkeit uns und andere zu schützen“, sagte Macron. „Was sie fordern, ist nicht Freiheit, sondern Egoismus und Verantwortungslosigkeit“, hielt er den Impfgegnern vor.

Nicht nur auf der Straße gibt es Widerstand gegen die Gesetzesänderung, die in der Nacht zu Freitag in erster Lesung von der Nationalversammlung angenommen wurde. Die Senatoren haben den Entwurf in wesentlichen Punkten geändert. So wollen sie Minderjährige vom Gesundheitspass ausnehmen und die Passpflicht erst vom 15. September an auf alle Personen ausweiten, die Publikum empfangen. Gemeint sind Kellner, Verkäufer oder Friseure. Die zweite Parlamentskammer änderte auch die Vorschrift, auf Außenterrassen von Cafés und Restaurants den Gesundheitspass zu kontrollieren. Das sei angesichts der geringen Infektionsgefahr im Freien nicht nötig. Mit einer Mehrheit von 199 Stimmen bei 123 Gegenstimmen nahm der Senat den geänderten Gesetzentwurf in der Nacht zu Sonntag an. Jetzt muss ein Vermittlungsausschuss klären, wie es weitergeht. Der ehrgeizige Zeitplan Präsident Macrons, der schon zum 1. August den Gesundheitspass in der Gastronomie und im Transportwesen einführen wollte, ist aus dem Ruder gelaufen.

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