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#„Ich will keine zentrale Bildungspolitik“

„Ich will keine zentrale Bildungspolitik“

Frau Ministerin, Sie haben gerade Ihr Amt von Ihrer Vorgängerin Anja Karliczek übernommen, welches sind Ihre vordringlichen Projekte?

Heike Schmoll

Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.

Wir sind das Chancenministerium. Im Bildungsbereich müssen wir daher beim Digitalpakt nachsteuern und die Beantragung der Mittel entbürokratisieren, damit die Schulen schneller an das Geld kommen. Außerdem wollen wir den Digitalpakt 2.0 auf den Weg bringen, um Ländern und Kommunen eine verlässliche Finanzierung zu sichern. Bei der Forschung wollen wir möglichst rasch die Agentur für Sprung­innovationen voranbringen. Sie soll ein hohes Maß an Freiheit mit regelmäßigen Evaluationen kombinieren.

Das von Ihnen geplante Kooperationsgebot zwischen Bund und Ländern wünschen sich die Länder im Grunde ja auch. Gleichzeitig wollen sie an ihren verfassungsrechtlichen Zuständigkeiten festhalten, die vor allem in der Bildung liegen. Mit welchen Erwartungen gehen Sie ins Gespräch mit der Kultusministerkonferenz? Wollen Sie eine Verfassungsänderung erreichen?

Persönlich hätte ich nichts gegen eine Verfassungsänderung. Unser Ziel ist es, eine sinnvolle Aufgabenteilung zu finden, die den Schulen mehr Selb­ständigkeit als heute lässt. So etwas gibt es beispielsweise in den Niederlanden, in Deutschland dürfen sie hauptsächlich über Bürokratie entscheiden. Der Bund bietet bei den übergreifenden Themen wie Digitalisierung oder Forschung und Innovation im Bildungswesen seine Kooperation an. Das muss nicht jedes Bundesland selbst machen. Natürlich müssen wir es dann gemeinsam mit den Ländern verantworten. Ich will keine zentrale Bildungspolitik in Deutschland. Wir teilen ein Ziel. Ich bin überzeugt, dass wir Mitstreiter dafür finden.

Begreift sich als Chancenministerin: Stark-Watzinger


Begreift sich als Chancenministerin: Stark-Watzinger
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Bild: Jens Gyarmaty

Ihre ersten Gesprächspartner beim neuen Digitalpakt werden also die Kultusminister sein?

Genau. Zunächst einmal geht es konkret um den Digitalpakt, aber ich möchte darüber hinaus ein Vertrauensverhältnis zu den Ländern aufbauen.

Nach den Schulen sollen nun auch die Hochschulen mit einem eigenen Programm digitalisiert werden. In Forschung und Verwaltung wird das seit Langem getan, die akademische Lehre hat während der Pandemie einen Crashkurs absolvieren müssen. Ist digitalisierte Lehre ein Provisorium oder die Zukunft?

Wir sind immer noch in Phase eins der Digitalisierung der Hochschullehre. Man hat es geschafft, Vorlesungen digital abzubilden, teilweise ist man auch schon etwas weiter. Das ist aber sicher noch nicht das Ende. Andererseits hat digitale Lehre auch ihre Grenzen. Es fehlen die persönliche Begegnung, der spontane Austausch und dadurch auch Inspiration und Innovation. Es gab im Corona-Sommer beispielsweise nur einen Sommer-Hit. Sonst waren es immer um die zehn. Warum? Weil der Austausch nicht da war. Gerade in der Lebensphase, in der man zum ersten Mal von zu Hause weg ist, braucht man die soziale Komponente. Wann lernt man am besten? Wenn man emotional davon betroffen ist. Die Frage ist also, wie man digitale Geräte zielbringend einsetzt. Das wäre dann Phase zwei der Digitalisierung: nicht nur streamen, sondern Digitalisierung effizient ­einsetzen, auch beim individuellen Lernen.

Ein anderes Thema, auf das der Koalitionsvertrag Wert legt, sind Ausgründungen. Deutschland gehört in manchen wissenschaftlichen Disziplinen wie der Informatik zur Weltspitze, das entsprechende Know-how wandert wegen der vielen bürokratischen Auflagen aber ins Ausland ab. Wie wollen Sie den Trend aufhalten?

Wir wollen Experimentierräume um die wissenschaftlichen Leuchttürme schaffen, die wir schon haben. Dort wollen wir den Transfer wissenschaftlicher Ideen in Produkte und Fortschritt forcieren und dafür auch Bürokratie abbauen.

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