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#„Ich will Strukturen aufbrechen“

„Ich will Strukturen aufbrechen“

Frau Kaiser, Ihre Karriere scheint ja wie am Schnürchen gelaufen zu sein. Sind Sie außergewöhnlich ehrgeizig?

Das müssten Sie wohl meine ehemaligen Kommilitonen und meine Kollegen fragen (lacht). Ich glaube, ich habe meine Zeit einfach gut genutzt, und ich habe Menschen treffen dürfen, die mich gefördert haben. Mir war es immer wichtig, nicht „nur“ zu studieren, sondern auch andere Sachen zu machen, zum Beispiel Berufserfahrung zu sammeln oder meine Eltern auf ihrem Hof zu unterstützen. Ganz ehrlich: Mir selbst kommt es gar nicht so vor, als hätte ich besonders früh Karriere gemacht. Es hat sich einfach irgendwie entwickelt.

Wird Ihnen denn im Arbeitsalltag manchmal bewusst, dass Sie jünger sind als andere Uni-Kanzler?

Eigentlich meist, wenn man mich von außen darauf aufmerksam macht. Natürlich auch oft in Verbindung damit, dass ich eine Frau bin. Die Medien berichten darüber, und in Begrüßungsreden wird das oft thematisiert.

Stört Sie das?

Nein, das kann ich nicht so sagen. Es ist aber ein schmaler Grat: Einerseits ist das Thema eben präsent und eine Frage, die im Raum steht. Gerade als Sozialwissenschaftlerin interessiert es mich selbst immer wieder, wie die Wege anderer junger Frauen sind, die in bestimmte Positionen gekommen sind. Und ich finde es auch gut, wenn man dafür sensibilisiert, dass nur wenige Frauen in meiner Position sind.

Aber?

Andererseits sollte es 2021 meiner Meinung nach keine allzu große Sache mehr sein, wenn jemand als Frau und mit 33 Jahren Uni-Kanzlerin wird. Mir ist es wichtig, dass nicht nur das im Fokus des Interesses steht. An meiner Universität in Bayreuth habe ich das Gefühl, dass mein Alter und mein Geschlecht wenig Thema sind. Das hat aber natürlich auch den Grund, dass man mich dort schon kennt, weil ich zum Beispiel Referentin meines Vorgängers war.

Es gibt ja nicht nur wenige Uni-Kanzlerinnen, das ganze Hochschulwesen gilt ja als männerdominierte Branche.

Das stimmt. Mich selbst stört das aber nicht. Das kann auch daran liegen, dass ich in der Landwirtschaft groß geworden bin, wo es üblicherweise auch nicht viele Frauen gibt. Aber meine Mutter hat damals größtenteils den Betrieb geschmissen; ich habe also gesehen, wie es ist, seinen eigenen Weg zu finden. Gerade deshalb freue ich mich, dass ich auch in der Hochschullandschaft dazu beitragen kann, Strukturen aufzubrechen.

Sehen Sie sich als Vorbild für andere junge Frauen an der Universität?

So richtig verinnerlicht habe ich das nicht. Aber mir ist bewusst, dass es schon ein paar Frauen gibt, die es motiviert, mich in meinem Amt zu sehen. Das merke ich zum Beispiel in Gesprächen mit Juniorprofessorinnen. Oder damals, als bekannt wurde, dass ich Kanzlerin der Uni Bayreuth werde: Da haben sich schon viele Kolleginnen für mich gefreut und mir gratuliert.

Sie haben schon während Ihres Studiums zahlreiche Praktika und Nebenjobs an Hochschulen gemacht. War es schon damals Ihr Traumjob, Kanzlerin zu werden?

Nein, das kann ich so nicht sagen, aber durch meine Tätigkeiten in der Studierendenvertretung und später im Career Service der Universität Erlangen-Nürnberg konnte ich es mir mit der Zeit immer besser vorstellen, auch langfristig an einer Hochschule zu arbeiten.

Klingt, als hätte sich da sehr viel zufällig entwickelt.

Na ja, mir war es schon wichtig, neben dem Studium einen Nebenjob zu haben, der mich fachlich weiterbringt. Ich habe gerne die Chance genutzt, mich mit Dingen zu beschäftigen, für die ich mich interessiere. Und das hat dann so seinen Lauf genommen. Ich habe zum Beispiel gar nicht konkret geplant zu promovieren. Da ist einfach eine Stelle als Elternzeitvertretung frei geworden, und ich habe die Chance ergriffen. Aber so sehen ja die meisten Karrierewege aus.

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