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#Idar-Oberstein: Allgegenwärtige Enthemmung – Kommentar

Idar-Oberstein: Allgegenwärtige Enthemmung – Kommentar

Die Tat von Idar-Oberstein muss nichts mit Politik, mit Extremismus, mit der Corona-Politik zu tun haben, um fassungslos zu machen. Einen Menschen zu erschießen, weil er auf die Einhaltung einer einfachen Regel pocht, zeigt ein Maß an Aggressivität, das eine Gesellschaft aufrütteln muss.

Da es in diesem Fall um den Mundschutz ging und weil der Tatverdächtige seine Abneigung gegen die Corona-Maßnahmen als Grund für das offenbar kühl berechnete Verbrechen nannte, liegt der Verdacht nahe, hier handele es sich um einen verbrecherischen Akt des Querdenkertums. Doch der Mundschutz, die Corona-Politik können auch nur der Anlass gewesen sein, der Grund kann ganz woanders liegen.

Woanders heißt aber nicht, dass Tat und Tatmotiv dadurch schon harmloser wären. Der Student, der sich in der Tankstelle ein Zubrot verdient hat, ist Opfer einer Gewalt geworden, die mit dem Wort „ausbricht“ falsch beschrieben wäre. Sie lauert unter der Oberfläche und droht zum gesellschaftlichen Alltag Deutschlands zu werden. Ein falsches Wort, ein falscher Blick, ein falscher Schritt und schon bricht das dünne Eis der Zivilisation. Jeder kennt das Phänomen, weil die Enthemmung mittlerweile allgegenwärtig ist.

Die Frage ist, was Ursprung, was Folge ist: die politische Radikalität, die in die Erbarmungslosigkeit führt, oder, was das Zeug zum Massenphänomen hat, die aufgeladene und elektrisierte Nervosität, die alltägliche Gnadenlosigkeit, die für politische Irrationalität empfänglich ist und im Extremismus enden kann. Wie die Reaktionen auf das Verbrechen zeigen: Der Rechtsextremismus weiß diese Strömung für seine Zwecke sehr gut auszunutzen.

Solange die Hintergründe der Tat von Idar-Oberstein nicht aufgeklärt sind, werden sich Schlussfolgerungen aus einem neuen Fall von Hasskriminalität in Grenzen halten müssen. Die Zeit der Pandemie aber zeigt, dass Beschränkungen der Freiheit nicht nur das berechtigte Bedürfnis nach deren Wiederherstellung weckt, sondern auch das unterschwellig vorhandene Verlangen nach rücksichtsloser Freiheit mit blindwütigem Egoismus freisetzt. Man muss nicht nach Idar-Oberstein schauen, um zu wissen, dass solcher „Extremismus“ in Bestialität enden kann.

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