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#Im Dialog mit einem Putin-Versteher

„Im Dialog mit einem Putin-Versteher“

Ein Krieg tobt in Europa, der näher an der deutschen Hauptstadt ist als das Kolosseum in Rom. Entscheidungen, die lange Zeit als unumstößlich galten, müssen im Angesicht der russischen Aggression gegen die Ukraine neu verhandelt werden. War der Atomausstieg falsch? Muss Deutschland jetzt aufrüsten? Sollte die Wehrpflicht wieder eingeführt werden? Über diese und weitere Fragen diskutieren Teilnehmer der Debattenaktion „Deutschland spricht“. Weder Wohnort, noch Alter oder Bildungsgrad entscheiden darüber, wer miteinander spricht. Einzig kontroverse Ansichten zählen, wenn der Algorithmus darüber entscheidet, wer zu einem Streitgespräch zusammenkommt.

So trifft Putin-Versteher auf Pazifistin und Beamtin aus Berlin auf Arbeiter aus Augsburg: Abermals kommen die Streitpartner in Videokonferenzen zusammen. Die örtliche Unabhängigkeit ermöglicht es Diskutanten aus den unterschiedlichsten Ecken und Milieus des Landes, ihren Dialog ohne großen Aufwand zu beginnen. Von nun an bis voraussichtlich Herbst können sich alle Leserinnen und Leser der F.A.Z. über die Fragen in unseren Texten auf FAZ.NET. Wer sich einmal durch die Beantwortung aller acht Fragen anmeldet, kann sich jede Woche mit einem neuen Gesprächspartner verknüpfen lassen. Das rollierende System bleibt bestehen – so wird der Teilnehmerpool stetig größer.




Kreisten bei der Aktion 2021 die Streitfragen noch um die Corona-Pandemie, die Besteuerung von Benzin und den Sinn und Zweck des Genderns, geht es 2022 ausschließlich um den Ukrainekrieg und dessen Auswirkungen. Die russische Invasion in die Ukraine ist auch ein Konflikt Russlands mit dem Westen. Schien es bis vor Kurzem noch unwahrscheinlich, dass Deutschland auch schwere Waffen an die Ukraine liefert, will die Ampelregierung nun auch Panzer schicken. Ist das die „Zeitenwende“, von der Kanzler Olaf Scholz bereits im Februar sprach? Deutschland sucht nach einem anderen Selbstverständnis, indem es seine Außenpolitik neu ausrichtet. Aber ist die Entscheidung, schwere Waffen zu liefern, richtig oder eine Gefahr für den Frieden in unserem Land? Auch diese Frage kommt bei „Deutschland spricht“ auf den Tisch. Weil in Kriegszeiten aber kaum etwas feststeht, tun es auch unsere Fragen nicht. Die acht Debattenfragen werden regelmäßig aktualisiert, damit die Streitgespräche unser Leserinnen und Leser stets am Puls der Zeit sind.

Im Dialog Brücken bauen

Kriegs- und Krisenzeiten stellen alte Gewissheiten in Frage. Ein russischer Angriffskrieg schien vielen Deutschen undenkbar, bis die ersten russischen Panzer auf ukrainischem Boden rollten. Andere warnten schon länger, der Dialog mit Putin sei nicht zielführend. Während Daniela Bergelt, Beamtin und Teilnehmerin der Aktion im vergangenen Jahr, bereits im Mai 2021 sagte: „Sanktionen sind die einzige Sprache, die man im Kreml versteht“, war ihr zugeloster Gesprächspartner, der Autohausinhaber Tomas Bilic, der Meinung: „Die Verhältnisse in Russland sind andere. Es ist schwer von hier aus darüber zu urteilen“. Journalist Martin Benninghoff sagte im vergangenen Jahr: „Wir sollten sowohl zu Amerika als auch zu Russland freundschaftliche Beziehungen pflegen.“ Ähnlich wie Bilic und Benninghoff sahen das 2021 vor allem die Menschen vom Land, die sich damals nur zu knapp 41 Prozent dafür aussprachen, die Sanktionen gegen Russland zu verschärfen. In der Gruppe der unter 30-Jährigen befürworteten gut 60 Prozent schärfere Sanktionen.

Nunmehr zum vierten Mal sind die F.A.Z. und ihre Leserinnen und Leser Teil von „Deutschland spricht“. Das Konzept zur Aktion entwickelte ursprünglich „Zeit Online“, die seither jedes Jahr aufs Neue verschiedene Partnermedien dazu einlädt, die Aktion mitzugestalten. 2021 meldeten sich rund 14 000 Menschen zur Debattenaktion an, wobei der Anteil der Städter deutlich gegenüber den Teilnehmern vom Land überwog. Durchschnittlich waren die Diskutanten im vergangenen Jahr 48,9 Jahre alt. Abermals haben die Diskutanten in diesem Jahr die Chance, im Anschluss an das Streitgespräch ihre Erfahrung zu bewerten. Obwohl der Algorithmus auch 2021 ausschließlich Menschen mit diametral verschiedenen Haltungen zusammenführte, sagten damals 58 Prozent, sie wollten mit ihrem Gegenüber in Kontakt bleiben.

Ein Thema, das die Deutschen seit jeher umtreibt, ist das Auto. Im letzten Jahr sprachen sich noch knapp die Hälfte der Diskutanten dafür aus, Benzin stärker zu besteuern. Doch der Krieg und die Sorge vor Engpässen lassen die Preise in die Höhe schießen. 1,31 Euro kostet ein Liter Diesel im März 2021 im Monatsmittel, im März dieses Jahres waren es satte 2,14 Euro. Und einmal mehr kam es anders: Die Steuer auf Benzin soll sinken, so sieht es das Entlastungspaket der Regierung vor. Aber heißt das auch: „Weiter so“? Oder sollte Deutschland nicht als letztes europäisches Land ein Tempolimit auf seinen Autobahnen einführen, um Treibstoff und damit Energie zu sparen? Auch diese kontroverse Frage wird unsere Leserschaft spalten.

Es wird gestritten werden und manch einer mag auf Unverständnis stoßen. Der Ukrainekrieg zeigt, dass nicht jeder Konflikt im Dialog beigelegt werden kann. Doch bleibt er das beste Mittel, das wir haben, um Brücken zu bauen.

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