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#Im Juli könnten die Zinsen steigen

„Im Juli könnten die Zinsen steigen“

Aus der Europäischen Zentralbank (EZB) mehren sich die Stimmen, die für eine rasche Zinserhöhung auch im Euroraum plädieren. Das hat am Donnerstag den Euro gegenüber dem Dollar deutlich steigen lassen auf mehr als 1,09 Dollar und zugleich die Zinsen am europäischen Anleihemarkt hochgetrieben. Mit der Bundesanleihe mit zehn Jahren Laufzeit haben zuletzt auch die Bauzinsen in Deutschland eine beeindruckende Rally hingelegt auf mittlerweile 2,38 Prozent für Baudarlehen mit zehn Jahren Zinsbindung – noch vor Kurzem lagen diese nur knapp über null Prozent.

Das alles zeigt, dass die Zinswende auch in Europa keine Frage des Ob, sondern nur noch eine des Wann ist. Nicht nur einzelne Gouverneure aus Euroländern drängeln mittlerweile. Am Donnerstag hat mit EZB-Vizepräsident Luis de Guindos nun auch offiziell ein Mitglied des Direktoriums der Notenbank in einem Interview gesagt, dass die EZB den Kauf neuer Anleihen im Juli beenden und noch im selben Monat die Zinsen erhöhen könnte.

Das widerspräche zwar nicht der bisherigen Kommunikation der EZB, es wäre aber doch der dabei kürzestmögliche Zeitpunkt. Ähnlich hatte sich schon am Mittwoch Bundesbankpräsident Joachim Nagel auf der Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF) geäußert. Er hatte ein Auslaufen der Anleihekäufe zum Ende des zweiten Quartals, also im Juni, und erste Zinserhöhungen im Juli als möglich beschrieben. Auch das lettische Ratsmitglied Martins Kazaks sagte: „Eine Zinserhöhung im Juli ist möglich.“ Ratsmitglied Pierre Wunsch aus Belgien führte aus, ein Zinsschritt im Juli sei „sicherlich ein Szenario, das ich in Betracht ziehen würde“.

EZB-Vizepräsident Luis de Guindos


EZB-Vizepräsident Luis de Guindos
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Bild: dpa

Immerhin ist die Inflation im Euroraum im März auf ein Rekordhoch seit Bestehen der Währungsunion von 7,4 Prozent geklettert. Eine erste Schätzung vom Monatsanfang hat das europäische Statistikamt Eurostat am Donnerstag von 7,5 Prozent aus zwar leicht nach unten korrigiert. Die Inflation liegt damit gleichwohl deutlich über dem mittelfristigen Ziel der EZB von 2 Prozent. Besonders stark verteuerte sich Energie mit plus 44 Prozent. Die Preise für Lebensmittel, Alkohol und Tabak stiegen um 5 Prozent, die für Dienstleistungen um 2,7 Prozent. In einzelnen Eurostaaten wie den baltischen Ländern, aber auch den Niederlanden, sind die Inflationsraten schon zweistellig. An der Spitze steht nun Litauen mit 15,6 Prozent. Für den Fall eines Gasembargos prognostizierte Bundesbankpräsident Nagel auch für Deutschland Inflationsraten zumindest dicht an zweistelligen Werten.

Bundesbankpräsident Joachim Nagel


Bundesbankpräsident Joachim Nagel
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Bild: dpa

Bisher wurde eine Zinserhöhung im Euroraum an den Finanzmärkten im Herbst erwartet. Mit den Hinweisen auf einen früheren Zinsschritt verstärkte sich am Devisenmarkt die Nachfrage nach dem Euro – dies war der Grund für einen Kursanstieg gegenüber dem Dollar. Zuvor hatte die unterschiedliche Ausrichtung der Geldpolitik zwischen Amerika und Europa die Gemeinschaftswährung belastet. Der Euro war Mitte des Monats zum Dollar auf den tiefsten Stand seit Frühjahr 2020 gefallen. Während die amerikanische Notenbank Federal Re­serve die geldpolitische Wende vollzogen und im März eine erste Zinserhöhung beschlossen hatte, wurde der Euro durch das Zögern der EZB belastet.

EZB-Präsidentin Christine Lagarde


EZB-Präsidentin Christine Lagarde
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Bild: dpa

Ein stärkerer Euro würde zwar der deutschen Exportwirtschaft das Geschäft tendenziell erschweren, weil ihre Waren auf den Weltmärkten teurer würden. Die aktuellen Schwierigkeiten mit hohen Energiepreisen könnten aber etwas abgefedert werden, wenn ein stärkerer Euro die Importe günstiger machte. Das hat Clemens Fuest, der Präsident des Ifo-Instituts, noch einmal in der Talkshow von Markus Lanz hervorgehoben: „Wenn der Euro stabilisiert wird, werden viele Importe billiger, und das hilft auch gegen die Inflation.“

Holger Schmieding, Chefvolkswirt der Berenberg-Bank, äußerte sich vorsichtig zu der Frage, ob er jetzt fest mit einer Zinserhöhung im Juli rechne. Das Meinungsspektrum im EZB-Rat sei doch noch groß, meinte er. Ein Kompromiss könnte vielleicht eine Zinserhöhung im September sein, sagte Schmieding. Bislang hatte die EZB ein Ende der Nettoanleihekäufe im dritten Quartal, also den Monaten Juli bis September, in Aussicht gestellt und erste Zinserhöhungen „einige Zeit danach“ – was nach den Ausführungen von EZB-Präsidentin Christine Lagarde sowohl eine Woche danach als auch einige Monate später bedeuten könnte. Lagarde hatte für die nächste geldpolitische Sitzung des EZB-Rates am 9. Juni konkrete Entscheidungen in Aussicht gestellt, wann die Nettoanleihekäufe enden sollen.

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