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#Im Test! Digimon Survive

„Im Test! Digimon Survive“


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Titel Digimon Survive
Japan 28. Juli 2022
Bandai Namco Entertainment
Nordamerika 29. Juli 2022
Bandai Namco Entertainment
Europa 29. Juli 2022
Bandai Namco Entertainment
System Nintendo Switch, PlayStation 4, PCs, Xbox One
Getestet für Nintendo Switch
Entwickler HYDE
Genres Visual Novel, Strategie-Rollenspiel (SRPG)
Texte
Deutschland Nordamerika Japan
Vertonung Japan

Digimon Survive hatte einen holprigen Start. Zur Veröffentlichung gab es keine professionellen Reviews und auf Metacritic hagelte es negative Bewertungen. Der Grund? Viele Fans erwarteten vor allem ein strategisches Rollenspiel mit den digitalen Monstern und bekamen stattdessen eine Visual Novel vorgesetzt, bei der deutlich mehr gelesen als gekämpft oder taktiert wird. Ob der Digimon-Titel die vielen spannenden Spiele-Veröffentlichungen dieses Jahres trotz Startschwierigkeiten überlebt, erzählen wir euch hier.

Gestrandet in der digitalen Welt

Die Handlung von Digimon Survive beginnt nicht untypisch für das Franchise. Eine Gruppe von Kindern und Jugendlichen strandet in der Digiwelt und möchte erst einmal herausfinden, wie sie diese verlassen können. Nach der Vorstellung grundlegender Spielmechaniken des Visual-Novel-Teils lernt ihr auch schon bald eure Digimon-Partner kennen. Bei Protagonist Takuma handelt es sich dabei um Agumon – ebenfalls nichts Untypisches.

Neuer und aufregender wird es hingegen bei der Stimmung des Spiels. Trotz den schönen Momenten mit euren Freunden und Digimon fällt die Handlung düsterer als gewohnt aus. Zwar behandelten die alten Digimon-Adventure-Serien ebenfalls ernstere Themen und doch ist das kaum mit Digimon Survive zu vergleichen.

Die Handlung würde ich hier definitiv als ernster und erwachsener betrachten, was ich als schön empfand. Das Spiel behielt mich so gebannt vor dem Bildschirm der Konsole und lieferte auch den einen oder anderen Schockmoment.

Beinahe reine Visual Novel

»Trotz den schönen Momenten mit euren Freunden und Digimon fällt die Handlung düsterer als gewohnt aus. Das Spiel behielt mich so gebannt vor dem Bildschirm der Konsole und lieferte auch den einen oder anderen Schockmoment.«

Ohne auf die Handlung einzugehen – da ihr diese wirklich am besten selbst erlebt – wird euch diese in Form einer klassischen Visual Novel erzählt. Konkret bedeutet dies, dass ihr euch durch viele Textboxen klickt und ab und zu Entscheidungen trefft, welche das Ende (genauer die letzten vier Kapitel) beeinflussen. Etwas Interaktion kommt dabei in die beiden Modi „Erkundung“ und „Free Action“.

Bei beiden erkundet ihr durch Anklicken von Objekten oder Charaktere kleine Gebiete und könnt so den Charakteren näherkommen, Items finden oder Punkte für die drei Entscheidungskategorien sammeln, welche das Ende beeinflussen. Im Free-Action-Modus stehen euch dabei nur eine begrenzte Anzahl an Aktionen zur Verfügung.

Beim Erkundungs-Modus hingegen wird euch angezeigt, welche Aktion die Handlung vorantreibt, so dass ihr euch nach Lust und Laune durch den Rest durchklicken könnt. Ebenfalls angenehm ist die Funktion, dass ihr euch durch das Drücken der Schultertasten durch die verschiedenen anklickbaren Punkte manövrieren könnt. So müsst ihr nicht jede einzelne Stelle am Bildschirm abscannen, um die relevanten Stellen zu entdecken.

Und ein bisschen RPG mit Monstersammeln

Die größere Abwechslung findet ihr hingegen in den SRPG-Kämpfen. In feinster Final-Fantasy-Tactics- oder Fire-Emblem-Manier lenkt ihr eure Digimon durch die verschiedenen Schlachtfelder und bekämpft weniger nette Monster. Hier bringt Digimon Survive nicht nur Abwechslung in das typische Visual-Novel-Gameplay, sondern auch in die Digimon-Videospielreihe, da die Kämpfe nicht mehr wie bei klassischen Rollenspielen ausfallen.

»Eine größere Abwechslung findet ihr in den SRPG-Kämpfen. In feinster Final-Fantasy-Tactics- oder Fire-Emblem-Manier lenkt ihr eure Digimon durch die verschiedenen Schlachtfelder und bekämpft weniger nette Monster.«

In den beiden erwähnten Modi könnt ihr freie Kämpfe austragen und allenfalls Digimon für eure Gruppe rekrutieren. Das Spiel bietet euch dabei 117 verschiedene Monster an – deren Digitationen miteingeschlossen. Die Digimon könnt ihr bei freien Kämpfen rekrutieren, indem ihr euch durch das Beantworten von Fragen mit ihnen anfreundet.

Bei den wilden Monstern reicht es, Items für deren Digitation zu verwenden, die danach auch permanent bleibt. Deswegen solltet ihr ein Auge auf deren Entwicklungsbäume werfen. Bei den Partner-Digimon eurer Freunde ist deren Digitation an Story-Events sowie eurem Freundschaftslevel zum entsprechenden Charakter geknüpft. Eure Entscheidungen beeinflussen somit auch die Stärke mancher Digimon.

Weitere Notwendigkeiten und etwas Eintönigkeit

Ansonsten lassen sich die einzelnen Attribute eurer Digimon wie bei SRPGs gewöhnlich mit Items permanent verbessern sowie temporär durch Ausrüstungsgegenstände. Alternativ dazu könnt ihr eure Digimon mit zusätzlichen Attacken ausrüsten, die mehr Varianz einbringen. So sind Sammeln und Verstärken eurer Monster gut gelungen und bieten eine unterhaltsame Abwechslung zum (großen) Visual-Novel-Teil des Spiels.

Wenn ich Digimon Survive jedoch mit anderen Vertretern dieses Genres vergleiche, so fallen die Karten weniger kreativ und kleiner als beispielsweise bei einem Fire Emblem aus. Die einzige Varianz in der Strategie, welche die Karten bieten, findet sich in Höhenunterschiedenen der verschiedenen Felder. Außerdem ist es relevant, von welcher Seite ein Digimon ein anderes angreift und welcher Digimon-Typ bzw. Attacken-Typ benutzt wird. Abgesehen von diesen Punkten kommt keine weitere Strategie hinzu. Dies war für mich beim Durchspielen völlig in Ordnung, da die Kämpfe eher eine zweitrangige Stelle im Spiel einnehmen und so keine Langeweile aufkam. Hier ist es also sogar gut, dass Digimon Survive nicht vor allem auf seine Kämpfe baut.

Des Spielerlebnisses Rahmen

Die Visual-Novel-Teile werden gelungen mit dem SRPG-Gameplay verbunden. Generell bietet euch Digimon Survive ein angenehm gestaltetes Spiel. Beim Durchlesen fällt auf, dass die Charaktere und Umgebungen ansehnlich sind. Eure Freunde bewegen mehr als nur statisch ihre Lippen und auch die Umgebungen stellen nicht bloß generische, statische Hintergründe dar. Auch wenn ihr Takuma darin nie selbst steuert wie beispielsweise bei einem Danganronpa, so liefern die dreidimensional angehauchten Umgebungen ein Gefühl von Freiheit.

Die Vertonung der Charaktere ist ebenfalls gelungen. Die Synchronsprecher:innen leisten gute Arbeit – sei es bei der Emotionalität der menschlichen Protagonisten oder der ulkigen Art der Digimon. Agumon auf Japanisch klingt einfach immer niedlich. Apropos – die Vertonung des Spiels ist auf Japanisch. Das Geschriebene könnt ihr hingegen auswählen. Dabei stehen euch unter anderem Deutsch und Englisch zur Auswahl. Während ich bei der englischen Version keine Unstimmigkeiten bemerkt habe, so soll die deutsche Übersetzung den einen oder anderen Rechtschreibfehler beinhalten.

Die eine oder andere Unstimmigkeit bei viel Gelungenem

Etwas merkwürdig ist mir bei der Vertonung aufgestoßen, dass die Charaktere nur in den Szenen der Hauptgeschichte sprechen. Bei den anderen beiden Modi oder optionalen Kämpfen herrscht hingegen Stille, was ich als Bruch zur gelungenen Arbeit der Synchronsprecher:innen empfinde. Aus welchen Gründen auch immer diese Entscheidung getroffen wurde: schade.

Ebenfalls weniger gut hat mir die häufige Wiederholung mancher Soundtracks gefallen. In langen Spielen und vor allem Visual Novels kommt ihr in der Regel nicht drum herum, euch an dem einen oder anderen Track satt zu hören. Hier sehe ich mich in der Regel als unempfindlich und bringe erneut Danganronpa als Beispiel. Die Tracks, bei denen ihr durch die Schule lauft, sind gelassen und haben mich keine Sekunde gestört – egal, wie lange sie mir die Ohren voll dudelten. Bei Digimon Survive gibt es einen düsteren, schweren Track, der vor allem am Anfang häufig und lange gespielt wird. Durch seine Schwere hat er mich irgendwann angefangen zu nerven, so dass ich meine Konsole leiser stellen musste – schließlich wurde das Gewicht der Lage auch durch den Text weitaus gelungener vermittelt.

Der Kreis schließt sich

Trotz der genannten Mängel liefert Digimon Survive ein fesselndes Spielerlebnis. Ich sehe ein, dass Bandai Namco das Genre des Spiels klarer bewerben hätte sollen. Die Visual-Novel-Elemente wurden nicht versteckt und dennoch wurde aus dem Marketing heraus nicht klar, welches Gewicht sie einnehmen würden.

Trotz den ersten negativen Schlagzeilen spreche ich jedoch eine Empfehlung für das Spiel aus. Wenn ihr nicht mit den völlig falschen Erwartungen an Digimon Survive rangeht, erwartet euch eine spannende Visual Novel, die obendrein SRPG-Gameplay mit sich bringt. Die düstere Story weiß zu überzeugen und lädt zu mehreren Durchläufen ein. Insgesamt gibt es fünf Enden, von denen eines das wahre Ende darstellt und erst nach einmaligem Durchspielen im New Game + zu erreichen ist.

Neben der Hauptgeschichte könnt ihr einen Cast an interessanten Charakteren kennenlernen, die alle ihre eigenen Rucksäcke mit sich tragen. Auch das Sammeln und Trainieren der digitalen Monster ist unterhaltsam und lädt dazu ein, bei weiteren Durchläufen das Data-Book zu komplettieren. Das einmalige Durchspielen wird etwa 30 bis 40 Stunden in Anspruch nehmen, wobei die weiteren Durchläufe kürzer ausfallen. Trotzdem erwartet euch mit Digimon Survive ein Brocken von Text und Spiel.

Fazit

Trotz dem holprigen Start durch die weniger gelungene Bewerbung ist Digimon Survive ein sehr gelungenes Spiel mit den digitalen Monstern. Als spannende Visual Novel mit SRPG-Einlagen kombiniert es zwei Genres und bringt etwas spielerische Abwechslung in die atmosphärische Geschichte. Die Handlung fällt düsterer und erwachsener als bei anderen Werken des Digimon-Franchise aus. Eure Entscheidungen haben Auswirkungen sowohl auf eure Beziehungen zu den einzelnen interessanten Charakteren als auch auf eines von fünf Enden des Spiels.

Durch die verschiedenen Enden, aber auch die Möglichkeit zum Sammeln von bis zu 117 Digimon, lädt das Spiel nach seinen 30 bis 40 Stunden des ersten Durchlaufs zu weiteren Durchgängen ein. Alles in allem überlebt Digimon Survive nicht nur die Spiele-Veröffentlichungen dieses Jahr nicht nur, sondern braucht sich auch nicht von diesen zu verstecken. Einzig und allein die Frage bleibt offen, wie sich das Spiel nach dem schwierigeren Start schlagen wird.

 

Story

Düstereres und erwachseneres Digimon. Franchise-typisch strandet ihr in der digitalen Welt und müsst einen Weg lebend daraus finden.

Gameplay

Vor allem Visual Novel mit SRPG-Abschnitten. Die Kämpfe könnt ihr beim Erkunden meist frei anwählen und innerhalb der Hauptgeschichte wird auch immer wieder gekämpft.

Grafik

Überdurchschnittlich für eine Visual Novel. Die Charaktermodelle bewegen mehr als nur ihre Lippen und die Hintergründe sind durch ihre leichte Dreidimensionalität weit über den üblichen statischen Bildern.

Sound

Schöne Vertonung und vor allem angenehme Tracks. Die eine oder andere unangenehmere Ausnahme wird jedoch teilweise überspielt.

Sonstiges

Ich appelliere an dieser Stelle erneut an die Erwartungshaltung. Wenn ihr keine Visual Novels mögt, wird Digimon Survive dies wahrscheinlich nicht ändern.

Bildmaterial: Digimon Survive, Bandai Namco, Hyde

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