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#„Immer diese Sch…fragen“

„Immer diese Sch…fragen“

Jonas Hector schien an diesem Abend im Stadion im Kölner Stadtteil Müngersdorf überall zu sein. Der Kapitän des 1. Fußball-Club Köln fiel nicht nur durch seine leuchtend gelbe Binde am linken Oberarm mit dem Wappen des Vereins auf, er war auch fast immer mittendrin, wenn etwas passierte. Er gab den Mittelstürmer seiner Mannschaft, als diese keinen anderen hatte. Er rannte durchs Mittelfeld und ackerte unermüdlich, er half in der Abwehr aus. Doch all der Einsatz wurde nicht belohnt. Am Ende war die Laune daher nicht nur bei Hector ziemlich schlecht: Der 1. FC Köln unterlag im Hinspiel der Bundesliga-Relegation Zweiligaklub Holstein Kiel mit 0:1. Im Rückspiel am Samstag droht dem FC der siebte Abstieg aus der ersten Liga.

Tobias Rabe

Verantwortlicher Redakteur für Sport Online.

Mit dem Abpfiff stapfte Hector nochmal zu Schiedsrichter Felix Zwayer und beschwerte sich, dass der die Partie nach gut drei Minuten Nachspielzeit beendete, dann strebte der frühere Nationalspieler zielstrebig und missmutig zum Spielertunnel, um möglichst schnell vom Rasen zu kommen. Hector war geladen – und stand nur wenig später vor dem Mikrofon des Streaminganbieters DAZN, um die Niederlage zu analysieren. Weit kamen der Interviewer und Hector allerdings nicht. Ob das an falschen Fragen lag, wie Hector verärgert vermutete, oder an der Gereiztheit des Spielers, war letztlich einerlei.

Das Nervenspiel Relegation mit einer Niederlage gegen den Außenseiter jedenfalls entfaltete seine Wirkung beim angeschlagenen Favoriten. Das hörte sich im Fall Hector dann so an:

„Jonas, 0:1 im Hinspiel, lassen Sie einfach Dampf ab, gerne.“

„Was soll ich denn jetzt hier Dampf ablassen?“

„Dann frage ich anders. Es ist immer schwierig zu fragen, wie groß die Enttäuschung ist. Ist dieses Ergebnis ein gerechtes oder ein ungerechtes?“

„Über das Spiel gesehen, würde ich sagen, wäre ein Unentschieden gerecht gewesen, das ist jetzt mein Empfinden aus dem Spiel heraus. Es steht jetzt aber 0:1.“

„Wie sieht es in Ihnen aus? Wie leer fühlen Sie sich?“

„Immer diese Sch…fragen.“

„Es tut mir leid.“

„Leer, leer. Das ist ja Ihr Job, dumme Fragen zu stellen. Das machen Sie gut. Das Ding ist: Ich bin nicht leer. Ich habe gerade 90 Minuten gespielt. Ich bin enttäuscht, dass wir das Spiel verloren haben. Wir haben aber am Samstag die Möglichkeit, es besser zu machen und das Ding zu drehen.“

„So, dann frage ich jetzt vielleicht noch eine dumme Frage zum Schluss: Wie sehr wird dieses mentale Arbeiten jetzt wichtig, bis Samstag sich jetzt zu sagen: Es ist nur eine Halbzeit rum, es geht noch was?“

„Also darauf habe ich jetzt wirklich gar keine Antwort.“

„Gut, danke, Jonas.“

Bis zum Samstag (18.00 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei DAZN) werden sich Hector und die anderen enttäuschten Kölner wieder gefangen haben, wenn es im Holstein-Stadion um die Entscheidung in diesem Duell geht. Dann gilt es für den FC, den Rückstand durch den Treffer vom erst wenige Sekunden zuvor eingewechselten Simon Lorenz wettzumachen. Der Kieler kam und traf nach einer Ecke sofort mit dem Kopf in der 59. Minute. Auch in dieser Szene war Hector mittendrin, als er den Torschützen, der aus seinem Rücken kam, nicht mehr am platzierten Abschluss hindern konnte.

Das 0:1 war ein Schock für die Kölner, von dem sie sich kaum mehr erholten. Der Bundesligaverein war zuvor durchaus engagiert und spielte auf das Kieler Tor. Doch richtig gute Chancen, geschweige denn Tore, sprangen aus dieser Scheinüberlegenheit nicht heraus. Dabei sahen viele den FC vor dem Duell im Vorteil, hatte er doch am letzten Bundesliga-Spieltag mit einem Heimsieg über Schalke noch die zweite Chance erspielt, während Holstein schon zwei Aufstiegschancen durch Niederlagen in der zweiten Liga verpasst hatte. Doch der vermeintliche psychologische Vorteil entpuppte sich als nicht existent.

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Nun liegen die Trümpfe aufseiten der Kieler. Nicht nur der nicht überzeugende sportliche Vortrag der Kölner lässt wenig Gutes erahnen. Die Aussichten werden auch getrübt, wenn man zurückblickt auf die bisherigen Nervenspiele in der Relegation. Seit der Wiedereinführung in der Bundesliga gab es in Hinspielen sieben Mal einen Sieger. Und in keinem dieser Duelle konnte der Verlierer in der zweiten Partie das Blatt noch wenden. Klar ist: Köln braucht am Samstag in Kiel mindestens ein Tor und am besten kein Gegentor. Passiert das doch, sind schon zwei Treffer nötig gegen den Abstieg.

Eingewechselt und direkt mit dem Kopf zur Stelle: Simon Lorenz (Mitte) trifft für Kiel.


Eingewechselt und direkt mit dem Kopf zur Stelle: Simon Lorenz (Mitte) trifft für Kiel.
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Bild: AFP

Die Kölner Hoffnungen ruhen auf dem Trainer. Friedhelm Funkel, der Mitte April von Markus Gisdol übernahm, hatte mit 67 Jahren und mehr als 900 Spielen als Trainer nach dem schweren Rückschlag die Ruhe weg. „Es ist jetzt Halbzeit und Kiel führt 1:0. Von daher ist überhaupt nichts entschieden. Ich habe vorher bereits gesagt, dass die Entscheidung in Kiel fallen wird und so wird es sein“, sagte er bei DAZN. „Wir haben einmal bei einer Standardsituation nicht aufgepasst. Wir haben vor genau dieser Situation gewarnt, da haben wir nicht aufgepasst. Bis dahin hat Kiel keine einzige Möglichkeit gehabt. Wir haben einfach aus unserem vielen Ballbesitz keine Torchancen herausgespielt.“ So einfach ist das.

Deutlich besser war selbstredend die Laune bei den Kielern. „Ich bin hoch zufrieden“, sagte Trainer Ole Werner. „Es war aber auch das erste von zwei Spielen und da geht man nicht ins letzte Risiko.“ Man habe „weiterhin die Situation, dass wir der Zweitligist sind und nur gewinnen können – in der zweiten Liga sind wir ja schon. Der Druck liegt beim 1. FC Köln.“ Ganz fassen konnte der Kieler Joker sein Glück nicht: „So richtig realisiert habe ich es immer noch nicht. Es ging alles sehr schnell“, sagte Torschütze Lorenz. So oder so: Die Laune bei den Kielern war am Mittwoch deutlich besser als bei Hector und seinen Mitspielern. Ob das am Samstag anders ist, haben sie noch in der eigenen Hand.

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