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#Impfen für den Pubbesuch

Impfen für den Pubbesuch

Wo sich vor einigen Wochen noch lange Schlangen gebildet haben, herrscht mittlerweile gähnende Leere. Mit Ausweis in der Hand und Maske im Gesicht eilen nur noch vereinzelt Menschen auf die Eingänge des Impfzentrums im Aviva-Stadion in Dublin zu. Wie derzeit in Deutschland verlangsamt sich das Impfgeschehen auch in Irland.

Die Gründe dafür jedoch sind unterschiedlich. Die Quote in Deutschland stagniert, obwohl viele Menschen noch ungeimpft sind: Rund drei Viertel der deutschen Bevölkerung über 18 Jahren haben laut Robert-Koch-Institut einen vollständigen Schutz. In Irland sind es nach Informationen des irischem Gesundheitsamtes 93 Prozent. Damit hat das Land die höchste Quote in der Europäischen Union. Widerstand gegen die Impfung gibt es kaum. Manchmal versammeln sich in Dublins Innenstadt Menschen, um gegen Maßnahmen der Regierung oder die Schutzimpfung zu demonstrieren. Das sind meist 50-100 Teilnehmer, die friedlich Schilder in die Luft halten und nach ein paar Stunden den Heimweg antreten.

Informationen auch über soziale Medien

Viele derjenigen, die jetzt noch vor dem Aviva-Stadion in Dublin warten, begleiten ihre minderjährigen Kinder. Denn seit Anfang August können sich auch die 12- bis 15 Jahre alten Iren für eine Impfung registrieren. Für Anna O’Keeffe war es gar keine Frage, ob sie sich impfen lässt. Das 14 Jahre alte Mädchen wolle andere und sich selbst vor dem Virus schützen. Auch all ihre Freunde lassen sich impfen, erzählt sie. „Ich bin froh, dass Anna sich dazu entschieden hat“, sagt ihre Mutter Patricia O’Keeffe. „Für mich ist es keine persönliche, sondern eine gemeinschaftliche Entscheidung. Je mehr wir zusammenhalten und uns impfen lassen, desto besser ist es letztendlich für unser Land“, fügt sie hinzu.

Ein Wegweiser zum Impfzentrum im Aviva-Stadion


Ein Wegweiser zum Impfzentrum im Aviva-Stadion
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Bild: Pauline Stahl

O’Keeffes Meinung scheint die generelle Einstellung der Iren widerzuspiegeln. Laut einer aktuellen Umfrage der Irish Pharmaceutical Healthcare Association lehnen nur fünf Prozent der Bewohner Irlands eine Immunisierung gegen Covid ab. Damit ist die Impfzurückhaltung in den vergangenen zehn Monaten um 36 Prozentpunkte zurückgegangen. Laut des irischen Staatsministers für europäische Angelegenheiten, Thomas Byrne, liegt das am Zusammenhalt der Bevölkerung. „Die Iren vertraten während der gesamten Pandemie den festen Standpunkt, dass wir alle gemeinsam in dieser Sache stecken und, dass wir alle gemeinsam aus ihr herauskommen wollen“, sagt er. Demnach lassen sich die Menschen nicht nur für ihre eigene Gesundheit impfen, sondern auch für die ihrer Eltern, Großeltern und Freunde.

Byrne denkt auch, dass die Iren ein starkes Vertrauen in die Wissenschaft haben. Informationen über das Coronavirus und die Impfung wurden nicht von Politikern, sondern von Fachleuten des öffentlichen Gesundheitswesens zur Verfügung gestellt. Das National Public Health Emergency Team, das die Regierung in Sachen Covid-19 berät, informierte nicht nur über die Abendnachrichten und den Rundfunk, sondern auch über soziale Medien. So wurde zu jedem Zeitpunkt der Pandemie ein Großteil der Bevölkerung erreicht. Hinzu kommt laut Byrne, dass keine politische Partei in Irland eine Anti-Impf-Haltung vertritt. Das sei in manchen europäischen Ländern anders.

Von Ende Oktober an keine Einschränkungen mehr

Allerdings gibt es auch in Irland Zweifler, Menschen, die sich nicht impfen lassen. Dazu gehört John, der seinen Nachnamen nicht nennen möchte. Für den 52 Jahre alten Iren liegt die hohe Impfquote nicht am großen Vertrauen der Iren in die Regierung oder Medizin. Vielmehr erkennt er in den aktuellen Regelungen eine versteckte Pflicht. Die jungen Menschen ließen sich nur impfen, weil sie sonst von sozialen Aktivitäten ausgeschlossen werden, erzählt er.

Nach monatelangem, strengen Lockdown öffnete sich im Sommer nur die Außengastronomie. Erst seit Juli dürfen Pub- und Restaurantbesitzer auch in Innenräumen bedienen. Jedoch nur diejenigen, die entweder geimpft oder genesen sind. Die Möglichkeit sich für ein Pint Guiness testen zu lassen, gibt es nicht. Wer einen Außenplatz ergattern will, muss unter Umständen zwei Wochen vorher reservieren. Bei mittlerweile herbstlichem Wetter haben jedoch die wenigsten Lust, im kühlen Nass zu Abend zu essen. John macht das nichts aus. „Ich trinke und esse lieber draußen und bekomme eine echte Grippe, als negative Effekte von einem experimentellen Impfstoff“, sagt er.

Doch ab Ende Oktober soll sich sowieso alles ändern. Dann werden alle verbleibenden Einschränkungen aufgehoben. Bis dahin möchte die Regierung vor allem die Impfung der 16 bis 19 Jahre alten Menschen fördern. Denn trotz der hohen Impfquote infizieren sich jeden Tag noch immer mehr als 1000 Menschen mit dem Virus. Werbung für die Impfung soll gezielt auf Bezirke mit geringer Impfquote ausgerichtet werden. Während ein Großteil der Kommunikation im Radio und in Zeitungen erfolgt, werden gerade jüngere Menschen über Audioplattformen wie Spotify und TuneIn angesprochen.

Vielleicht ist der Ausblick auf Ende Oktober auch ein Grund dafür, dass Menschen wie John auf eine Impfung verzichten. Er selbst wisse, dass er mit seiner Einstellung in der Minderheit ist. Oft stoße er auf Unverständnis und werde ausgegrenzt, sagt er. Während er auf die Aufhebung aller Einschränkungen wartet, genießen die meisten Menschen in Irland mittlerweile wieder ihr Guiness im Pub.

So auch Cecilia Susino, die schon im August ihre zweite Dosis bekommen hat. Die 26 Jahre alte Frau wartet vor dem Impfzentrum auf ihren Freund. Für beide war es keine Frage, ob sie sich immunisieren lassen. Zwar habe es in Susinos Freundeskreis ein paar Leute gegeben, die etwas ängstlich waren, aber auch die haben sich letztendlich impfen lassen. „Ich denke das liegt an der Kultur“, sagt sie. „Die Iren vertrauen der Medizin und ihren Ärzten. Vor allem aber wollen sie einfach wieder ausgehen und Spaß haben. Das ist es schließlich, was sie wirklich lieben.“

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