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Aus dem Nichts

Marcel Siem, der 41 Jahre alte Rheinländer, gehört am Ende der 149. British Open zu den Gewinnern des letzten Majors des Jahres – ein Mann, den niemand auf der Rechnung hatte und auf einmal im Kreis der ganz Großen mitspielte. Am Sonntag ging der krasse Außenseiter vom neunten Platz auf die letzte Runde im Royal St. Georges Golf Club in Sandwich, am Ende landete er auf dem geteilten 15. Platz.

Mit sechs Schlägen Rückstand auf den zu diesem Zeitpunkt vorn liegenden Südafrikaner Louis Oosthuizen hatte er am Sonntag die letzten 18 Löcher, die er mit einer Runde von 71 (1 über Par) abschloss, aber im Gegensatz zu den ärgsten Verfolgern des Spitzenreiters, den Amerikanern Collin Morikawa, der am Ende auch gewann, und Jordan Spieth, die sich mit einem und drei Schlägen Rückstand noch zum Teil berechtigte Hoffnungen auf den Sieg gemacht hatten, sagte der Ratinger nur: „Das ist das beste Golf, das ich je bei einem so wichtigen Turnier gespielt habe. Ich bin stolz auf mich. Ich werden morgen alles tun, um ein gutes Ergebnis zu erzielen.“

Gute Schläge, viele Emotionen

Schon vor der Finalrunde hatte der Deutsche nicht nur mit Runden von 67, 67 und 70 Schlägen für Furore gesorgt. Der 1,89 Meter große Routinier, der seine lange dunkelblonde Mähne für Golf zu einem Knoten bindet, begeisterte die Fans nicht nur mit guten Schlägen, sondern auch damit, wie offen er seine Emotionen zeigte. Nach jedem versenkten Birdie-Putt, ballte er die Faust, die er zu einem Lufthaken kraftvoll noch oben schwang, dankte nach guten Abschlägen elegant mit zwei Fingern oder applaudierte gar, als die 32.000 Zuschauer ihn feierten. „Das ist zwar nicht typisch deutsch, aber so bin ich nun einmal. Wenn es gut läuft, kommt es einfach aus mir heraus.“, erläuterte der neue Publikumsliebling, warum er seine Gefühle so eindrucksvoll demonstriert.

Zumindest an den ersten drei Tagen lief es für Siem mehr als gut, vor allem für einen Profi, der sich als einer der letzten in Frankreich für das älteste der vier Majors qualifiziert hatte. Siem rückte durch seinen Sieg am vorletzten Sonntag bei der Le Vaudreuil Challenge auf der Challenge Tour, der zweiten Liga der European Tour, überraschend ins Feld. Sein erster Sieg seit seinem Triumph beim BMW Masters im November 2014 in Schanghai – übrigens der letzte Sieg eines Deutschen auf der European Tour – ließ ihn in der Weltrangliste von Rang 488 auf 302 aufrücken.

Alles genau im Blick: Marcel Siem


Alles genau im Blick: Marcel Siem
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Bild: dpa

„Ich muss demütig bleiben. Ich komme aus dem Nichts“, sagte Siem nachdem er im Gegensatz zu seinem Landsmann Martin Kaymer nicht nur den Cut überstanden, sondern bei Halbzeit gar auf dem geteilten sechsten Platz gelegen hatte. Am Samstag lief es nicht so gut, ein verzogener Abschlag am 14. Loch ins Aus kostete ihn ein Triple-Bogey an diesem Par-5-Loch. Doch selbst diesen Rückschlag steckte er weg. Mit zwei Birdies auf den 16. und 18. Loch blieb er auch dank einer Par-Runde von 70 Schlägen nach drei Tagen unter den Top Ten.

Eine grandiose Leistung für einen Mann, der noch vor einem Jahr aus den Top 1000 der Hackordnung gefallen war und sich derzeit bemüht, sich wieder für die European Tour zu qualifizieren, einer Turnierserie auf der Siem immerhin schon vier Mal gewonnen hat. Er war 2014 in der Weltrangliste bis auf den 51. Platz vorgerückt, versuchte vergeblich unter die Top 50 zu kommen, die für alle Majors und die großen Turniere startberechtigt sind. Um dieses Ziel zu erreichen, wechselte er den Trainer und versuchte seinen Schwung zu ändern: „Ich wollte ein wenig wie Dustin Johnson schwingen. Das hat mir alles verdorben. Ich habe mich dadurch an der Schulter verletzt und leide noch heute darunter“, erzählt Siem vom vergeblichen Versuch, den amerikanischen Weltranglistenersten nachzuahmen.

Nachdem er bei 44 Turnieren der European Tour dreißig Mal den Cut verpasst und 2018 seine Spielberechtigung verloren hatte, durchlebte Siem bittere Zeiten: „Die letzten Jahre waren hart. Die Sponsoren sind weg. Es geht kein Preisgeld mehr ein, aber die Kosten bleiben gleich. Man darf nicht mehr bei den großen Turnieren mitspielen. Ich war mir nicht sicher, ob ich weitermachen soll. Ich hatte meinen Schwung verloren und war verletzt“, erinnert sich Siem.

Es fiel ihm schwer, einen Neustart auf der Challenge Tour zu wagen. „Man darf nicht die ganze Zeit jammern, dass man seine Tourkarte verloren hat. Man muss akzeptieren, wo man ist. Das ist der einzige Weg nach vorne und der Grund, warum ich in Frankreich gewonnen habe“, sagte Siem. Mit dem Sieg rückte er in der Rangliste der Challenge Tour auf Rang drei, ist also auf dem besten Weg sich wieder den Aufstieg in die European Tour zu sichern.

„Ich habe lange überlegt, ob ich nicht lieber in dieser Woche bei der Euram Bank Open in Ramsau auf der Challenge Tour spiele. Denn für mich ist es das Wichtigste, wieder auf die European Tour zu kommen. Aber als ich hörte, dass zehn Prozent des Preisgelds der British Open für die Rangliste der Challenge Tour gewertet werden, fiel mir die Entscheidung leicht“, begründete Siem, warum er nach 2015 wieder einmal bei einem Major mitspielt und seinen 41. Geburtstag am Donnerstag an der englischen Südküste feierte. Denn The Open Championship, wie das Turnier offiziell heißt, hat in diesem Jahr das Preisgeld kräftig erhöht. Der Sieger erhält 2,07 Millionen Dollar, ein Rang unter den Top Ten bringt noch mehr als 200.000 Dollar – viel Geld im Vergleich zu Siems jüngstem Siegerscheck von 33.600 Euro.

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