Nachrichten

#In den Ferien für die Schule lernen für Kinder erklärt

Jede Schülerin, jeder Schüler kennt das besondere Gefühl am letzten Schultag. Erst die Zeugnisausgabe, kurzer Kommentar vom Klassenlehrer, Pausengong. Schon während man das Schulgebäude verlässt, wie endlich auch in Bayern, während man seinen Freunden noch ein „Tschüs, bis in sechs Wochen“ zuruft, spürt man diese ganz besondere Leichtigkeit. Endlich Ferien! Lange Ferien! Die längsten des Jahres! Auf die Sommerferien freut sich jeder: ausschlafen, rumgammeln, Freunde treffen, ans Meer, in die Berge, zum Sportcamp oder ins Ferienlager fahren. Sechs Wochen Freiheit. 42 Tage ohne Druck. Aber ist das wirklich so?

Anke Schipp

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Es gibt immer mehr Kinder, die auch in den Ferien für die Schule lernen. Das liegt zum einen daran, dass viele in den langen Monaten des Distanzlernens, als während der Corona-Pandemie die Schulen geschlossen waren, das mit dem Lernen nicht so gut hinbekommen haben. Und zum anderen gilt es für viele aus der Ukraine und anderen Ländern nach Deutschland geflüchtete Schulkinder, die auch noch die Sprache lernen müssen, in der sie neuerdings lernen müssen. Aber es war auch vorher schon so, dass immer mehr Kinder auch in den großen Ferien für die Schule gelernt haben. Selten kommt der Impuls dabei von den Kindern selbst. Fast immer sind es die Eltern, die sich das Lernen von ihren Kindern wünschen oder sie gar dazu zwingen, sich auch in den Ferien mit Bruchrechnung oder Englischvokabeln zu beschäftigen. Manche wollen das, weil ihre Kinder, wie es heißt, sonst den Anschluss verlieren könnten oder die Noten ihrer Kinder nicht so gut sind. Andere, weil sie möchten, dass ihr Kind ein Einser-Schüler wird.

Dass es immer mehr solche Eltern gibt, die ihre Kinder dazu nötigen, in den Ferien für die Schule zu lernen, oder sie in Lerncamps anmelden, hat mit dem Leistungsdruck in der Gesellschaft zu tun. Für die Eltern war es vielleicht schwer, eine gute Arbeit zu finden, sie zu behalten war nicht mehr so selbstverständlich wie noch dreißig Jahre zuvor, als sie selbst Kinder waren. Diese Ängste geben die Eltern von heute oft an ihre Kinder weiter. Sie wollen, dass etwas aus ihnen wird, und sie wollen sich keine Sorgen machen müssen. Viele denken, dass ihr Kind auf jeden Fall das Abitur machen sollte, damit es alle Möglichkeiten hat, später erfolgreich zu werden.

Unsere Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“


Unsere Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“
:


Bild: F.A.Z.

Auch manche Lehrer sagen, dass die Sommerferien eine sehr lange Zeit sind, in denen der Stoff wieder vergessen wird, und dass es mühsam ist, nach den Sommerferien wieder daran anzuknüpfen. Tatsächlich haben amerikanische Wissenschaftler herausgefunden, dass es ein Sommervergessen gibt, das „Summer learning loss“. Das betrifft vor allem das Fach Mathematik. Allerdings haben die amerikanischen Schüler auch drei Monate lang Sommerferien, viel Zeit also zum Vergessen, während in Deutschland die Sommerferien „nur“ sechs Wochen dauern. Und selbst in Amerika wird viel darüber diskutiert, ob die langen Sommerferienwochen nach der Pandemie eher dazu genutzt werden sollten, verpassten Lernstoff nachzuholen, oder nicht viel eher dazu nachzuholen, was die Kinder sonst noch so verpasst haben in den letzten Jahren: unbekümmerte Ferien zum Beispiel, viel Zeit mit Gleichaltrigen oder ihren Familien.

Ferienlernen kann sinnvoll sein, wenn etwa in den letzten Ferientagen eine Nachprüfung ansteht und davon die Versetzung abhängt. Oder wenn das Kind in einem Hauptfach die Note 5 hat. Vielleicht ist es sogar so, dass die Kinder selbst den Wunsch nach Lernen äußern und ihre Noten verbessern wollen. Wenn schon lernen, dann sollte es am besten in der zweiten Ferienhälfte sein. Weil die Kinder dann den Stoff zu Schulbeginn parat haben. Und weil sie sich vorher schon erholen konnten. Auf keinen Fall sollte sechs Wochen Dauerlernen stattfinden.

Denn schließlich bekommen auch die Eltern von ihren Arbeitgebern gesagt, dass man den Urlaub zur Erholung nutzen soll. Im Bundesurlaubsgesetz steht, dass der Arbeitnehmer während des Urlaubs von der vertraglichen Arbeitspflicht befreit ist. Und wenn der Chef anruft und möchte, dass der Arbeitnehmer etwas erledigt, ist das nicht erlaubt.

Auch für Schüler sind die Ferien grundsätzlich dazu da, sich von den anstrengenden Schulwochen zu erholen. Dabei geht es nicht nur um den Unterricht, es kann auch wichtig sein, mal Abstand von den Mitschülern zu gewinnen, vom sozialen Druck, der mitunter in den Klassen oder auf dem Pausenhof herrscht. Ferien, das bedeutet auch, sechs Wochen lang einfach mal man selbst sein zu können.

Noch mehr Antworten auf neugierige Kinderfragen

Noch mehr Antworten auf neugierige Kinderfragen

Eine illustrierte Auswahl von Beiträgen unserer Kolumne „Wie erkläre ich’s meinem Kind?“ ist bei Reclam erschienen.

Zur Verlagsseite

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!