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#In den Serpentinen: Eintracht Frankfurt muss die Kurve kriegen

Trainer Dino Toppmöller und Sportvorstand Markus Krösche sehen Fortschritte beim Bundesliga-Duell mit Wolfsburg: Doch die Eintracht ist spielerisch noch lange nicht über den Berg.

Das Wichtigste im Fußball hat Dino Toppmöller trotz aller Sorgen und Rückschläge nicht aus den Augen verloren. „Wir wollen schon noch mal ein Spiel gewinnen.“ Das sei der Auftrag für die kommenden Wochen, sagte Frankfurts Trainer nach dem 2:2 im Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg. Als dessen Coach Niko Kovac die Aussage seines Kollegen vernahm, musste er am Sonntag auf dem Podium im Pressekonferenzraum schmunzeln. Das Spiel als Sieger zu beenden „ist bei uns schon eine Weile her“, räumte Kovac kurz darauf ein.

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Zwei Fußballlehrer, die im Grundsatz das gleiche Problem beklagen und es scheinbar nicht lösen können: Wolfsburg ist nun schon seit acht Bundesliga-Begegnungen ohne Erfolgserlebnis; von den zurückliegenden 17 Spielen konnte der Klub lediglich zwei gewinnen. Und die mit Positiverlebnissen knausrige Eintracht? Die war seit sechs Pflichtspielen nicht mehr erfolgreich. Wie ihr in den vergangenen 18 Pflichtspielen auch nur vier Siege gelangen. Kein Wunder, dass sich die beiden Remisspezialisten (Frankfurt hat zehn, der VfL sieben) am 23. Spieltag keinen Sieger gönnten.

Für die großen Ambitionen der Eintracht ist das Anhäufen von Unentschieden viel zu wenig. Nach sechs Rückrundenspielen stehen bei ihr lediglich sieben Punkte auf der Habenseite. Macht aktuell Platz elf im Ranking, während Frankfurt die Hinrunde mit 27 Punkten noch als Sechster abschloss. Diese Position nehmen die Hessen auch jetzt in der Gesamttabelle ein. Doch die dahinterliegende Konkurrenz aus Hoffenheim, Bremen und Freiburg nähert sich langsam den internationalen Plätzen an. Und gewönne der Zehnte und Überraschungsaufsteiger Heidenheim am kommenden Samstag (15.30 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur Bundesliga und bei Sky) zu Hause gegen die Eintracht, läge er nur noch drei Punkte hinter den Hessen. Die würden tabellarisch immer mehr in Bedrängnis geraten.

Vor allem im Hinblick auf das Leistungsvermögen in diesem Kalenderjahr ist Frankfurts Position im Klassement alles andere als gefestigt. Spielerisch lassen die nötigen Entwicklungsschritte weiter auf sich warten, es gibt zu viel Leerlauf. Toppmölller hat es bislang nicht geschafft, seine Mannschaft auf respektablem Niveau dauerhaft zu stabilisieren. Zu viele Spieler liefen in den vergangenen Wochen ihrer Form hinterher. Sie leisteten sich gravierende Aussetzer, die zu Gegentoren führten.

Zu einer Entwicklung würden auch Rückschläge gehören, meinte Markus Krösche am Sonntag. „Das ist keine Autobahn, das sind eher Serpentinen.“ Schwankungen gehörten dazu, so der Sportvorstand. Doch Eintrachts Weg nach oben scheint besonders beschwerlich zu sein, denn auf ihrer gewünschten Route kommen Trainer und Mannschaft nicht voran. Zuletzt in der Conference League und davor im DFB-Pokal – aus beiden Wettbewerben verabschiedete sich die Eintracht vorzeitig mit blamablen Auftritten – sind sie buchstäblich mit Totalschaden liegen geblieben.

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Wer Krösche und Toppmöller nach dem 2:2 zuhörte, bekam den Eindruck, die Eintracht hätte im Ringen um die richtige Lösung nun den erhofften Befreiungsschlag gelandet. Krösche hob die „sehr gute Moral und Mentalität“ der Mannschaft hervor, sie sei „eindrucksvoll zurückgekommen, das war ein Willens-Moral-Punkt“, so der Sportvorstand über das hart erkämpfte Ergebnis, das Omar Marmoush mit seinem Treffer zum 2:2 erst in der Nachspielzeit hergestellt hatte.

„Mir ist immer wichtig, welche Energie wir auf dem Platz haben. Wie mutig ist die Mannschaft, wie sehr will sie nach vorne spielen? Ich glaube, das war ein richtig guter Schritt“, resümierte Krösche. Und Toppmöller fand es „unglaublich“, wie sich sein Team nach den beiden Rückständen „zurückgekämpft“ habe. „Die Moral ist intakt, die Truppe lebt“, sagte er mit Überschwang in der Stimme. Das Aufbäumen gegen die Niederlage konnte den Spielern keiner absprechen, die wehrhafte Haltung auf dem Platz zeigte, dass der Trainer seine Spieler emotional erreicht.

Gleichwohl machten Toppmöller und Krösche dadurch, dass sie bei ihrer Spielbewertung die gute Einstellung des Teams, die im Sport aber Grundvoraussetzung und normal sein sollte, in den Vordergrund stellten, das Geleistete besser, als es in seiner Gesamtheit tatsächlich war. Denn nach wie vor ist das Spiel der Eintracht zu wankelmütig und fehlerbehaftet. Dass Toppmöller gerne die Grundordnung ändert, könnte ein Grund dafür sein. Auch seine Personalauswahl wirft gelegentlich Fragen auf, weil er auf bestimmten Positionen nicht zu in dem Moment naheliegenden Lösungen greift. Oder von ihm getroffenen Entscheidungen zu lange vertraut, die nicht den erhofften Erfolg gebracht haben. Ihre Verunsicherung ist die für höhere Ansprüche viel zu labile Mannschaft jedenfalls nicht losgeworden.

Aus den vielen positiven Worten von Toppmöller und Krösche sprach wohl auch deren große Erleichterung darüber, dass die Eintracht mit dem späten Ausgleichstreffer das schlimmstmögliche Szenario verhindert hatte. Nur drei Tage nach dem Ausscheiden aus der Conference League hätte der nächste Misserfolg die Krise in Frankfurt verschärft. So aber können der besonders im Umfeld in der Kritik stehende Toppmöller und der Verein durchschnaufen.

Über den Berg ist die lange erfolgsverwöhnte Eintracht aber längst noch nicht. „Fußballerisch ist da Luft nach oben“, sagte auch Krösche. „Es ist nicht ­alles Gold, was glänzt.“ Um in dessen Sprachbild von den Serpentinen zu bleiben: Die Eintracht muss schnellstmöglich die Kurve kriegen, will sie zu dem von ihr heiß ersehnten Sieg kommen.

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