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#In Nordost-Frankreich entsteht das „Battery Valley“

Als „kopernikanische Revolution durch zwei Galileos, Frankreich und Deutschland“ hatte es der französische Wirtschaftsminister Bruno Le Maire einmal historisiert, die europäische Indus­triepolitik im Jahr 2019 mit seinem damaligen deutschen Amtskollegen Peter Altmaier (CDU) neu begründet zu haben. Dazu habe die Erkenntnis gehört, dass es Zukunftstechnologien wie die „grüne“ Wasserstofftechnik, E-Auto-Batterien oder Halbleiter ohne öffentliche Teilfinanzierung nicht geben könne.

Knapp vier Jahre später nimmt die neue Industriepolitik weiter Gestalt an. An diesem Dienstag ist die feierliche Eröffnung der ersten deutsch-französischen Batteriezellfabrik geplant, zu der neben mehreren französischen Ministern auch Bundesverkehrsminister Volker Wissing (FDP) sowie Italiens „Minister für Unternehmen und ‚Made in Italy‘“, Adolfo Urso, im nordfranzösischen Billy-Berclau erwartet werden. Auch der Vorstandsvorsitzende von Mercedes, Ola Källenius, hat nach seinem Ausflug zum Formel-1-Rennen in Monaco seine Teilnahme zugesagt, dasselbe gilt für die Chefs des Autoherstellers Stellantis, Carlos Tavares, und des Energiekonzerns Totalenergies, Patrick Pouyanné.

Über ihr Gemeinschaftsunternehmen, die 2020 gegründete Automotive Cells Company (ACC), investieren Mercedes, Stellantis und der Totalenergies-Ableger Saft rund 2 Milliarden Euro in das neue Werk. Es ist der erste Standort von dreien, an denen die ACC Batteriezellen für Elektroautos produzieren will, wobei nach Angaben eines Sprechers noch unklar ist, welcher Autohersteller welche Mengen beziehen wird, und neben Mercedes und europäischen Stellantis-Marken wie Citroën, Opel und Fiat auch die Belieferung Dritter möglich ist. Ein zweites Werk entsteht in Kaiserslautern, dort ist die Eröffnung für 2025 vorgesehen, ein drittes in Termoli in Italien.

Reduzierung der Abhängigkeit

Über das IPCEI-Programm der EU, das „wichtige Vorhaben von gemeinsamem europäischen Interesse“ definiert, hat die ACC nach eigenen Angaben 850 Millionen Euro an Unterstützung durch den französischen Staat für ihre Gesamtaktivitäten in Frankreich erhalten. Diese umfassten neben der neuen Fabrik den Bau der Unternehmenszentrale, eines Entwicklungszentrums und einer Pilotfabrik im Südwesten des Landes.

Während in Deutschland durch das chinesische Unternehmen CATL schon seit Kurzem Batteriezellen für Elektroautos hergestellt werden, bildet Billy-Berclau für Frankreich den Auftakt. Perspektivisch 2000 Mitarbeiter will die ACC in der kleinen Gemeinde im Departement Pas-de-Calais beschäftigen, das seit dem Niedergang von Steinkohlebergbau, Textil- und Stahlindustrie als strukturschwach gilt. Bei der vergangenen Präsidentschaftswahl stimmten die Wähler hier mehrheitlich für die Rechtspopulistin Marine Le Pen, deren Wahlheimat Hénin-Beaumont 20 Autominuten südöstlich von der neuen Fabrik entfernt liegt.

Für Paris ist die Reindustrialisierung des Nordostens also ein Mittel der Regionalpolitik, doch gehe es bei der Subventionierung der Batteriezellproduktion auch gezielt um eine Reduzierung der Abhängigkeit von China, verlautet es aus dem französischen Wirtschaftsministerium. Deshalb fördere man auch andere Glieder der Wertschöpfungskette wie die Gewinnung von Lithium im Elsass und im Zentralmassiv.

Auch Tesla könnte sich dort niederlassen

Präsident Emmanuel Macron hat das Ziel ausgerufen, im Jahr 2030 zwei Millionen Elektroautos im Jahr auf französischem Boden zu fertigen. Die Batteriezellfertigung in Billy-Berclau spielt dabei eine wichtige Rolle: Die jährliche Kapazität des ersten Blocks liegt mit 13,4 Gigawattstunden um mehr als das Anderthalbfache über der des CATL-Werks bei Erfurt. Bis zum Jahr 2030 sollen dann die beiden anderen Blöcke planmäßig in Betrieb gehen und rund 40 Gigawattstunden erreicht werden. Das reicht rechnerisch für 800.000 Fahrzeuge.

Drei weitere Batteriezellfabriken sollen in Frankreich mit staatlicher Hilfe entstehen: in Dünkirchen durch das französische Start-up Verkor sowie Prologium aus Taiwan und in Douai durch Envision AESC aus Japan. Der mittelfristige heimische Bedarf dürfte übertroffen und ein Export möglich werden, hieß es in Paris.

Da sich die Investitionen alle auf den französischen Nordosten konzentrieren, wo auch die Werke von Autoherstellern wie Renault oder Toyota stehen, ist angelehnt an das Silicon Valley von einem „Battery Valley“ die Rede. Auch Tesla könnte sich dort niederlassen: Elon Musk stellte jüngst „bedeutende Investitionen in Frankreich“ in Aussicht.

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