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#Der Ryan Gosling für Bonner

Der Ryan Gosling für Bonner

Schreibt doch mal wieder eine Stilkritik!, heißt es ständig von den lieben Kollegen. Und wir armen Stil-Ressort-Gefangenen klicken auch brav auf jeden Link, den man uns zukommen lässt. Über wen wir nicht alles schreiben sollen: Dieter Bohlen mit (!) Carina, uff. Robert Habeck unter Freunden, äh, Pferden, naja. Ein tanzendes TikTok-Wunder, puh. Die sind uns alle stilistisch nicht ansprechend genug, sorry! Da muss schon ein Ex-Bundeskanzler in Weste daherreiten, damit unsere Finger zumindest zaghaft gen Tastatur zucken. Oder, wie in diesem Fall, ein echter amerikanischer Celebrity in trübe Bonner Gefilde gelangen. Ja, Sie haben richtig gelesen, amerikanischer (!) Celebrity (!). Promialarm in der ehemals wichtigsten, dieser Tage leider langweiligsten Stadt am Rhein, Ba-Da-Bonn, denn dort treibt sich niemand anderes herum als Mr. Ryan Gosling himself. Kreisch!

Johanna Dürrholz

Liebe Damen (und bei Bedarf natürlich auch Herren) von Nordrhein-Westfalen, schnell, auf, Powerbank einpacken, damit der Akku ja nicht schlappmacht, den schönsten und sichersten Mund-Nase-Schutz raussuchen, den Sie haben – und ab nach Bonn, am besten mit dem Schnellzug. Denn irgendwo dort wandert Mr. Gosling einsam durch die Straßen, in Trenchcoat und mit diesem verträumten Blick, den nur Gosling draufhat, fast so, als würde er nur darauf warten, mit seiner Herzdame ein paar Selfies in den urigen Gassen der Universitätsstadt zu machen, am besten vor der Regina Pacis am Universitätsschloss. Hach!

Doch halt! Der Gosling ist ein Fake. Es gibt nämlich noch einen, der den Blick draufhat, diesen Gosling-ich-bin-hot-und-irgendwie-traurig-darüber-Blick, und es ist kein Geringerer als Joe Laschet. Äh, Joe who? Genau, Joe Laschet, „Sohn von…“. In diesem Fall von Nordrhein-Westfalens Ministerpräsidenten Armin Laschet, der, so könnte man meinen, bei der Namenswahl seines Sprösslings all american gegangen ist. Aber nix! Der Name ist, genau wie der Gosling, ein Fake, er heißt eigentlich Johannes, war bis vor kurzem Jura-Student und so sieht er auf den zweiten Blick auch aus. Ein Künstler-Schal hier, eine Pfeife da, ein Herrenhut und natürlich ständig der obligatorische Anzug: Laschet macht auf Instagram, wo ihm mehr als 93.000 Accounts folgen, den Eindruck eines Jura-Studenten mit reichem Daddy, der gern in irgendeinen albernen Gentlemen-Club aufgenommen werden will, in dem Frauen verboten sind, mal abgesehen natürlich von den Kellnerinnen, die sich die dämlichen Sprüche der Club-Besucher geben und darüber lächeln müssen, weil wenigstens gibt’s hinterher ein dickes Trinkgeld.

Joe würde dann mittags seinen Jura-Kommilitonen, die sich pampige Lasagne in der Mensa reinpfeifen müssen, zurufen: „Ich gehe zum Lunchen in den Club“, und damit wäre auch alles gesagt, was man über ihn wissen müsste. In Wahrheit aber gilt Laschet als zurückhaltend und höflich, soll in Bonn in einer schnöden WG gelebt haben und die Instagram-Schnösel-Bilder macht seine Freundin von ihm. Image ist eben alles.

Sollte trotzdem noch Bedarf bestehen, nach Bonn zu eiern, um den falschen Ryan und den echten Joe anzugucken, dann tut es sicher auch der RB48, oder, um ganz ehrlich zu sein, die Mittelrhein-Bahn, und um der lieben Sicherheit und der teuren Gesundheit willen können Sie, verehrte Leserinnen und Leser, mit der Fahrt auch warten, bis Sie geimpft worden sind.

Nun hat sich jüngst auch Armin Laschet auf das Stilempfinden seines Sohns verlassen, dem Ryan Gosling für arme Bonner. Sein Sohn kenne sich in der Textilbranche aus, ließ Laschet verlauten, und dementsprechend habe er ihn natürlich um Rat gefragt, als es um die Auswahl eines Unternehmens ging, das Masken für ganz NRW bereitstellen sollte. Zufälligerweise hatte Joe Ryan Läshet, wie man im Englischen sicher sagen würde, auch eine Nummer parat, von dem Mönchengladbacher Modehersteller van Laack, den das Bundesland dann mit einem Millionen-Deal beauftragte. Inwiefern ein „Enthusiast of Classic Menswear“ (Joes Selbstbeschreibung auf Instagram) sich mit medizinischen Schutzmasken und Kitteln auskennt? Geschenkt! Der Deal war fix.

Joe Laschet ist zum Glück nicht verzagt ob dieser Umstände, er postet weiterhin fröhlich Fotos von sich in behäbigen Tweed-Mänteln und beigefarbenen Anzugwesten, auf denen er seinen Gosling-Blick rausholt, also in die Ferne schaut und suggeriert, er denke an wer weiß was – die Liebe, das Leben, das Geld, die Connections. Und es wäre natürlich gemein, da irgendwelche voreiligen Schlüsse zu ziehen, doch interessant ist es schon, dass der Sohn von Armin Laschet, dem rheinischen Mann des Volkes, sich maßgeschneiderte Anzüge bis zum Abwinken leisten kann. Andererseits: Unter Bonner Jura-Studenten ist er damit beileibe kein Einzelfall. Und unter Influencern natürlich auch nicht.

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