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#Indien bremst Mutter Teresa aus

Indien bremst Mutter Teresa aus

Ausgerechnet zu Weihnachten legt Indien der weltweit anerkannten Ordensgemeinschaft von Mutter Teresa die Zügel an. Das Innenministerium der Regierung von Ministerpräsident Narendra Modi weigerte sich am ersten Weihnachtstag, deren Genehmigung für den Empfang ausländischer Zahlungen zu erneuern. Die katholische Organisation betreibt mehr als 240 Waisenhäuser und Hospize auf dem Subkontinent.

Christoph Hein

Wirtschaftskorrespondent für Südasien/Pazifik mit Sitz in Singapur.

Dominic Gomes, der Generalvikar der Diözese Kalkutta, dem einstigen Lebens- und Arbeitsort von Mutter Teresa, beschrieb das Vorgehen des Innenministeriums als „brutales Weihnachtsgeschenk für die Ärmsten der Armen“. Die Schwestern stützten die Lepra-Kranken und von der Gesellschaft Ausgegrenzten. Mehr als 22.000 Menschen seien von der Entscheidung der indischen Regierung betroffen. Gründerin Mutter Teresa hatte im Jahr 1979 den Friedensnobelpreis erhalten, im Jahr 2016 sprach Papst Franziskus sie heilig. Die Fürsorge der Missionarinnen der Nächstenliebe in Indien war 1950 von Rom anerkannt worden. Weltweit arbeiten mehr als 5000 Schwestern in gut 130 Ländern für den Orden. Sie führen mehr als 700 Häuser für Sterbenskranke und Ausgestoßene.

Immer wieder Übergriffe auf Christen

„Die indische Regierung entzieht der von Mutter Teresa gegründeten wohltätigen Organisation Missionaries of Charity den Status unter dem Foreign Contribution Regulation Act (FCRA) und damit die Arbeitsgrundlage in Indien“, warnten westliche Diplomaten in Neu Delhi. Ende Oktober hatten die indischen Beamten die fällige Erneuerung der Lizenz der Schwestern zum Erhalt ausländischer Unterstützung bis zum 31. Dezember verlängert. Dann aber sei es zu „unerwünschten Eingaben“ im Antrag gekommen. Daraufhin lehnten sie den Antrag der Schwestern auf Erneuerung der Lizenz dann schon am 25. Dezember ab, weil die Voraussetzungen nicht stimmten.

In indischen Medien hieß es, dabei handele es sich um „Unregelmäßigkeiten bei der Rechnungsprüfung“. Am Tag nach Weihnachten teilte das indische Innenministerium dann mit: „Die Missionaries of Charity haben keinen Antrag auf Überprüfung dieser Ablehnung der Verlängerung gestellt.“ Offiziell haben die Nonnen damit zwar kein Arbeitsverbot erhalten. Doch sind sie zu ganz weiten Teilen auf Spenden und Unterstützung aus dem Ausland angewiesen.

„Lebensader für die Bedürftigen zertrennt“

Die Zeitung „The Hindu“ berichtet, der Orden habe in Indien im vergangenen Haushaltsjahr (31. März) rund 750 Millionen Dollar aus dem Ausland bekommen. „Heute ist eine Lebensader für die Bedürftigen zertrennt worden, denn die Mittel für all diese Arbeit für die Ausgegrenzten kommen von großzügigen Menschen aus aller Welt. Wir betrachten das Kürzen der Auslandsgelder als einen harten Schlag gegen ihre Bemühungen, die Ärmsten, die Waisen, die Behinderten, die Süchtigen, die Alten und die Unversorgten, die Kranken, die Verlassenen und die Sterbenden zu erreichen“, kritisierte die Katholische Vereinigung Bengalens.

Das Vorgehen der Modi-Regierung ist indes nicht neu: Die Hindunationalisten haben in der Vergangenheit immer wieder unterstelltes Fehlverhalten bei der Antragstellung oder Buchführung gegen ausländische Stiftungen und Organisationen genutzt, etwa gegen Greenpeace und Amnesty International. Bankkonten unliebsamer Nichtregierungsorganisationen wurden eingefroren.

Unterstützung für Modi

Das Vorgehen gegen die katholische Hilfsorganisation besitzt allerdings eine weitere Dimension: Nach den immer wieder geduldeten Angriffen auf Muslime geraten Christen in Indien zunehmend ins Visier radikaler Hindus. In der größten Demokratie der Erde kommt es immer wieder zu Übergriffen auf Kirchen, Priester und Gläubige. Im vergangenen Jahr hatte die staatliche amerikanische Kommission für die Internationale Religionsfreiheit Indien erstmals seit 2004 wieder als „besonders besorgniserregendes Land“ eingestuft.

Mitglieder gewalttätiger Hindu-Gruppen hatten die Weihnachtsfeiern von zwei Schulen am Samstag gestört. Einen Tag darauf zerstörten Vandalen eine Jesus-Skulptur in einer Kirche. Christen halten einen Anteil von rund 2,3 Prozent an der indischen Bevölkerung von knapp 1,4 Milliarden Menschen.

Auch die Kommentare zur Entscheidung in Neu Delhi ergreifen keinesfalls alle Partei für die Schwestern und ihre karitative Arbeit: Viele warnen davor, dass deren eigentliches, verschleiertes Ziel die Missionierung der Hindus sei, gegen die man sich nun wehren müsse. Gerade erst war es in Gujarat, dem Heimatstaat Modis, zu einer Anzeige gegen die Schwestern gekommen, da sie Hindu-Mädchen in den katholischen Glauben zwingen würden. Solche Unterstellungen seien „offenkundig falsch. Sie verwirren jeden Verstand wegen ihrer Unglaubwürdigkeit“, erklärte Gomes nun.

Verwirrung gab es zunächst um das Nutzen der Konten der katholischen Helfer. „Das Innenministerium hat keine Konten der Missionaries eingefroren. Die State Bank of India hat mitgeteilt, dass die Missionaries selber einen Antrag auf Einfrieren ihrer Konten an die SBI gestellt haben“, hieß es beim Ministerium. Der Orden bestätigte diese Sicht später: Nach dem Ablehnen der Lizenz habe er all seine Heime angewiesen, die Devisenkonten der Organisation nicht zu nutzen, bis „das Thema erledigt ist“.

Die Opposition Trinamool Congress erklärte daraufhin freilich, die Regierung habe die Nonnen dazu gedrängt, eine solche Stellungnahme abzugeben, um den „Schaden zu begrenzen“. Mamata Banerjee, die Ministerpräsidentin des Bundesstaates Westbengalen mit seiner Hauptstadt Kalkutta, hatte sich zuvor in scharfen Worten öffentlich gegen die Modi-Regierung gewandt: „Schockiert zu hören, dass das Unionsministerium an Weihnachten alle Bankkonten von Mutter Teresas Missionarinnen der Nächstenliebe in Indien eingefroren hat!“, schrieb sie auf Twitter. „22.000 Patienten und Mitarbeiter stehen ohne Nahrung und Medizin da. Zwar steht das Gesetz an erster Stelle, doch dürfen humanitäre Bemühungen nicht beeinträchtigt werden.“

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