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#Insolvenzverfahren für die katholische Kirche

Insolvenzverfahren für die katholische Kirche

Annette Schavan, ehemalige Botschafterin beim Vatikan und zuvor deutsche Bildungsministerin, hat sich über die „Insolvenzrhetorik“ mokiert, die derzeit in der katholischen Kirche in Mode sei. Nach den Missbrauchsskandalen reden die verantwortlichen Vertuscher (Bischöfe und Kardinäle) ihr eigenes Unternehmen ziemlich schlecht. Die Kirche sei an einem „toten Punkt“, sagt der Erzbischof von München, Kardinal Reinhard Marx. Die Kirche sei „heillos überfordert“, ließ sich der Mainzer Bischof Peter Kohlgraf zitieren – nachdem Ex-Papst Benedikt XVI. merkwürdige Erinnerungslücken an seine eigene Verwicklung in den Skandal zu erkennen gab.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Der Begriff „Insolvenzrhetorik“ ist formidabel. Man muss sich das so vorstellen, als würde der Aufsichtsratschef der Deutschen Bank mit Blick auf sein Kreditinstitut und dessen Aktienkurs seinen Kunden und Anteilseignern mitteilen, die Bank sei am Ende, ohne aus diesem Desaster mehr als rhetorische Konsequenzen zu ziehen. Als ob das Eingeständnis des Versagens schon genügen würde, um weiterzumachen wie bisher. Der Verdacht liegt auf der Hand: Insolvenzrhetorik ist das Gegenteil von Insolvenz – eine Art depressiver Beschwörung der Lage durch das Topmanagement (Bischöfe, Kardinäle) mit dem Ziel der Vermeidung der Insolvenz. Sie dient der Insolvenzverschleppung. Dass den Worten Taten folgen müssten, halten die Kirchenmänner für unnötig, gilt es doch zuallererst die eigene Haut zu retten.

Nehmen wir die Insolvenz-Metapher zum Nennwert: Dass die Kirche ein Sanierungsfall ist, bestreitet niemand. Der Missbrauch ist nichts anderes als das Dementi ihres hohen moralischen Anspruchs, ein Versagen des eigenen Geschäftsmodells. Daraus resultiert ein gewaltiger Reputationsschaden, der das Unternehmen Kirche ins Trudeln bringt. Kunden (die Gläubigen) sowie kirchlich Beschäftigte springen ab. Seit 1990, dem Jahr der deutschen Wiedervereinigung, schrumpfte die katholische Kirche hierzulande von 28 auf 22 Millionen Mitglieder. Da erodiert mittelfristig auch die Finanzierungsbasis, die Kirchensteuer. Lange nahmen die Einnahmen trotz Mitgliederschwunds zu, weil der Arbeitsmarkt robust war und die Löhne stiegen. Doch 2020 gingen die Kirchensteuereinnahmen in Deutschland von 6,76 auf 6,45 Milliarden Euro zurück. Aus Sicht der Kirche besonders problematisch ist die Austrittswelle im vermögenden und besonders katholischen Bistum Köln des Kardinals Rainer Maria Woelki.

Die Kirche braucht einen „debt to equity swap“

In der Wirtschaftswelt wäre jetzt die Zeit für ein Insolvenzverfahren gekommen. Ich hole mir Rat bei Michael Keppel. Er ist Partner bei der Londoner Restrukturierungsboutique THM Partners LLP und gilt als erfahrener Sanierer: die Parfümeriekette Douglas, der Antennenproduzent Kathrein, der Holzwerkstoffhersteller Pfleiderer sind einige Stationen seiner Karriere als Restrukturierer. Als engagierter Katholik kennt er die Kirche gut. An der „School of Church“ im Vatikan unterrichtet er Priester in „Krisenmanagement“ und löst mit ihnen zusammen komplizierte Fallstudien.

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