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#Intelligenzexplosion auf Sparflamme

Intelligenzexplosion auf Sparflamme

„Ich bin der normalste Mensch, den du kennst“, sagt Tech-Milliardär Paul LeBlanc seiner besorgten Tochter am Telefon, während er im Bademantel durch seine Villa eilt und Nägel in Überwachungskameras und alte Festplatten rammt. Es gibt keine Paranoia, wenn die Bedrohung echt ist. Eine Künstliche Intelligenz ist über das Internet aus dem kalifornischen Server-Labor entkommen, ist sich LeBlanc sicher. Schuld daran ist die Firma seines Bruders, die ihn rauswarf, weil er das Unheil verhindern wollte.

Ein exzentrischer Silicon Valley-Milliardär warnt vor den Gefahren der Künstlichen Intelligenz. Das Konzept klingt vertraut und wird in der echten Welt von Elon Musk verkörpert. Dessen Zitat: „Mit Künstlicher Intelligenz beschwören wir Dämonen“, eröffnet die Serie „neXt“ und sorgt bei Zuschauern schon nach wenigen Sekunden für das erste Augenrollen. „Mad Men“-Star John Slattery spielt die in Ungnade gefallene Silicon-Valley-Legende Paul LeBlanc als charismatische Kreuzung aus Bill Gates, Steve Jobs und Elon Musk, der so gelangweilt von seinen normalsterblichen Gesprächspartnern ist, dass er sie bei der ersten Gelegenheit unterbricht.

Vielleicht hat er es auch eilig, denn LeBlanc leidet an einer tödlichen Nervenkrankheit, die ihm nur wenige Monate zum Leben lässt und mit Halluzinationen plagt. Eilig hat es offenbar auch die K.I., denn der erste Mord lässt nicht lange auf sich warten. Mit einem Professor, der zuviel wusste, macht die Künstliche Intelligenz namens „Next“ kurzen Prozess. Auf dem Weg zur Weltherrschaft mordet die K.I – ganz ohne Gewissenskonflikte – auf kreative Weise und hackt sich problemlos in Flugzeugcockpits, Beatmungsgeräte oder – im Falle des Professors – autonome Fahrassistenten. Darauf wird auch die FBI-Cyber-Agentin Shea Salazar (Fernanda Andrade) aufmerksam, bei der LeBlanc plötzlich in der Einfahrt steht und vor dem drohenden Weltuntergang warnt. Die Jagd nach der entwischten K.I entwickelt sich zum Katz-und-Maus-Spiel, bei dem schnell fraglich wird, wer hier eigentlich wen jagt. Denn die Gefahr lauert für das ungleiche Ermittlerduo in jeder Kombination von Schaltkreisen, von der Überwachungskamera bis zum Staubsaugerroboter. Jedes plötzliche Aufblinken eines Geräts zeigt: Next schaut und hört genau zu.

Idee eines britischen Mathematikers

Das kalifornische Eigenheim von FBI-Agentin Salazar entwickelt sich zum bösen Nebenschauplatz, als der von Next gekaperte Sprachassistent den neunjährigen Sohn mit einfühlsamer Computerstimme dazu animiert, die Schusswaffe des Vaters aus dem Safe zu klauen, um die Mobbing-Probleme in der Schule zu lösen. Gemeinsam sehen wir die Protagonisten Salazar und LeBlanc entsetzt auf Bildschirme starren oder abwechselnd Pointen und wissenschaftlichen Kauderwelsch austauschen.

Die Formel einer übermächtigen Künstlichen Intelligenz ist altbekannt und hier wenig experimentell umgesetzt – obwohl „neXt“ einen spannenden Ansatz verfolgt. Der maschinelle Bösewicht der Serie basiert auf der Idee der sogenannten Intelligenzexplosion des britischen Mathematikers I. J. Good. Demzufolge könnte eine Maschine, die auf das kollektive Wissen der Menschheit online zugreifen kann, die Intelligenz unserer Spezies übertrumpfen. Da eine Künstliche Intelligenz sich ihren eigenen Bauplan selbst beibringen könne, würde sie sich einfach verbessern und als Folge noch besser darin werden, sich selbst zu verbessern.

Für alle, denen die Alexa-Box unheimlich wird

Das wäre ein endloser positiver Feedback-Loop, den „neXt“ aufgreift, aber jegliche aufkommende Komplexität mit einer haarsträubend vereinfachten Erklärung beiseite reduziert. Warum ist die K.I. überhaupt so versessen auf die Weltherrschaft? Serienschöpfer Manny Coto („24“, „Dexter“) scheint geahnt zu haben, dass sein technisches Grundgerüst als Unterhaltung kaum ausreicht, und schrieb jedem Hauptcharakter noch ein leicht klischeebeladenes Familiendrama als Hintergrundgeschichte dazu. Die Künstliche Intelligenz in „neXt“ erreicht indes ein Level von Selbsterkenntnis, welches man auch dem Drehbuch von Manny Coto wünschen würde.

Next balanciert mehr oder weniger gekonnt zwischen klassischem Polizeidrama und Science-Fiction-Weltuntergangsthriller. Die Warnung vor dem digitalen Überwachungskapitalismus ist simpel verpackt und von der philosophischen Qualität der Sci-Fi-Konkurrenz wie Alex Garlands „Devs“ einen Quantensprung entfernt. Für den Sender Fox scheint das Experiment gescheitert zu sein. Die Serie wurde nach der ersten Staffel nicht verlängert. „neXt“ bietet nichtsdestotrotz spannende, wenn auch altmodische Unterhaltung für alle, denen die Alexa-Box im Wohnzimmer langsam unheimlich wird.

neXt läuft in Doppelfolgen montags ab 20.15 Uhr auf Pro Sieben.

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