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#Der Musiker Drangsal über Neid

Der Musiker Drangsal über Neid

Sie sind in einer Kleinstadt in der Pfalz aufgewachsen und hatten es dort nicht immer leicht. Woran lag das?

An der gefühlten Enge und meinem Coming-of-Age-Prozess, der noch im­­mer nicht zu Ende ist. Ich wollte schwierig sein, auffallen und trotzdem dazugehören. Ich habe mich so angezogen wie die Künstlerinnen und Künstler, die mich begeistert ha­ben, die Guano Apes, Keith Flint von The Prodigy und der inzwischen in Ungnade gefallene Marilyn Manson. Das hat mein Bild von Geschlecht und Identität geprägt, bevor ich überhaupt wusste, was Männlein und Weiblein sind.

Haben Sie diese Künstler beneidet?

Neidisch war ich immer auf alle an­deren. Ich bin auf wunderschöne Menschen neidisch und auf Menschen, die den Anschein erwecken, ihnen fielen bestimmte Dinge leichter. Ich war in der Schule neidisch auf die Fußballspieler und auch schon auf Musikerinnen und Musiker aus meinem Umfeld. Aber es gibt ja auch den guten Neid, etwa wenn mir je­mand ein neues Lied schickt oder ei­ne neue Platte vorspielt, und ich höre sie und denke nur: Das ist grandios. Das ist das Benzin im Motor, das mir Energie gibt. Dann weiß ich: Jetzt muss ich nachlegen.

Wie hat sich Ihr Neid verändert – und wo steht er jetzt?

Jetzt, wo sich Popularität scheinbar an Zahlen messen lässt, hat der Neid eine neue Dimension bekommen. Künstlerische Validität wird an Followerzahlen und Klickzahlen festgemacht. Von in messbaren Einheiten erfolgreichen Künstlern wird propagiert, dass es um die Millionen Klicks geht. Überall da, wo andere etwas Ähnliches machen und es besser läuft, entsteht Missgunst. Diese Art von Neid musste ich mir abtrainieren. Wenn man die Frage nach Ak­zeptanz an Zahlen knüpft, ist das ganz schlecht für Kopf und Herz.

Und was hilft nun dagegen?

Ich versuche zum Beispiel, mit einem Album immer nur dann laut zu werden, wenn ich auch wirklich etwas an­zubieten habe, einen neuen Song oder ein neues Musikvideo. Ich filme mich nicht in der Badewanne und be­mühe mich, dabei gut auszusehen. Ich hätte nie gedacht, dass ich mit dieser verschrobenen Musik und meiner Art überhaupt so weit komme. Dafür versuche ich aggressiv dankbar zu sein.

Das klingt so abgeklärt und er­wachsen.

Ich habe ausverkaufte Konzerte ge­spielt. Ich war mit meinen ersten beiden Alben in den Charts und bin es gerade wieder mit dem neuen Album „Exit Strategy“. Das ist verrückt. Kann ich mir davon jetzt irgendwas kaufen?

Ja.

Ich glaube, Sie überschätzen, wie viel Geld man damit verdient. Ich kann mich irgendwann erinnern und staunen: Krass, das ist passiert! Aber Sie wissen ja, wie das ist. Glücksgefühle und Erfolgserlebnisse sind wie Kaugummis. Im ersten Moment schmecken sie aufregend, dann verlieren sie schon den Ge­schmack.

Das volle Gespräch können Sie in unserem Podcast hören: faz.net/abgruende

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