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#Inzest-Debatte zeigt gesellschaftliche Probleme auf

Inzest-Debatte zeigt gesellschaftliche Probleme auf

Als Camille Kouchner ihrer Mutter zum ersten Mal erzählte, dass ihr Stiefvater ihren Zwillingsbruder jahrelang sexuell missbraucht hat, reagierte diese mit extremer Wut. Nur galt sie nicht dem Vater: „Ich habe immer gewusst, dass ihr versuchen würdet, mir meinen Typen wegzunehmen“, sagte sie, „das Opfer bin ich, nicht ihr.“

Kouchner erzählt diese Episode in ihrem Buch „La Familia Grande“, das in Frankreich seit Beginn des Monats für eine Art gesellschaftlichen Dammbruch sorgt. Es geht darin um ihre Familie, eine berühmte Familie der französischen Elite: Ihr Vater, Bernard Kouchner, war Außenminister unter Nicolas Sarkozy und Mitbegründer von Ärzte ohne Grenzen; die Mutter, Évelyne Pisier, eine bekannte Feministin; ihre Tante eine Muse von François Truffaut und der Stiefvater, um den sich alles dreht, auch wenn sein Name im Buch nie genannt wird, ist Olivier Duhamel. In Frankreich galt Duhamel bis vor kurzem als ein mächtiger Mann, ein „homme de pouvoir“: Professor an der Elitehochschule Science Po, wöchentlicher Radio-Host beim Sender Europe 1, ehemaliger EU-Abgeordneter, Schriftsteller und Essayist, Vorsitzender des ultraexklusiven Clubs „Le Siècle“.

Ein Mann also, mit dem man befreundet sein sollte, wenn man es in Paris zu etwas bringen wollte, und mit dem entsprechend viele befreundet blieben, auch nachdem sie erfahren hatten, dass er sich jahrelang in das Zimmer seines Stiefsohnes geschlichen und ihn sexuell missbraucht hatte.

Ähnliches Buch sorgte für Entlassungswellen

Das Buch der Schwester, die die Geschichte ihres Bruders, aber auch ihre eigene erzählt, weil Inzest nie nur einen allein trifft, sondern ein Geflecht ist, in das eine ganze Familie verstrickt wird, schlägt in Frankreich ähnlich ein, wie vor einem Jahr „Die Einwilligung“ von Vanessa Springora: Olivier Duhamel verabschiedete sich über Twitter von all seinen Funktionen. Élisabeth Guigou, Vorsitzende der neuen „Kommission zur Untersuchung von Inzest und sexueller Gewalt an Kindern“, konnte aufgrund ihrer Freundschaft zu Duhamel ihren Posten nicht weiter ausüben. Der Philosoph Alain Finkielkraut wurde vom Sender LCI, bei dem er unter Vertrag stand, entlassen, nachdem er relativierend gemeint hatte, man müsse sich doch fragen, „ob es da keine Einwilligung gegeben hat“, außerdem handle es sich bei einem Dreizehnjährigen um „einen Teenager, kein Kind“.

Studenten der Hochschule Science Po Paris fordern seit Wochen den Rücktritt des Direktors Frédéric Mion, der seit zwei Jahren vom Inzest-Vorwurf gegen Duhamel wusste (er erfuhr es von der Politikerin Aurélie Filippetti, wie „Le Monde“ berichtet), ohne dass dies je eine Konsequenz gehabt hätte. Und auch Jack Lang, der ehemalige Kulturminister, musste sich noch einmal dafür verantworten, 1977 eine bereits durch den Springora-Skandal diskutierte Petition zur „Dekriminalisierung der Pädophilie“ unterzeichnet zu haben: „Was soll ich machen? Mich vor Ihnen anzünden?“, fragte er in einem Radiointerview entnervt und meinte locker: „Es war eine Dummheit. Es war einfach eine andere Zeit.“

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