Die Warnung von Rafael Grossi war eindrücklich. Sollte Iran wie angekündigt mehrere Dutzend Überwachungskameras der Internationalen Atomenergiebehörde (IAEA) an seinen nuklearen Produktionsstätten abbauen, dann wäre das ein „fataler“ Rückschlag für die diplomatischen Bemühungen um eine Beilegung des Atomstreits, sagte der IAEA-Generaldirektor in der vergangenen Woche. Im Schatten des Ukraine-Krieges hat sich da ein altbekannter, vor einigen Jahren beigelegt geglaubter Konflikt wieder aufgeschaukelt. Iran steht kurz davor, sich nuklear bewaffnen zu können. Die Folgen für die Sicherheit im Nahen Osten und der ganzen Welt wären gravierend.

Seit die USA unter dem früheren Präsidenten Donald Trump aus der Vereinbarung von 2015, JCPOA genannt, ausgestiegen sind, hat auch Iran die darin vereinbarten Schranken eingerissen. Damals stand Iran durch UN-Resolutionen und massive Sanktionen unter Druck. Im JCPOA unterwarf es sein Atomprogramm engen Begrenzungen und einer strengen Überwachung durch die IAEA. So durfte die Urananreicherung einen Grad von 3,67 Prozent nicht überschreiten, der für die von Teheran behaupteten rein zivilen Zwecke ausreicht. Die Bestände wurden begrenzt. Das sollte Vertrauen schaffen. Die sogenannte Breakout-Zeit, in der Iran bei Nichtbeachtung aller Auflagen genug nukleares Material für eine Atombombe produzieren könnte, wurde von wenigen Wochen auf rund ein Jahr verlängert. Im Gegenzug sollten die Sanktionen aufgehoben werden, die wegen des iranischen Atomprogramms verhängt worden waren.