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#Islands Heldentaten sind Vergangenheit

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Islands Heldentaten sind Vergangenheit

Vielleicht war es das berühmte „Hu!“ der Fans, das fehlte. Bestimmt wären viele Isländer nach Budapest gereist und hätten versucht, ihre Nationalmannschaft zum Sieg zu brüllen. Doch an jenem 12. November 2020 stand der Kontinent längst im Zeichen der Pandemie. Island musste sich ohne den legendären Rückhalt von den Rängen wehren. Das ging lange gut gegen die überlegenen Ungarn – Island führte in diesem Play-off-Spiel zur Fußball-EM 1:0 durch Gylfi Sigurdssons Tor. Doch Ungarn schlug in der 88. Minute und der Nachspielzeit zurück und gewann 2:1. Sechs Tage später unterlag Island dann England in der Nations League 0:4 und stieg mit null Punkten ab.

Es ist schwierig, das isländische Fußballmärchen der Jahre 2016 bis 2018 weiterzuschreiben. Bei der EM in Frankreich hatten die Skandinavier England 2:1 besiegt und Ronaldos Portugal durch ein 1:1 entnervt. Zwei Jahre später während der WM in Russland Messis Argentinien ein 1:1 abgeluchst: Nicht nur Romantiker gerieten ins Schwärmen, wenn sie von Nationaltrainer Heimir Hallgrimsson und seinen unerschrockenen Kerlen erzählten. Zumal die Isländer sich nicht einmauerten, sondern erfrischend spielten. Der Zusammenhalt mit den blau gekleideten Fans war weiterer Bestandteil dieser schönen Geschichte.

Die Erwartungen sind gestiegen

Doch auch in Island gibt es die Gesetze des Marktes. Hallgrimssons schwedischer Nachfolger Erik Hamrén trat zurück, als die Qualifikation für die EM verspielt war. Obwohl Platz drei in einer Gruppe mit Frankreich und der Türkei gewiss keinen Reinfall bedeutete. Vier ihrer 19 Punkte holten die Isländer gegen die Türken. Es reichte nicht zur direkten Teilnahme, weil Island unter anderem Zählbares gegen Albanien liegen ließ – in solchen Spielen gelten die Isländer nun wegen vergangener Erfolge als Favorit, was mit Blick auf ihre Einwohnerzahl von 360.000 eigentlich ein Witz ist.

Das ausgeprägte Zusammengehörigkeitsgefühl soll auch in der nächsten WM-Kampagne zu ihrem Markenzeichen werden. Der neue Trainer Arnar Thor Vidarsson kommt aus dem Verband, leitete vorher die U 21 an. Die ist übrigens gerade bei der Europameisterschaft im Einsatz, was zeigt, dass der Nachwuchs nicht so schlecht ist, wie einige isländische Kritiker ausmalten: Die A-Mannschaft sei zu alt, von unten komme wenig nach, hieß es nach dem Aus von Ungarn. Die Heldentaten haben Erwartungen geweckt.

Inzwischen oftmals Favorit: Island hat durch die Erfolge bei EM und WM die Rolle des Underdogs abgelegt.


Inzwischen oftmals Favorit: Island hat durch die Erfolge bei EM und WM die Rolle des Underdogs abgelegt.
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Bild: EPA

Der ewige Außenseiter von der Vulkaninsel sind diese Isländer nicht mehr. Doch unbestritten ist die Mannschaft im Umbruch, mit vielen Stammspielern jenseits der 30 Jahre. Für Vidarsson ist das Spiel gegen Deutschland an diesem Donnerstag (20.45 Uhr im F.A.Z.-Liveticker zur WM-Qualifikation und bei RTL) die Premiere; der frühere Profi mit Stationen in Belgien und den Niederlanden ist erst seit Dezember 2020 Cheftrainer. Auf zwei seiner besten Stürmer muss er verzichten: Gylfi Sigurdssons Frau erwartet ein Kind, der ehemalige Hoffenheimer bleibt an ihrer Seite. Der Augsburger Alfred Finnbogason ist weiter verletzt. Ein dritter Stürmer hat seine Fußballkarriere beendet und verzückt nun auf dem Tanzparkett Zuschauerinnen und Zuschauer: Rurik Gislason, früher in Sandhausen und Nürnberg unter Vertrag.

Für den Zusammenhalt und die Beliebtheit der Mannschaft ist es wichtig, dass jahrelange Stützen wie Torwart Hannes Thor Halldorsson und Mittelfeldspieler Aron Gunnarsson weiter dabei sind. Quoten von 99 Prozent im heimischen Fernsehen erreichten die Spiele der Isländer 2016 und 2018 mit Halldorsson im Mittelpunkt, als er im ersten Gruppenspiel der WM einen Elfmeter vom Messi hielt. Halldorsson, 36 Jahre alt, spielt nach Jahren in Dänemark wieder in Island für Valur Reykjavik. Gunnarsson, 31, ist nicht mehr für Cardiff tätig, sondern in Qatar. Der Profi mit dem roten Bart führte den „Viking Clap“ mit den Fans nach den Spielen immer an – „Hu!“

Mit einer alten Wikinger-Tradition hat dieses Ritual der Verbundenheit übrigens nichts zu tun. Eine isländische Fangruppe namens „Tolfán“ (der 12. Mann auf Isländisch) hatte sich einen ähnlichen Ruf 2007 von polnischen Handballfans abgeschaut und zum Fußball transportiert. Schade, nicht nur für die isländische Nationalmannschaft, dass er an diesem Donnerstag in Duisburg ausbleiben wird.

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