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#Israel und Emirate wollen Suezkanal umgehen

Israel und Emirate wollen Suezkanal umgehen

Bis das 400 Meter lange Containerschiff Ever Given am Mittwoch auf Grund gelaufen war, hatten jeden Tag 52 Schiffe den Suezkanal passiert. Jedes beförderte im Durchschnitt 10.000 Container. Damit werden durch den Suezkanal zwölf Prozent des maritimen Welthandels abgewickelt.

Jochen Stahnke

Jochen Stahnke

Politischer Korrespondent für Israel, die Palästinensergebiete und Jordanien mit Sitz in Tel Aviv.

Rainer Hermann

Zwei Projekte sollen die Abhängigkeit von diesem Nadelöhr künftig verringern. So wollen die Vereinigten Arabischen Emirate künftig bis zu 17 Prozent des Erdöls, das heute noch durch den Suezkanal nach Westen transportiert wird, durch die ausgebaute Pipeline von Eilat am Roten Meer nach Aschkelon am Mittelmeer pumpen. Zudem planen Israel und die Vereinigten Arabischen Emirate den Bau einer Eisenbahnlinie vom Persischen Golf an den israelischen Mittelmeerhafen Haifa.

Gemeinschaftsunternehmen mit dem Schah

Eingesetzt hatte die Diskussion, wie man das Risiko dieses Nadelöhrs vermindern kann, nach dem Sechstagekrieg vom Juni 1967, als die israelische Armee die Sinai-Halbinsel erobert hatte. Denn der Suezkanal blieb daraufhin bis 1975 geschlossen. Daher gründeten Israel und das noch vom Schah regierte Iran ein Gemeinschaftsunternehmen, das eine Ölpipeline von Eilat nach Aschkelon baute. Iranische Tanker lieferten nun Erdöl nach Eilat, das in Israel verbraucht oder von Aschkelon aus nach Europa weitertransportiert wurde. Damit mussten die iranischen Tanker nicht über die Route um das Kap der Guten Hoffnung ausweichen.


Bild: F.A.Z.-Karte Levinger

Die Zusammenarbeit endete erst, als 1979 der Schah gestürzt wurde und die Islamische Republik Iran auf diesen Vermarktungsweg verzichtete. Bis heute klagt Iran gegen Israel vor Schiedsgerichten, um seinen Anteil am damaligen Gemeinschaftsunternehmen zu bekommen. Ein Schiedsgericht in der Schweiz hatte 2015 geurteilt, dass Iran eine Entschädigung von 1,1 Milliarden Dollar zustehe. Wegen des Embargos gegen das Land wurde das Geld nie überwiesen.

Die 254 Kilometer lange Pipeline soll eine Kapazität von 600.000 Barrel am Tag haben; im Raum Eilat bestehen Öllager mit einem Speicherplatz für 23 Millionen Barrel. In den vergangenen Jahren wurde durch die Pipeline mutmaßlich Erdöl aus Russland und Aserbaidschan, das für Asien bestimmt war, gepumpt. Offizielle Verlautbarungen liegen dazu jedoch nicht vor.

Nun wollen die Vereinigten Arabischen Emirate die Pipeline nutzen. Dazu wollen sie mit Israel einen Investitionsfonds mit angeblich zehn Milliarden Dollar ins Leben rufen. Das sollte bei einem Besuch von Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu Anfang März bei einem Besuch in Abu Dhabi geschehen. Die Reise wenige Wochen vor der Wahl in Israel fand nicht statt. Die Pläne aber bleiben.

Ein Tiefseehafen am Roten Meer? 

Eines der Projekte, dessen Geldgeber maßgeblich der emiratische Staatsfonds werden soll, gilt dem israelischen Hafen Eilat am Roten Meer. Dort will Israel einen Tiefseehafen ausheben, der von schweren Tankern angefahren werden kann, die entweder vom Persischen Golf kommen oder künftig von der Küste Saudi-Arabiens aus nach Israel fahren. Über die bereits seit Jahrzehnten bestehende, doch reparatur- und ausbaubedürftige Pipeline zwischen Eilat und Aschkelon könnte dann Erdöl transportiert werden, das nicht mehr den Umweg per Schiff durch den Suezkanal nehmen müsste.



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Vertreter der staatlichen israelischen Europe Asia Pipeline Company (EAPC) hatten im Oktober des vergangenen Jahres in Abu Dhabi eine Absichtserklärung mit dem emiratisch-israelischen Joint Venture Med-Red unterschrieben, welches das Ziel verfolgt, Erdöl aus den Emiraten über Eilat nach Europa zu transportieren.

Ein weiteres Projekt des geplanten Investitionsfonds betrifft eine Eisenbahnverbindung zwischen dem Hafen Haifa am Mittelmeer, durch Jordanien und Saudi-Arabien bis in die Emirate am Persischen Golf. Die israelische Strecke zwischen Haifa und Bet Schean an der Grenze zu Jordanien besteht bereits. Was fehlt, ist vor allem die kostspielige Eisenbahnverbindung durch Jordanien, das sich bisher neutral zu dem Projekt verhält.

Während die Eilat-Aschkelon-Pipeline bereits konkret geplant wird, scheint die Eisenbahnverbindung noch ein ferner Zukunftstraum zu sein. Die Emirate und Israel prüfen das Projekt der Eisenbahnlinie bereits seit dem Jahr 2019. Und der damalige Verkehrsminister Yisrael Katz sprach schon 2017 davon. Dann könnten Produkte in weniger als zwei Tagen zwischen den beiden Ländern befördert werden, was heute durch den Suezkanal noch bis zu zwölf Tage dauert.

Beide Projekte, die Pipeline und die Eisenbahn, werden vorangetrieben, seit Israel und die Emirate ihre Beziehungen im vergangenen Jahr normalisiert haben. Was zu ihrem Vorteil wird, ist jedoch der Schaden Ägyptens, dessen Transitgebühren zurückgehen werden.

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