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#Freiheit am Freitag

Freiheit am Freitag

Für die jungen Investmentbanker von Goldman Sachs wird das Leben demnächst ein bisschen leichter. Von Freitag Abend, 21 Uhr, bis Sonntag Morgen sollen sie künftig von der Arbeit komplett verschont werden. So hat es Bankchef David Solomon diese Woche versprochen. Ein ganzer freier Tag in der Woche – das haben sich junge Investmentbanker erstritten, nachdem das Ergebnis einer angeblichen Umfrage unter 13 von ihnen öffentlich worden war. In der Woche zuvor hätten sie durchschnittlich 105 Stunden gearbeitet, hieß es. Sie gingen um 3 Uhr ins Bett und bekämen dann fünf Stunden Schlaf.

Patrick Bernau

Patrick Bernau

Verantwortlicher Redakteur für Wirtschaft und „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Dass Goldman Sachs am Ende sogar davon profitieren könnte, wenn die Mitarbeiter einen Tag in der Woche Pause haben, davon ist Bankchef Solomon selbst allerdings offensichtlich nicht so recht überzeugt. „Denkt nur daran“, gab er seinen Angestellten mit: „Wenn wir alle eine Extrameile für unseren Kunden gehen, kann es wirklich unsere Leistung verbessern, selbst wenn wir glauben, dass wir an unseren Grenzen sind.“ Die neue Regel gilt folgerichtig nicht für alle Investmentbanker, sondern eben nur für diejenigen auf den unteren Stufen der Hierarchie, vor allem die jungen Berufseinsteiger.

Spanien testet die Vier-Tage-Woche

Ganz anders scheint die verbreitete Meinung in Spanien zu sein. Dort gibt es zwar schon zwei ganze Tage Wochenende, doch die Politik hält das nicht für ausreichend, zumindest nicht Íñigo Errejón, der Gründer der kleinen Linkspartei Más País. Er hat jetzt einen großen Versuch durchgesetzt: Mit dem Krisen-Hilfsgeld der Europäischen Union wird für rund 200 Unternehmen und mehrere tausend Mitarbeiter für eine begrenzte Zeit die Umstellung auf eine Vier-Tage-Woche finanziert. Die Mitarbeiter sollen einen dritten Tag Wochenende bekommen und trotzdem nicht auf Gehalt verzichten.

Eines haben die beiden Geschichten gemeinsam: Der Trend zu kürzeren Arbeitszeiten scheint kaum aufzuhalten. Auch in Deutschland wächst der Wunsch. Männer wollen inzwischen im Durchschnitt nur noch 36 Stunden in der Woche arbeiten, selbst wenn sie das Gehalt kostet, so zeigen es Zahlen aus Deutschlands größter Langzeit-Umfrage, dem „sozio-ökonomischen Panel“, bezogen auf das aktuellste verfügbare Jahr 2018. Mindestens seit 2000 gab es keinen niedrigeren Wert, im Jahr 2007 wünschten sich die Männer noch 39 Stunden Arbeit. Auch bei den Frauen wird der Arbeitswunsch kleiner, ihre Lieblings-Arbeitszeit ist inzwischen unter 30 Stunden gesunken. Der Abwärtstrend begann in den späten Nullerjahren. Das ist wahrscheinlich kein Zufall: Damals verschwand die Massenarbeitslosigkeit. Vorher war es ein Statussymbol, Arbeit zu haben. Als die Arbeitsplätze gesichert waren, wurde Freizeit attraktiver.

Im vergangenen Jahr hat die IG Metall noch eine Vier-Tage-Woche als Ausweg für kriselnde Industriebetriebe mit Absatzschwierigkeiten vorgeschlagen. Der Hauptteil der Debatte geht inzwischen aber anders. Die Idee: Wer weniger arbeitet, ist nicht so müde, arbeitet besser und wird seltener krank – ob man also nicht in vier Tagen die gleiche Arbeit schaffen kann, für die man bisher fünf brauchte?

Ein Projekt zur „Steigerung der Produktivität“?

So denkt sich das zum Beispiel der Spanier Íñigo Errejón, der seine Vier-Tage-Woche als Projekt zur „Steigerung der Produktivität“ anpreist. So weit gehen die deutschen Gewerkschaften nicht. Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund verweist aber gern auf Studien, denen zufolge lange Arbeitszeiten das Fehlerrisiko erhöhen und die Produktivität je Stunde tatsächlich zurückgeht. Dazu kommen die Erzählungen: Ein Zeitschriftenverlag nördlich von London, ein Software-Unternehmen in Berlin, eine Kreativagentur im Schweizer Kanton Aargau – sie alle berichten davon, dass sie in vier Tagen genauso viel schaffen wie vorher in fünf. Lassen sich diese Erfolge im großen Maßstab wiederholen?

Nicht alle Berufe eignen sich für das Experiment. Ein Pilot fliegt nicht schneller, nur weil er kürzer gearbeitet hat. Auch in der Krankenpflege, beim Friseur und an der Supermarktkasse gibt es viele Aufgaben, für die vor allem jemand gewisse Zeiten abdecken muss. Die Diskussion um den ökonomischen Ausgleich kürzerer Arbeitszeiten durch höhere Produktivität ist von vorneherein also die einer bestimmten Berufsgruppe. Meist geht es um Büroarbeiter, die an ihren fünf Arbeitstagen möglicherweise nicht immer allzu konzentriert arbeiten. Vielleicht auch, weil kreativer Leerlauf und Kommunikation mit den Kollegen die Arbeit ebenfalls verbessern.

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