#Frauen im Schach: Allein unter Männern

Sie schickt ihren Bauern in den Krieg. Sie eröffnet klassisch und zieht ihren Bauern auf e4. Ihre Gegnerin kontert mit Bauer e6 – die französische Verteidigung. Für Bruna Geske keine Überraschung. Sie hat die alten Partien ihrer Gegnerin Maria Horvath studiert und kann deren nächste Züge bereits erahnen. Es ist die zweite von neun Partien bei den Frauen-Einzelmeisterschaften 2024 in Augsburg. Geske ist bereits Frauen-FIDE-Meisterin, eine Auszeichnung des Weltschachbundes Fédération Internationale des Échecs. Nun strebt die Frankfurterin den Titel Internationale Meisterin an. Dafür muss sie bei mehreren FIDE-Turnieren sogenannte Normen erreichen. Um besser zu werden, trainiert sie im Schachklub Wiesbadener SV 1885. Das Turnier in Augsburg ist ihre Gelegenheit, eine Norm für den Titel Internationale Meisterin zu holen – der letzte Grad vor der Großmeisterin.

Wie lange sie sich schon auf dieses Turnier vorbereitet? „Eigentlich schon mein ganzes Leben lang“, sagt die Achtundzwanzigjährige. Sie kommt aus Albanien und hat dort in ihrer Kindheit das Schachspielen gelernt. Als sie fünf Jahre alt war, beobachtete sie bei einem Familienurlaub ihren Onkel beim Schachspielen. Sie war fasziniert, wie die unterschiedlichen Figuren sich bewegen durften. „Ich konnte nicht nachvollziehen, warum der Springer über eine andere Figur hüpfen konnte.“ Sie wollte es verstehen und lernte die Regeln. „Der Urlaub war von Tag eins bis Tag 15 nur Schachspielen“, sagt sie und lacht. „Von da an bin ich immer dabeigeblieben.“ Sie spielte gegen ihre Cousins und ihren zwei Jahre älteren Bruder und hatte damals noch keine Chance zu gewinnen. Das motivierte sie. „Ich bin sehr ehrgeizig, ich wollte immer gegen meinen Bruder gewinnen.“