Nachrichten

#Ist die Heilige Familie noch zeitgemäß?

Ist die Heilige Familie noch zeitgemäß?

Eine Mutter, ein Vater, ein Kind: An Heiligabend konstituiert sich unser Inbegriff von Familie. Wenn wir die Krippenfiguren unter der Tanne arrangieren, stehen Maria, Josef und ihr Baby im Zentrum. Jede Weihnachtspredigt, jedes Krippenspiel dreht sich um die so banale wie großartige Tatsache, dass eine Frau und ein Mann ein Kind bekommen. „Fürchtet euch nicht!“, sagt der Engel zu den gratulierenden Hirten, aber irgendwie auch zu den frischgebackenen Eltern und uns allen: „Siehe, ich verkündige euch große Freude.“ 2000 Jahre Kulturgeschichte und eine Frohe Botschaft.

Julia Schaaf

Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die Eltern haben zu diesem Zeitpunkt noch keine Ahnung, ob es mit dem Stillen klappt und wie Schlafmangel an der Psyche nagt. Aber vielleicht verspüren sie dieses bis dato ungekannte Gefühl, eine Eingebung des Himmels, dass sie das Kostbarste und Unglaublichste in den Armen halten, das ihnen je widerfahren ist, weshalb sie sich sofort umstandslos vor jedes Auto – jedes Fuhrwerk? – werfen würden, um dieses Geschöpf vor den Gefahren der Welt zu schützen.

Mit der Geburt des ersten Kindes beginnt etwas Neues: Familie

Die Geburt eines Kindes ist wie Weihnachten, nur besser: ein echtes Wunder. Während man noch staunt, was die entfernte Verwandtschaft an Geschenken schickt und dass selbst der pampige Nachbar gratuliert, während man ein greinendes Bündel durch die Wohnung trägt und das Nervenkostüm dünner wird, ahnt man, dass man als Vater oder Mutter zwar derselbe Mensch bleiben, aber nie und nimmer dasselbe Leben führen kann. Etwas Neues beginnt: Familie. Schon wegen des Babywunders hat sie es verdient, dass sie uns heilig ist.

Jede Geburt ist ein Wunder. Schon deshalb sollten wir die Familie heilig halten.


Jede Geburt ist ein Wunder. Schon deshalb sollten wir die Familie heilig halten.
:


Bild: dpa

Alle Jahre wieder gerinnt die Erzählung aus dem Lukas-Evangelium zu einem Bild von Mutter, Vater, Kind, das auf den ersten Blick so natürlich anmutet, als entspränge es den Gesetzen der Biologie: Aus einer Samenzelle (Mann) und einer Eizelle (Frau) entsteht – Wunder! – neues Leben. Was aber hat diese Modellfamilie unterm Weihnachtsbaum uns zu sagen, uns, die wir heute Väter und Mütter sind?

Das Thema Familie hat in Deutschland in den vergangenen zwei Jahrzehnten eine beachtliche Aufwertung erfahren. Seit der Einführung des Elterngeldes bekommen Männer und Frauen das Kinderkriegen gewissermaßen bezahlt. Es gibt Kindermodeläden, in denen Mütter am liebsten für sich selbst shoppen würden, und Cafés mit extra viel Platz für teure Kinderwagen. Erziehungsfragen werden nicht mehr nur auf dem Spielplatz verhandelt, der Horror der Kitaplatzsuche und die Belastungen des Homeschoolings sind Stoff für die Abendnachrichten und das Dinner mit Freunden.

F+Newsletter – das Beste der Woche auf FAZ.NET

Samstags um 9.00 Uhr

ANMELDEN


Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist zu einer Schlüsseldimension geworden, um den Stand der Gleichberechtigung zu vermessen. Wer denkt beim Stichwort Krippe noch an Stroh? In vielen Mittelschichtsfamilien gruppieren sich rund um das „babybay“- Beistellbett statt Ochs und Hirten die Großeltern und eine Phalanx an Babysittern. It takes a village to raise a child.

Derweil hat das reaktionäre Lager die Familie zum Kriegsschauplatz erkoren. Rechtspopulisten verkämpfen sich für das Dreigestirn aus Vater, Mutter, Kind, für ein Primat der Biologie und die Bewahrung traditioneller Geschlechterrollen, als stünde angesichts der Möglichkeiten der Reproduktionsmedizin und der Lebensmodelle des 21. Jahrhunderts die Zukunft des Abendlandes auf dem Spiel. Davon unbeeindruckt hat sich die Ampelkoalition einer Modernisierung des Familienrechts verschrieben. Zum ersten Mal in der Geschichte werden die Belange von lesbischen Eltern und Patchworkkonstellationen, von Spenderkindern und verzweifelten Paaren mit Kinderwunsch so wichtig genommen wie der Prototyp aus Papa, Mama, Kind.

Was aber heißt das alles für die Heilige Familie? Haben Maria, Josef und ihr Windelkind als Vorbild ausgedient – oder können sich auch Alleinerziehende und schwule Väter mit ihrem Leihmutterbaby in der Erzählung vom Stall in Bethlehem spiegeln?

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!