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#Ist jetzt die Zeit für einen Jobwechsel?

Ist jetzt die Zeit für einen Jobwechsel?

Sonia Latona hat es gewagt. Im März, mitten im langen Corona-Lockdown, stand sie vor der Frage, wie es nach der Elternzeit für sie weitergeht. Ihren Job bei einem Versicherer gab es nach einer Umstrukturierung so nicht mehr. Das Unternehmen stellte sie vor die Wahl: Die 36-Jährige konnte entweder intern auf eine andere, gleichwertige Stelle wechseln – oder die Firma verlassen. „Da geht einem als Mutter von zwei Kindern, von denen eines erst ein Jahr alt ist, natürlich einiges durch den Kopf“, erzählt sie. „Vor allem die Frage: Ist ein Wechsel in dieser Situation überhaupt machbar?“

Ist er, entschied sie gemeinsam mit ihrem Mann, trotz der zusätzlichen Unsicherheit durch die Pandemie. „Die Krise bietet ja durchaus auch Chancen für Mütter, flexibler zu arbeiten und zwischendurch das Kind abzuholen.“ Latona wandte sich an den Personalvermittler Michael Page, der sich nach wenigen Stunden mit einem ersten Stellenangebot bei ihr meldete. Vor wenigen Wochen begann sie dann ihren neuen Job bei einer Versicherungsgesellschaft in der Nähe von Frankfurt. Dort kümmert sich die gelernte Versicherungskauffrau um die Automatisierung von Prozessen, also: Welche Aufgaben beim Bearbeiten der Versicherungsfälle kann ein Roboter übernehmen? „Es ist eine neue Herausforderung, aber genau das wollte ich ja auch“, sagt sie.

Viele haben erstmal abgewartet

Im Fall von Sonia Latona gab es einen klaren Anlass für einen Wechsel – darüber nachgedacht hatte sie aber schon vor der Pandemie. Auch viele andere Menschen stellen sich die Frage: Ist jetzt, wo sich der Arbeitsmarkt in großen Schritten von der Corona-Krise erholt und die Unternehmen endlich wieder mehr Mitarbeiter suchen, der richtige Zeitpunkt für den Jobwechsel gekommen? Oder wäre es angesichts der sich ausbreitenden Delta-Variante und möglichen neuen Corona-Einschränkungen im Herbst und Winter ratsam, noch zu warten?

Fest steht: Die üblicherweise recht große Fluktuation am Arbeitsmarkt ist im vergangenen Jahr weitgehend zum Erliegen gekommen. Viele Unternehmen haben ihre Beschäftigten in Kurzarbeit geschickt und kaum eingestellt, und wer einen sicheren Arbeitsplatz hatte, hat daran erst mal festgehalten. Zu erwarten wäre, dass sich die Menschen nun wieder stärker umschauen, zumal sich in der Krise viele Beschäftigte aus der Not auf Stellen unterhalb ihrer eigenen Karrierestufe beworben hatten, wie Wissenschaftler des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung anhand von Daten des Karrierenetzwerks LinkedIn zeigen konnten.

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Trotzdem ist bisher nicht zu erkennen, dass die Menschen in Deutschland massenweise den Brötchengeber wechseln. Eine noch unveröffentlichte Untersuchung des Bundesarbeitgeberverbands der Personaldienstleister, für die Forscher von Index Research 1000 Menschen aus verschiedensten Branchen und allen Hierarchieebenen befragt haben, kommt sogar zum gegenteiligen Ergebnis: Demnach suchten im Juni 2021 weniger Menschen aktiv nach einer neuen Stelle als im April vergangenen Jahres. Eine Erklärung könnte den Forschern zufolge sein, dass zu Beginn der Pandemie viele Menschen unglücklich mit der Situation im Unternehmen sowie dem Umfang der Kurzarbeit waren und das ganze Ausmaß der Krise noch nicht abschätzen konnten, sodass sie eher bereit waren, etwas Neues zu wagen.

Ähnlich beobachten die Personalverantwortlichen in den Unternehmen die Lage. Wer einen Arbeitsplatz habe, ziehe die sichere Anstellung in der Tendenz oftmals weiterhin einem Wechsel vor, da die Aussichten für das zweite Halbjahr ungewiss seien, teilte der Bundesverband der Personalmanager auf Anfrage mit. Von einer zunehmenden Wechselbereitschaft sei nichts zu merken.

„Schritt ins Ungewisse“

Martin Nehmer, Karrierecoach bei der Outplacement-Beratung von Rundstedt, kann das im Grundsatz gut verstehen. Er berät Menschen, die mit ihrer aktuellen Stelle nicht mehr zufrieden sind, die vielleicht den Arbeitgeber oder sogar die Branche wechseln wollen. „Wenn man Jahre oder Jahrzehnte in einem Unternehmen war, ist ein Jobwechsel ein großer Schritt ins Ungewisse“, sagt er. Da müsse man sich sehr genau überlegen, welches Risiko man eingehe. Das gelte aber unabhängig von Corona. Ein guter Zeitpunkt für einen Wechsel ist aus seiner Sicht immer dann, wenn man mit der bisherigen Tätigkeit nicht mehr zufrieden ist. „In einem Job oder einer Branche zu verharren, wo vielleicht sogar die Gesundheit leidet, ist kein guter Ratschlag.“

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