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#James Dyson: Der Meister der Lockenpracht

Mit dem Air-Wrap ist James Dyson ein Volltreffer in die Influencer-Vorlieben gelungen. Bei der Eröffnung seiner Filiale im Berliner Europacenter scheut er sich nicht, seine vielzähligen Erfindungen dem bewundernden Publikum vorzustellen.

James Dyson hat mit den Influencern der Generation Z wenig gemein, außer vielleicht einem Faible für Lockenstäbe. Genauer: für den Dyson Airwrap, ein Deluxe-Gerät für schlappe 549 Euro. Es ist ein Betrag, den viele Influencer nicht etwa als überteuert, sondern vielmehr als sinnvolle Investition in ihr äußeres Erscheinungsbild begreifen, ein Garant für ihren Erfolg auf Tiktok, Instagram und Youtube.

Der britische Erfinder hingegen sieht darin vor allem ein Gerät „packed full of technology“, wie eigentlich alle Geräte aus dem Hause Dyson, und noch dazu seinen Beitrag zu gesundem Haar. Perfekt gestylte Lockenpracht bei maximal 90 Grad, da darf Geld keine Rolle spielen. „Wir sind Pioniere der Technologie“, sagt Dyson. „Deshalb können wir nie die billigsten sein.“

Ein perfektes System sich ergänzender Geschäftsinteressen

James Dyson und die Influencer trennen Welten, was das Alter, das Aussehen und das Vermögen angeht. Der eigenwillige Mann in schwarzer Stoffjacke und pragmatischer Kurzhaarfrisur ist schon reife 76 Jahre alt, noch dazu einer der reichsten Menschen der Welt mit einem geschätzten Vermögen von rund neun Milliarden Pfund. Man darf vermuten, dass sich diese Vertreter ihrer jeweiligen Spezies in der alten Dyson-Welt aus Staubsaugern und Ventilatoren niemals getroffen hätten, so futuristisch diese Haushaltsgegenstände auch aussehen mögen.

Doch weil sich Dyson mit seinem Imperium vor einigen Jahren mit der gewohnten Akribie auch der Forschung des technikoptimierten Haarstylings widmete, zieht er die Influencer an wie ein Honigtopf die Bienen, und die wiederum schwärmen aus, um den Airwrap in die Welt hinauszutragen. Es ist ein perfektes System sich ergänzender Geschäftsinteressen.

Kein Typ, der Gefallen will

Zu besichtigen ist dies an einem verregneten Abend im Herbst am Tauentzien in Berlin, jener einst totgesagten Gegend um das West-Berliner Europacenter, die schon seit einiger Zeit eine Renaissance erlebt, neuerdings mit dem größten Dyson-Geschäft der Welt. Dyson hat zum Store Opening geladen, Hunderte von schön gelockten Menschen drängen sich zwischen Luftbefeuchtern, Saugrobotern und grünen Longdrinks und schauen Dyson bei dem zu, was er am liebsten tut: dem Dozieren über seine Erfindungen in all ihrer Pracht.

Volles Haus: Bei der Eröffnung der bisher größten Dyson-Filiale wurde der Air-Wrap von zahlreichen Influencern getestet.


Volles Haus: Bei der Eröffnung der bisher größten Dyson-Filiale wurde der Air-Wrap von zahlreichen Influencern getestet.
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Bild: Dyson

Denn für ihn sind die Erfindungen nicht etwa hochpreisige Produkte im ungewöhnlichen Design, sondern wahre Wunder der Technik. 20 Minuten steht er auf einer kleinen Bühne an der Stirnseite des Ladens für eine kleine Tour durch die Dyson-Welt. Dabei schreckt er nicht davor zurück, nacheinander mehrere Mini-Motoren hochzuhalten, die im Laufe der Zeit immer kleiner, handlicher und leistungsstärker wurden.

James Dyson ist nicht gerade der Typ Mensch, der gefallen will. Nicht, als er vor Jahrzehnten ohne nennenswertes Einkommen stur an seinen unorthodoxen Staubsauger-Prototypen herumbastelte (mehr als 5100 an der Zahl), auch nicht jetzt als einer der erfolgreichsten Geschäftsleute der Welt. Sein Ziel ist größtmögliche Autonomie. Von niemandem lässt er sich gerne hineinreden. Weder von der Europäischen Union, von der er sich als Geschäftsmann schon wegen Vorschriften zum Energieverbrauch gegängelt fühlte, noch von den Wettbewerbern. So lässt sich erklären, dass er zu einem der prominentesten Brexit-Befürworter avancierte und sich fast gleichzeitig mit seinem Unternehmen nach Singapur aus dem Staub machte.

Aufmerksamkeit mag er dann aber doch. Je tiefer Dyson in die Technik eintaucht, desto engagierter wird er. Längst hat er von einem Staubsauger die Teleskopstange entfernt und nutzt sie als Zeigestock, um zu erklären, wie es gelingen konnte, den Energieverbrauch seines beutellosen Haushaltsgeräts auf ein Zehntel zu reduzieren. Eine solche Detailtiefe ist bei Influencern auf Tiktok sonst eher hinderlich, hier wird sie mit ungewöhnlicher Aufmerksamkeit quittiert, schon weil man dem Geburtshelfer der eigenen Lockenpracht den nötigen Respekt zollen will. Es wird geduldig gewartet, bis das Idol zu Ende gesprochen hat, dann drängen die Influencer zu ihm hin. Ebenso geduldig nimmt Dyson ihre Liebesbekundungen entgegen. Nach ein paar Minuten strebt er zum Ausgang in die verregnete Nacht. Dann geht jeder wieder seiner Wege.

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