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#Japans Angst vor Olympia

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Japans Angst vor Olympia

Es ist ein Angebot, das auch das stolze Japan nicht ablehnen kann. Zwei Monate vor Beginn der Olympischen Spiele in Tokio hat das Internationale Olympische Komitee (IOC) dem Gastgeberland angeboten, als Teil der nationalen Delegationen zusätzliches medizinisches Personal wie etwa Ärzte zu schicken. Diese könnten helfen, den medizinischen Betrieb und die strikte Verfolgung der Covid-19-Maßnahmen im olympischen Dorf und an den Wettkampfstätten zu unterstützen, sagte IOC-Präsident Thomas Bach am Mittwoch vor der letzten Sitzung der Koordinations-Kommission für die Sommerspiele. Seiko Hashimoto, die Präsidentin des lokalen Vorbereitungskomitees, zeigte sich erfreut. Man wolle nun besprechen, wie der Vorschlag in die Realität umgesetzt werden könne. Ein IOC-Sprecher erklärte, man arbeite in der Frage schon intensiv mit den nationalen Delegationen zusammen.

Patrick Welter

Korrespondent für Wirtschaft und Politik in Japan mit Sitz in Tokio.

Das Angebot des IOC wirkt wie eine direkte Antwort auf einen Appell eines Verbands von etwa 6000 Ärzten in Tokio an die Regierung und die Organisatoren, die Spiele abzusagen. „Wir glauben, es ist die richtige Entscheidung, ein Ereignis abzusagen, das die Zahl der infizierten Menschen und Todesfälle erhöhen kann“, heißt es in dem Schreiben des Verbands. Die Ärzte betonen, dass die vierte Welle der Infektionen in Japan so schwer sei wie noch keine Welle zuvor. Das medizinische System sei bis an seine Grenzen angespannt. Die Lage wird erschwert dadurch, dass die Regierung erst allmählich mit Schutzimpfungen im großen Stil beginnt.

Zunehmend gereizter fallen darob die Reaktionen auf Bitten der Organisatoren aus, die medizinische Versorgung für Athleten und Gäste sicherzustellen. Der Gouverneur von Tokios Nachbarpräfektur Chiba, Toshihito Kumagai, lehnte es zuletzt rundheraus ab, für erkrankte Athleten Krankenhausbetten vorzuhalten. Der Gouverneur der Nachbarprovinz Ibaraki, Kazuhiko Ogaiwa, erklärte, es würde ihm schwerfallen, einen olympischen Athleten vor einem Einwohner medizinisch zu bevorzugen.

Die Stimmung hat sich verschlechtert

Die Organisatoren der Spiele brauchen etwa 10000 Ärzte und Krankenpfleger in den Stadien. Bitten, mehr Ärzte und Pfleger zu entsenden, stießen teils auf harsche Ablehnung. Das trägt nicht dazu bei, Corona-Ängste in der Bevölkerung vor der Einreise von bis zu etwa 100000 Sportlern, Funktionären und Journalisten zu dämpfen. In einer Umfrage der Zeitung Asahi Shimbun hatten sich gerade 83 Prozent der Befragten dagegen ausgesprochen, die Spiele in diesem Sommer stattfinden zu lassen. 43 Prozent wünschten eine Absage, 40 Prozent eine abermalige Verschiebung. Die Stimmung gegen die Spiele hat sich mit steigenden Covid-Infektionszahlen deutlich verschlechtert.

Rückendeckung: Das IOC bietet dem Organisationskomitee Hilfe an.


Rückendeckung: Das IOC bietet dem Organisationskomitee Hilfe an.
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Bild: dpa

Sponsoren haben sich bislang nicht distanziert. Doch einige bekannte Wirtschaftsführer nehmen kein Blatt vor den Mund. Masayoshi Son von SoftBank sagte, er habe Angst vor den Olympischen Spielen. Hiroshi Mikitani von Rakuten bezeichnete die Spiele als Selbstmordkommando. Einige japanische Athleten haben schon Zweifel an den Spielen geäußert. „Ich glaube nicht, dass die Olympischen Spiele es wert sind, das Leben von Menschen zu riskieren“, sagte Tennisspieler Kei Nishikori. Seine Kollegin Naomi Osaka sieht die Notwendigkeit einer öffentlichen Diskussion über die Spiele. Ministerpräsident Yoshihide Suga beteuerte am Mittwoch abermals, dass die Spiele in einem sicheren Rahmen stattfinden würden. Doch der wichtigste Oppositionsführer, Yukio Edano von der Verfassungsdemokratischen Partei, sagte schon, es sei unmöglich, die Spiele abzuhalten und zugleich das Leben und die Gesundheit der Menschen zu schützen.

In dieser Stimmungslage fällt es den Organisatoren zunehmend schwerer, mit rationalen Argumenten Gehör zu finden. Bach betonte am Mittwoch, dass es während der Pandemie Hunderte Sportwettbewerbe gegeben habe, die nicht zu Infektionsherden geworden seien. Bei vier Testwettkämpfen in Japan mit Hunderten Teilnehmern auch aus dem Ausland gab es zuletzt nur eine Corona-Infektion, die bei der Einreise entdeckt und isoliert wurde. Mindestens 80 Prozent der anreisenden Sportler würden gegen Covid geimpft sein, sagte Bach. Immer werbender klingt sein Lob an die liebenswürdigen Gastgeber. Immer öfter beschwört er den Durchhaltegeist der Japaner, den sie in vielen Krisen schon bewiesen hätten. Doch nüchtern erinnerte Olympiaministerin Tamayo Marukawa das IOC daran, auch bei Journalisten und Funktionären dafür zu werben, sich vor den Spielen gegen Covid impfen zu lassen. Das sei eine gute Idee, sagte IOC-Vizepräsident John Coates.

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