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#Jede Vergewaltigung ein Kriegsverbrechen

„Jede Vergewaltigung ein Kriegsverbrechen“

Eine Frau berichtet, dass ein russischer Soldat sie in einer Schule in der Region Charkiw wiederholt vergewaltigt habe. Sie sagt der Organisation Human Rights Watch, er habe sie geschlagen und ihr mit einem Messer in Gesicht, Hals und Haare geschnitten. Die ukrainische Ombudsfrau für Menschenrechte, Ljudmila Denisowa, schreibt auf Telegram, in der Nähe einer Straße, 20 Kilometer vor Kiew, hätten Russen vier oder fünf Frauen nackt auf einen Haufen mit Autoreifen geworfen und versucht, sie anzuzünden.

Eine 50 Jahre alte Frau zeigt einem Journalisten der BBC das Grab ihres Mannes, der vergebens versucht habe, sie vor ihrem Peiniger zu beschützen. Das sind nur einige der Fälle von sexualisierter Gewalt durch russische Soldaten in der Ukraine, die inzwischen dokumentiert sind.

In bewaffneten Konflikten laufen vor allem Frauen und Mädchen Gefahr, Opfer sexualisierter Gewalt zu werden. Das war schon immer so. Im Bosnienkrieg wurden Anfang der neunziger Jahre Zehntausende Frauen und Mädchen vergewaltigt. Viele sprechen bis heute nicht über das, was sie durchgemacht haben.

Schon bevor die russischen Truppen Anfang April wieder aus den besetzten Ortschaften im Umland von Kiew abgezogen sind, berichtete die ukrainische Generalstaatsanwältin Iryna Wenediktowa von einer ersten Anklage gegen einen russischen Soldaten, der bei Browary einen unbewaffneten Zivilisten getötet und dessen Frau mehrfach vergewaltigt haben soll. Seither sind viele weitere Ermittlungen hinzugekommen. Allein der Beobachtungsmission des UN-Hochkommissariats für Menschenrechte, die seit 2014 in der Ukraine ist, wurden nach eigenen Angaben bislang 75 Verdachtsfälle aus dem ganzen Land gemeldet, vor allem aus dem Raum Kiew. Haben die Vergewaltigungen durch russische Soldaten System?

Kriegswaffe oder Opportunismus?

Hillary Margolis von Human Rights Watch sagt, es gebe „gewiss Hinweise, dass sexualisierte Gewalt im Ukrainekrieg verübt wird“. Aber es sei noch unklar, in welchem Ausmaß und in welcher Weise. In Konflikten oder Kriegen komme es oft zu sexualisierter Gewalt. Manchmal schlicht, weil jemand die Situation ausnutze. In anderen Fällen werde sexualisierte Gewalt bewusst eingesetzt, um eine bestimmte Bevölkerung oder Gemeinschaft zu terrorisieren, zu foltern und zu verletzen. Dann handle es sich um Vergewaltigung als Kriegswaffe. Ob das im Ukrainekrieg so sei, lasse sich noch nicht sagen. Es gebe bisher nicht genügend Informationen.

Ohnehin ist das Zählen der Fälle erst der zweite Schritt. Überlebende brauchten zuallererst Hilfe, vor allem akute medizinische Versorgung. „Die Dringlichkeit, medizinische und psychosoziale Hilfe für Opfer sicherzustellen, wird oft übersehen“, sagt Margolis. Ähnlich drückt es auch Jaime Nadal vom UN-Bevölkerungsfonds (UNFPA) in der Ukraine aus, der die Regierung in Kiew unterstützt. „Wir sorgen uns darum, wie Versorgung für Frauen, Mädchen und übrigens auch Männer, die sexualisierte Gewalt erlitten haben, wieder sichergestellt werden kann“, sagt er.

Seine Organisation verteilt unter anderem Notfall-Sets mit den Dingen und Medikamenten, die Ärzte für die medizinische Versorgung nach einer Vergewaltigung brauchen. „Die Behandlung muss in einem Zeitfenster von 72 Stunden erfolgen, oft erhalten Frauen die Versorgung erst Wochen später“, sagt Nadal. Dann gehe es darum zu schauen, ob schon eine sexuell übertragbare Krankheit oder eine Schwangerschaft vorliege und was getan werden könne.

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Der Bevölkerungsfonds unterstützt 97 Geburtskliniken in der Ukraine, zehn davon sind laut Nadal zerstört. In Regionen wie Luhansk im Osten des Landes gebe es schlichtweg keine Gesundheitseinrichtungen mehr, ähnlich sei die Entwicklung in Städten wie dem eingekesselten Mariupol. Tonnenweise medizinisches Material wurde bereits verschifft, mobile Mini-Krankenhäuser in Containern werden eingesetzt, um Abhilfe zu schaffen.

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