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#„Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich absolut nicht so denke“

„Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich absolut nicht so denke“

An einer Whatsapp-Nachricht von Ihnen entzündet sich breite Kritik. Darin schrieben Sie mit Blick auf den damaligen Bild-Chefredakteur Julian Reichelt, die deutsche Presse und Politik, er sei „der letzte und einzige Journalist in Deutschland, der noch mutig gegen den neuen DDR-Obrigkeitsstaat aufbegehrt. Fast alle anderen sind zu Propaganda-Assistenten geworden“. Aus den Reihen des Bundesverbands Digitalpublisher und Zeitungverleger (BDZV) werden Stimmen laut, die Ihren Rücktritt als Präsident des Verbands fordern. Treten Sie zurück?

Michael Hanfeld

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.

Ich glaube, der Verband hat viel erreicht in den letzten Jahren und dazu beigetragen, dass wir auf europäischer Ebene eine der wichtigsten Grundlagen für digitalen Journalismus in der Zukunft haben. Ich glaube aber auch, das Wichtigste liegt noch vor uns. Unsere Hauptziele für die nächsten Jahre sind: Die Infrastruktur der Zeitungszustellung sicherstellen. Die Expansion der öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten im Netz und vor allem in der regionalen und lokalen Berichterstattung beschränken. Eine faire Regulierung und Besteuerung internationaler Tech-Konzerne durchsetzen. Und Lizenzeinnahmen als dritte Säule der Finanzierung von Journalismus neben Vertriebs- und Werbeerlösen fest etablieren. Aber wenn eine Mehrheit der Mitglieder findet, dass ich durch eine sehr unglückliche Formulierung in einem privaten Meinungsaustausch zur Belastung für den Verband geworden bin, dann werde ich das selbstverständlich akzeptieren.

Am 24. November soll es zu einer Aussprache im BDZV kommen. Wie schätzen Sie die Lage ein?

Meiner Meinung nach ist es wichtig, dass der Verband nicht einfach zur Tagesordnung übergeht. Es geht schließlich um Grundsatzfragen. Ich erfahre zurzeit Kritik, aber auch viel Unterstützung von Mitgliedern und Landesverbänden. Als Präsident habe ich Wert darauf gelegt, dass das Thema auf der nächsten Sitzung besprochen wird. Dann werden wir sehen.

Sie haben Ihr Bedauern über die Whatsapp-Nachricht ausgedrückt und darauf verwiesen, dass die Worte in einer privaten Nachricht gefallen und „Teil eines vertraulichen Dialogs“ gewesen seien. Es gebe so etwas wie ein „emotionales, provokantes, irrationales und spontanes Innenleben einer bilateralen Unterhaltung“. Das, denke ich, gilt immer. Die Frage bleibt: Was haben Sie mit dem „neuen DDR-Obrigkeitsstaat“ und „Propaganda-Assistenten“ gemeint? Damit qualifizieren Sie die Verfasstheit unseres Staates und der Politik und die der Presse.

Vielleicht sehen wir uns alle, der Ehrlichkeit halber, unsere Aussagen in privaten Chats an. Ich fürchte, wer nicht über übermenschliche Kräfte verfügt, sagt da manchmal Dinge, die man besser nicht gesagt hätte, Dinge, die man wörtlich genommen so nicht meint, möglicherweise sogar Beleidigendes. Ich bin ein emotionaler Mensch und gestehe, mir unterläuft das in privaten Unterhaltungen. Für diese Formulierung habe ich mich mehrmals und von Herzen entschuldigt. Jeder, der mich kennt, weiß, dass ich absolut nicht so denke. Natürlich ist die Bundesrepublik nicht mit der DDR vergleichbar. Seit ich vor vier Jahrzehnten in Ihrer Zeitung, der F.A.Z., meinen ersten Text geschrieben habe, setze ich mich für freien und unabhängigen, kritischen Journalismus ein. Was ich meinte: Ich würde mir einen kritischeren Journalismus zum Thema wünschen. Das ist die Botschaft. Das ist weder demokratiefeindlich noch journalistenverachtend. Niemals wollte ich Journalistinnen und Journalisten pauschal mangelnde Unabhängigkeit unterstellen.

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