#Jedes dritte Kind scheut die Schultoilette
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„Jedes dritte Kind scheut die Schultoilette“
Trotz Corona-Regeln sieht es in den Toiletten einer Grundschule im Main-Taunus-Kreis aus wie eh und je. „In den Mädchen-Klos stinkt es entsetzlich, und Klopapier gibt es fast nie“, berichtet die siebenjährige Anna. „Igittigitt“, sagt sie und schüttelt sich. Allerdings hat Anna für das Hygieneproblem eine Lösung gefunden: „Deshalb piesel ich am Rand des Schulhofs hinter den Baum, und meine Freundin Maja passt auf, dass keine Jungs schauen.“ Anschließend ist Wachablösung, Anna passt auf, während Maja im Freien pinkelt. Und das große Geschäft? „Das halte ich ein, bis ich wieder zu Hause bin. Das geht hinter dem Baum nicht.“
Auch bei den Jungs gibt es Probleme. Annas Bruder Raphael findet die Schultoiletten ebenfalls widerlich. Früher habe es noch Papier gegeben, um sich die Hände abzutrocknen. „Das haben die Leute verschwendet, deshalb gibt es jetzt nur noch diese Abtrockner“, berichtet er. Da allerdings hingen seit Wochen Plastiktüten drüber. Deshalb können die Kinder beim Rausgehen das Wasser nur von den Händen schütteln. Der Fußboden sei aber auch deshalb nass, „weil der Wasserhahn spritzt und manche Jungs danebenpinkeln“. Immerhin: Klopapier gebe es. „Aber das liegt oft im Waschbecken.“ An der weiterführenden Schule im Nachbardorf steht es um die sanitären Einrichtungen nicht besser. „Irgendwelche Idioten stopfen Klopapierrollen in die Toilette und spülen dann ab“, berichtet die elfjährige Sophia.
Im öffentlichen Diskurs hat es die Schultoilette längst zum Sinnbild für den Zustand der Bildungsrepublik gebracht. Schon vor Jahren forderte Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD): „Wir brauchen einen erträglichen Zustand für die Schüler.“ Und erst Ende Juli klagte FDP-Chef Christian Lindner, dass die Bundesregierung statt der Mehrwertsteuersenkung besser die Schulen ans Breitbandnetz angeschlossen und alle Schultoiletten saniert hätte.
61 Prozent der Eltern wollen, dass mehr geputzt wird
Tatsächlich gibt es Fördertöpfe, um die Schulen zu sanieren und das sanitäre Elend endlich wegzuspülen. Nur: Vor Ort ändert sich wenig bis nichts. In einer aktuellen Umfrage erklären mehr als ein Drittel der Eltern (36 Prozent), dass ihr Kind aufgrund mangelnder Hygiene den Gang auf die Schultoilette scheut. Dabei berichten Väter und Mütter aus Hessen, NRW und Rheinland-Pfalz häufiger von Problemen als Eltern aus Bayern und Baden-Württemberg. Lediglich ein Viertel der Eltern bescheinigt der Schule ihres Kindes, „sehr sauber“ zu sein. Weitere 50 Prozent werten sie zwar als „eher sauber“, insgesamt aber sieht eine deutliche Mehrheit Nachputzbedarf: Fast zwei Drittel der Eltern (61 Prozent) sind der Ansicht, dass die Schulen gründlicher und häufiger gereinigt werden sollten. Nur jedes dritte Elternteil (35 Prozent) meint, dass eine Reinigung wie bisher reicht.
Für die Umfrage hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa im Oktober und November im Auftrag des Bundesinnungsverbandes des Gebäudereiniger-Handwerks 1025 Personen zwischen 18 und 59 Jahren befragt, die schulpflichtige Kinder haben. Die Umfrage ist laut Forsa für Deutschland repräsentativ, sie liegt der F.A.S. exklusiv vor. Und sie zeigt nicht nur, dass viele Kinder die Schultoiletten meiden, sondern auch, dass viele Eltern beunruhigt sind. Jede vierte Mutter und jeder fünfte Vater macht sich „eher“ oder „sehr“ Sorgen, dass sich der Nachwuchs wegen mangelnder Hygiene in der Schule mit Corona infizieren könnte.
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