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#Jetzt blicken die Deutschen auf die USA

Jetzt blicken die Deutschen auf die USA

Das hat Stil. Moritz Wagner schüttelte den Kopf. Im Viertelfinale sah sich der Basketball-Nationalspieler am frühen Samstagabend noch nicht. Gerade hatten die Deutschen das letzte Vorrundenspiel gegen Australien zwar 76:89 (40:44) verloren. Aber alle Welt des Basketballs sieht die Auswahl von Bundestrainer Henrik Rödl dank des Sieges über Nigeria am Mittwoch schon in der nächsten Runde.

Weil niemand glaubt, die NBA-Auswahl der Vereinigten Staaten bezwinge am späteren Abend Tschechien nur mit zwei Punkten. Ein Sieg mit dreien reichte den Deutschen, um erstmals seit 1992 wieder in die K.o.-Runde eines Olympischen Turniers einzuziehen. Ein gewaltiger Sprung für ein Team, das erst auf den letzten Drücker, ohne seine NBA-Profis samt Star Dennis Schröder die Qualifikation schaffte.

„Darin will ich jetzt gar nicht denken“, sagte der 24 Jahre alte Wagner (sechs Punkte), noch im schweißgetränkten Trikot, in den Katakomben der Saitama Super Arena: „Ich meine auch, es wäre ein bisschen respektlos den Tschechen gegenüber. Wir schauen uns das an und sehen dann, ob wir morgen nach Hause fahren.“

Hinter seinem Rücken liefen derweil fast alle Teammitglieder vorbei. Nicht deprimiert, aber doch ernüchternd wirkend nach einem Spiel mit Wiedererkennungscharakter: Nach einem starken Beginn boten die Deutschen dem Medaillenkandidaten Paroli bis ins vierte Viertel hinein, ehe es dahin ging wie zum Start des olympischen Turniers gegen Italien: Eine Schlussphase ohne Struktur im Angriff, mit Auflösungserscheinungen in der Verteidigung, eingeleitet durch das, was einer Mannschaft den Rhythmus nimmt: Ballverluste.

„Deutschland machte das lange gut“

„Es ist uns dann in der entscheidenden Phase gelungen, sehr gut zu verteidigen und die richtigen Entscheidungen zu treffen“, sagte der australische Aufbauspieler Patty Mills, „Deutschland machte das lange gut.“ Rödls Spieler hatten nach einem 0:5-Rückstand den Matchplan umgesetzt: hart zupacken, clever verteidigen, nur keinen Spielraum lassen.

Die Deutschen zeigten, was sie stark gemacht hatte über den Sommer. Unangenehm zu sein, ständig zur Stelle beim Schutz des eigenen Korbes. Diese Tugend kombinierten sie mit einer ausgezeichnete Trefferquote im ersten Viertel: 73 Prozent. Wäre der letzte Wurf der Australier nicht mit der Schlusssirene gefallen, die Australier hätte auf eine sehr magere Ausbeute geschaut: 18:22. Das Konzept funktionierte auch im zweiten Viertel. Aber die Trefferquote fiel, – wie hätte es anders sein können? – auf 47.

„Airballs“, Bälle, die nicht mal den Ring berührten, passten nicht zum ersten, guten Eindruck. Andreas Obst, erfolgreichster Deutscher mit 17 Punkten, beendete eine heikle punktlose Phase mit einem Dreier und hielt seine Mannschaft im Spiel bis zur Pause (40:44). Da rieben sich neutrale Beobachter die Augen. Deutschland im Nacken Australiens? Wie das? Weil zehn der neun bis dahin eingesetzten Spieler kämpften, erfolgreich verteidigten und punkteten. Dieses Team hat eine große Tiefe.

Australien auch. Aber es wird dazu von einem veritablen Star geführt. Mills, dem Mann des Abends, alltags in Diensten des NBA-Klubs San Antonio Spurs. Nicht unter Kontrolle zu bekommen wegen seiner geschickten Tempowechseln, der blitzschnellen Dribblings und cleveren Bewegung auch ohne Ball, obwohl ihm Obst auf den Füßen stand. Er streute immer wieder spektakuläre Dreipunktwürfe ein. Seine Treffsicherheit (fünf von 15) konterte Obst (fünf von zwölf) leicht.

„Die Struktur verloren“

Aber Mills verknüpfte seine Angriffsstärke mit seinem Sinn für die Mitspieler in der entscheidenden Phase. Als die Deutschen den gefährlichen Rückstand (zehn Punkte) bis zur Mitte des letzten Viertels halbiert hatten, mischte Mills sie: Er traf, und wenn er in der Zone die halbe Verteidigung auf sich zog, spielte er elegant seinen freien Center an. Rumms. Von fünf auf dreizehn Punkte wuchs der Vorsprung innerhalb von zwei Minuten: 87:74.

Mills kontrollierte das Spiel, während Rödl hilflos zusehen musste, wie seine Spieler plötzlich an den „einfachsten Dingen“, wie es im Basketball heißt, scheiterten. Immer noch kämpferisch, aber glücklos: Vier Wurfversuche in einem Angriff dank drei offensiver Rebounds reichten nicht, einen Punkt zu erzielen, ob nun von weit draußen oder direkt am Korb. „Vielleicht hatte das auch was mit der nachlassenden Energie zu tun“, sagte Powerforward Danilo Barthel (6), „wir haben es leider nicht geschafft, vierzig Minuten konzentriert zu bleiben. Wir haben vorne und hinten die Struktur verloren. Das geht nicht, wenn wir solche Teams schlagen wollen.“

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Die Deutschen werden geschätzt ob ihrer interessanten Unberechenbarkeit. Bei jedem Spiel tritt ein anderer aus ihrem Kreis mehr oder weniger in den Mittelpunkt. Diesmal Obst, auch Niels Giffey (11). Aber leider tauchen andere auch wieder ab. Der so geschmeidige Aufbauspieler Maodo Lo blieb bei sechs Punkten stehen, tat sich zwar mit fünf Assists hervor, leistete sich aber sechs Ballverluste.

Addiert mit den Fehlpässen der Mitspieler kamen die Statistiker auf 18. Ein Teamversagen. Von außen betrachtet sehen Anspiele in die Leere zwar vermeidbar aus. Viele sind es auch. Aber Australiens Verteidigung hatte teilweise ihren Anteil daran. Und einige Spieler ohne Ballbesitz im deutschen Team offenbar auch. „Wir müssen unseren Guards helfen“, sagte Barthel. Denn mit 18 Turnovern lässt sich kein Spiel gewinnen, nicht bei Olympia. Australien gestattete sich sechs.

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