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#Johnson sucht die „geschwätzige Ratte“

Johnson sucht die „geschwätzige Ratte“

Das Kaufhaus John Lewis bedient nicht das Luxussegment, aber wer will, kann auch dort Sofas oder Lampen für mehr als 3000 Pfund kaufen. Für viele Briten, besonders jene, die Boris Johnson in der „roten Mauer“ und damit in den früheren Labour-Hochburgen umgarnt, ist John Lewis unerschwinglich. Das muss man wissen, um die Aufregung über die Renovierung der Privatwohnung des britischen Premierministers zu verstehen.

Jochen Buchsteiner

Als dessen Verlobte, Carrie Symonds, nämlich zum ersten Mal die Wohnung in der Downing Street betrat, die zuvor von Theresa May bewohnt und auch eingerichtet worden war, sprach sie von einem „John-Lewis-Albtraum“, den es schnellstens loszuwerden gelte. Sie ließ die Wohnung mit Materialien ausgewählter Innendesigner renovieren und stellte den an Stilfragen eher uninteressierten Premierminister offenbar bald vor ein Problem. Wie sollte all das bezahlt werden?

Ein abgehobener Premierminister?

Laut Dominic Cummings, seinem früheren Berater, kam Johnson im vergangenen Jahr auf eine Idee, die er dem Premierminister als „unethisch, töricht und möglicherweise illegal“ auszureden versucht habe. Johnson, so Cummings, wollte sich die Renovierung „von Parteispendern heimlich bezahlen lassen“. Die Behauptung klingt schon deswegen nicht abwegig, weil vor einigen Monaten bekanntgeworden war, dass Johnson und Symonds auch andere Fremdfinanzierungen in Betracht gezogen hatten, darunter die Gründung einer Stiftung zum Erhalt des historischen Gebäudes in der Downing Street.

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Von allen Vorwürfen, die gerade auf Johnson niederprasseln, ist der die Privatwohnung betreffende der gefährlichste. Nicht nur lässt er sich von der Labour Party bestens nutzen, um den konservativen Regierungschef als abgehoben und schlitzohrig hinzustellen. Auch die Verteidigungslinie in der Downing Street wirkt bemerkenswert dünn. Laut der offiziellen Sprachregelung ist der Premierminister persönlich für die Kosten aufgekommen – die Rede ist von 58.000 Pfund – und werde zur gegebenen Zeit alles ordentlich deklarieren. Aber die Fragen zielen längst auf die Details: Wann genau hat Johnson in die eigene Tasche gegriffen? Und warum wurde bisher noch nichts deklariert?

Labour-Chef Keir Starmer, ein früherer Staatsanwalt, setzte inzwischen ein kleines Heer von Juristen an die Sache, um Johnson in die Enge zu treiben. Er forderte die Wahlkommission auf, eine laufende Untersuchung auszudehnen, und er versucht, Minister zu einer Sonderfragestunde ins Unterhaus zu zitieren. Untersuchungsausschüsse ändern gerade unter dem Druck der Opposition die Tagesordnung und stellen den Zeugen Fragen zur Renovierung. Sie scheinen sich nahtlos einzufügen in die Untersuchungen über die Lobbyismus in der konservativen Regierung, den Starmer auf einen knappen Begriff gebracht hat: Filz.

Cummings bläst zum Gegenangriff

In zehn Tagen finden die Kommunal- und Regionalwahlen statt, und die Labour Party wittert die dabei Chance, dem zuletzt von Erfolgen in der Pandemiebekämpfung getragenen Regierungschef rechtzeitig einen Dämpfer zu verpassen. Die Opposition dürfte ihr Glück kaum fassen können, denn die Munition gegen die Regierung wird ihr frei Haus geliefert – ausgerechnet vom früheren Lieblingsfeind Cummings. Der befindet sich mit Johnson auf Kriegskurs, seit er von seinem früheren Chef und dessen neuen Beratern angeschwärzt wurde.

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