Nachrichten

#Johnson wähnt sich „im Endspielstadium“

Johnson wähnt sich „im Endspielstadium“

Der „Vater des Brexit“, Nigel Farage, ergötzte sich als erster an der unglücklichen Lage der EU. Die Impfsituation auf dem Kontinent, schrieb er am Mittwoch, beweise, dass die Europäische Union „ein schlechtes Projekt ist, das von schlechten Leuten geführt wird“. Beim konservativen Abgeordneten Peter Bone mischte sich Mitleid in den Triumph. Großbritannien habe davon profitiert, sich nicht an die EU-Bürokratie binden zu lassen, sagte er. „Das ist gut für uns aber offenkundig traurig für die Menschen in den Ländern der EU.“ Jenseits des harten Brexit-Lagers und auch in der Regierung verkneift man sich Töne der Genugtuung, aber das Befremden über die EU ist gewachsen.

Jochen Buchsteiner

Auf ein breites Echo stieß ein Interview des Chefs von Astra-Zeneca, Pascal Soriot, der am Dienstagabend mehreren europäischen Zeitungen seine Sicht der Dinge präsentiert hatte. Nüchtern wies er die Vorwürfe aus Brüssel und Berlin zurück, der in Cambridge ansässige Pharma-Konzern verletze seine Lieferpflichten und die EU gerate mit dem Impfen deshalb weiter ins Hintertreffen. Die Kommission in Brüssel habe erst drei Monate nach London einen Vertrag mit seinem Unternehmen abgeschlossen, weshalb die EU nun hinterherhinke. Viele Herstellungs- und Logistikprobleme hätten mit den Briten rechtzeitig abgearbeitet werden können, sagte er. Weil zum Zeitpunkt des Vertragsabschlusses mit der EU bereits verbindliche Vereinbarungen mit London eingegangen worden seien, habe man Brüssel nur noch zusagen können, „das Beste zu geben“. Es sei daher fair, wenn Großbritannien zuerst versorgt werde.

„Wir konnten Dinge besser machen“

Die EU-Kommission widersprach am Mittwoch Aspekten der Darstellung, aber im Königreich sehen sich selbst jene im Recht, die Brüssel traditionell die Stange halten. Die „Financial Times“ warf der Europäischen Union am Mittwoch in einem Leitartikel vor, „teure Fehler“ gemacht zu haben. Diese sollte sie jetzt lieber korrigieren, als zu „protektionistischen“ Maßnahmen zu greifen. Damit spielte die Zeitung auf europäische Vorschläge an, Impfstoffe, die für Großbritannien produziert werden, in EU-Länder umzuleiten.

Während mehrere Minister der EU „Impfnationalismus“ vorwarfen, hielt sich Boris Johnson zurück. Zum Streit mit Brüssel bemerkte der Premierminister nur: „Wir erwarten und hoffen, dass unsere europäischen Freunde alle Verträge achten“. Als er dann am Mittwoch im Unterhaus gefragt wurde, ob die Impfpolitik nicht den großen Vorteil des Brexit illustriere, wägte Johnson seine Worte: „Wir waren zweifellos in der Lage, rasch und flexibel zu handeln, und es wäre sicher sehr schade gewesen, hätten wir den Rat des Oppositionschefs befolgt und wären dem EU-Impfprogramm beigetreten.“ Er fuhr fort: „So konnten wir Dinge anders machen und in manchen Belangen auch besser, aber es ist noch früh am Tag.“ Dann betonte er, dass das Impfen eine „internationale Unternehmung“ sei und sagte: „Wir sind abhängig von unseren Partnern und werden auch weiterhin mit ihnen zusammenarbeiten.“

Noch fünf Wochen Lockdown?

Als erste Nation Europas beklagt sie die traurige Zahl von 100.000 Corona-Toten. Er trauere um jedes einzelne Leben, hatte Johnson schon am Vortag gesagt und die „volle Verantwortung“ für die Pandemiebekämpfung übernommen. Am Mittwoch kam Oppositionschef Keir Starmer im Unterhaus auf die hohe Todesrate zu sprechen und fragte Johnson immer wieder: „Warum?“ Johnson entgegnete, dass es in einer Pandemie, die sich stetig verändere, keine einfachen Antworten gebe, und kündigte weitere Maßnahmen an, um die Verbreitung neuer Mutanten zu stoppen.

F+ FAZ.NET komplett

Vertrauen Sie auf unsere fundierte Corona-Berichterstattung und sichern Sie sich 30 Tage freien Zugriff auf FAZ.NET.

JETZT F+ KOSTENLOS SICHERN


Schon jetzt sind Flüge aus 22 „Hochrisikoländern“ (vor allem in Südamerika und Afrika) gestrichen. Briten, die aus diesen Staaten nachhause reisen, sollen demnächst vom Flughafen direkt in ein Quarantäne-Hotel eskortiert werden, wo sie zehn Tage lang bleiben müssen. Die Opposition und auch einige Tories wollten diese Regelung auf alle Einreisenden ausdehnen, aber davon sah Johnson ab.

Gleichzeitig deutete er an, dass der Lockdown noch mehr als fünf Wochen in Kraft bleiben wird. Nachdem Mitte Februar die wichtigsten Risikogruppen mit einer ersten Dosis geimpft sein würden, wolle die Regierung auf der Grundlage neuer Daten entscheiden, ob und in welchen Bereichen Maßnahmen gelockert werden könnten. Er hoffe, dass in einem ersten Schritt am 8. März die Schulen wieder öffnen könnten. Man habe jetzt das Endspielstadium erreicht, aber darin müssten alle „die Nerven behalten“, sagte Johnson.

Wenn Ihnen der Artikel gefallen hat, vergessen Sie nicht, ihn mit Ihren Freunden zu teilen. Folgen Sie uns auch in Google News, klicken Sie auf den Stern und wählen Sie uns aus Ihren Favoriten aus.

Wenn Sie an Foren interessiert sind, können Sie Forum.BuradaBiliyorum.Com besuchen.

Wenn Sie weitere Nachrichten lesen möchten, können Sie unsere Nachrichten kategorie besuchen.

Quelle

Ähnliche Artikel

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Schaltfläche "Zurück zum Anfang"
Schließen

Please allow ads on our site

Please consider supporting us by disabling your ad blocker!