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#Kampf gegen Corona hat Vorrang

Kampf gegen Corona hat Vorrang

Dass die Infektionszahlen explodieren, ist nicht zu leugnen. Was daraus aber folgen muss, ist weniger klar. Muss der Anstieg gebremst werden, oder können wir nicht mit hohen Infektionszahlen leben lernen, wenn nur die Schwächsten geschützt werden? Richten die Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie mehr Schaden an als die Pandemie selbst? Die Fragen sind berechtigt, ihre Beantwortung ist indes nicht auf Spekulationen angewiesen. Anders als noch zu Beginn der Pandemie stehen heute viele empirische Studien zur Verfügung.

Eine Hoffnung wird vom Blick auf die Daten enttäuscht. Das Virus ist seit dem Frühjahr nicht harmloser geworden. Die in den vergangenen Monaten relativ niedrige Zahl von Todesfällen und schweren Verläufen trotz bereits steigender Fallzahlen lässt sich weitgehend durch die Altersverteilung im Spätsommer erklären: Vor allem Jüngere und Leute mittleren Alters infizierten sich. Seit Ende September aber steigt in allen Altersgruppen die Zahl der Infizierten. Der Schutz der besonders Gefährdeten war hierzulande offenbar nur so lange erfolgreich, wie die Fallzahlen insgesamt niedrig blieben und die Strategie von Testung und Kontaktverfolgung funktionierte. Es ist damit zu rechnen, dass sich die geänderte Demographie mit einigen Wochen Verzug auch im Fall-Verstorbenen-Anteil zeigen wird – trotz aller therapeutischen und logistischen Fortschritte im Umgang mit Covid-19. Die Zahl der Covid-19-Patienten in intensivmedizinischer Behandlung steigt auch bei uns wieder. Das ist beunruhigend.

Angesichts des hohen Stellenwerts, den der Schutz gefährdeter Gruppen in Deutschland bereits hatte, ist es unwahrscheinlich, dass eine hohe Zahl von Infektionen nicht mit einer erheblichen Zahl von Todesfällen verbunden sein wird. Wen das nicht abschreckt, der kann trotzdem spekulieren, dass auch der Versuch der Eindämmung des Virus Todesopfer in vielleicht weit größerer Zahl fordern könnte als die Pandemie selbst. Zumindest im bisherigen Verlauf der Pandemie scheint dies nicht der Fall gewesen zu sein; das zeigen aktuelle Zahlen der Übersterblichkeit. Damit ist die Differenz zwischen den tatsächlichen und den statistisch erwarteten Todesfällen gemeint. Die Idee dahinter: Sterben mehr Menschen als zu normalen Zeiten, muss diese Differenz durch besondere Umstände – etwa eine Epidemie – hervorgerufen sein. Diese Größe umfasst daher alle Todesfälle im Kontext der Pandemie; die offiziell auf Covid-19 zurückgeführten, die von Covid-19 verursachten, aber unerkannten und die indirekt von Covid-19 „verantworteten“ Todesfälle.

In Deutschland war bislang die Übersterblichkeit lediglich im April deutlich erhöht. In den folgenden Monaten, in denen zwar noch Maßnahmen in Kraft waren, aber die Pandemie erfolgreich kontrolliert wurde, starben nicht signifikant mehr Menschen als in den vergangenen fünf Jahren.

Die These von den vielen durch die Gegenmaßnahmen herbeigeführten Todesfällen kann dadurch freilich nicht vollständig entkräftet werden. Viele dieser Fälle seien erst in Zukunft zu erwarten, etwa im Zuge einer einsetzenden Rezession. Dass eine Wirtschaftskrise dramatische Folgen hat, liegt auf der Hand. Verschiedene Studien weisen aber darauf hin, dass die ökonomisch vermeintlich bessere Alternative, der Verzicht auf Maßnahmen, deutlich höhere Kosten als die Maßnahmen selbst verursachen würde. Zumindest im bisherigen Verlauf der Pandemie scheinen tatsächlich jene Länder wirtschaftlich am schwersten getroffen zu sein, in denen die Infektionsausbrüche besonders stark waren. Der frühere amerikanische Finanzminister Lawrence Summers rechnete zusammen mit dem Wirtschaftswissenschaftler David Cutler jüngst vor, dass die ökonomischen Kosten von Todesfällen und gesundheitlichen Langzeitfolgen der Pandemie mit denen vergleichbar seien, die in Amerika auf die erwartete Rezession zurückgehen würden.

Eine einfache Vergleichbarkeit gibt es nicht

Selbst die psychologische Bilanz der Pandemie ist alles andere als eindeutig: Psychischen Erkrankungen, die auf die Folgen der Pandemiebekämpfung zurückgehen – Einsamkeit, Überlastung, gestörte Routine –, stehen diejenigen gegenüber, die von der Konfrontation mit Tod und Krankheit im persönlichen Umfeld zu erwarten sind, wenn im Zuge einer unkontrollierten Infektionsausbreitung die Kapazitäten des Gesundheitssystems gesprengt würden.

Das zeigt: Der Versuch einer einfachen Gegenüberstellung der Kosten eindämmender Maßnahmen und derjenigen eines unkontrollierten Infektionsgeschehens ist realitätsfern. Die versuchte Eindämmung der Pandemie und das Bemühen, die ökonomisch-gesellschaftlichen Folgen von Covid-19 möglichst gering zu halten, sind vielmehr miteinander verwoben. Das macht die Dinge komplizierter, heißt aber auch: Eine geringe Zahl von Covid-19-Infizierten und das Vermeiden großer wirtschaftlicher Schäden sind miteinander vereinbar. Das Infektionsgeschehen wie im Sommer unter Kontrolle zu halten ist somit das kleinere Übel.

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