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#Kann man taktisch wählen?

Kann man taktisch wählen?

Falls Sie das Gefühl haben, dass diese Bundestagswahl besonders kompliziert ist – Sie haben Recht!

Mona Jaeger

Stellvertretende verantwortliche Redakteurin für Nachrichten.

Es gibt mehr Kanzlerkandidaten als sonst, mehrere Parteien, die ähnlich stark sind, und Angela Merkel tritt auch nicht mehr an. Die neue Unübersichtlichkeit im deutschen Parteiensystem bringt es mit sich, dass mehr Möglichkeiten zur Kooperation, zur Koalitionsbildung bestehen, als das früher der Fall war. Und wahrscheinlich werden, weil die Parteien jeweils weniger Prozentpunkte mitbringen und mehr als zwei Parteien gebraucht werden, um eine stabile Regierung zu bilden.

Sollten Sie, liebe Leserin, lieber Leser, Ihre Stimme noch nicht per Brief abgegeben haben (vielleicht liegen bei Ihnen wie bei vielen anderen Bundesbürgern auch die Briefwahlunterlagen noch unausgefüllt auf dem heimischen Küchentisch), dann steht Ihnen die schwere Entscheidung noch bevor.

Zwei Dinge stiften gerade zusätzliche Verwirrung.

Erstens: Durch die vielen Koalitionsoptionen und Kanzlerkandidaten wird wieder viel über taktisches Wählen gesprochen. Man wählt also eine Partei, um ein bestimmtes Bündnis oder Kanzlerkandidaten zu unterstützen – vielmehr aber, um etwas Bestimmtes zu verhindern. Aber taktisches Wählen ist trickreich.

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Zweite Verwirrung: Nun ist etwa aus der Union, aber auch aus der FDP zu hören, dass gar nicht die stärkste Partei den Kanzler stellen müsse. Es gehe nicht allein um den Sieg, sagte der FDP-Vorsitzende Christian Lindner kürzlich, sondern darum, welcher Kandidat nach dem Wahlabend eine Mehrheit zusammenzimmern könne.

Zunächst zum taktischen Wählen. Was passiert eigentlich mit meiner und mit Ihrer Stimme? Die FDP, um nochmal bei ihr zu bleiben, war Jahrzehnte über eine Partei, die besonders oft taktisch gewählt wurde, um einem bestimmten Bündnis mehr Kraft zu geben. Jetzt will die FDP das nicht mehr, sie will um ihrer selbst gewählt und sogar geliebt werden, so hieß es auf ihrem Parteitag am Sonntag. Klar, warum die FDP das sagt: Sie hat sich in Koalitionsdingen nicht festgelegt, um selbst die Zügel in der Hand zu halten. Sie könnte nach der Wahl in ein Jamaika-Bündnis mit Union und Grünen eintreten. Oder in eine Ampel-Koalition mit SPD und Grünen. Für einen FDP-Wähler dürfte das freilich ein ziemlicher Unterschied sein, ob er mit seiner Stimme Laschet oder Scholz zum Kanzler macht.

Wer kocht, wer kellnert? Kiesinger und Brandt 1966


Wer kocht, wer kellnert? Kiesinger und Brandt 1966
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Bild: Picture-Alliance

Ähnlich bei den Grünen: Eine Stimme für sie könnte zu einem rot-grünen Bündnis führen, oder (wegen der Umfragen unwahrscheinlicher) zu einem schwarz-grünen. Scholz und Baerbock haben beim letzten Triell am Sonntag deutlich durchblicken lassen, dass sie gerne miteinander koalieren wollen. Baerbock hat sich offensichtlich mit der Rolle der Juniorpartnerin abgefunden, sie rechnet nicht mehr damit, Kanzlerin zu werden.

Die Grünen litten übrigens auch mal unter taktischem Wahlverhalten: 1980 schafften sie es nicht in den Bundestag, weil viele ihrer Sympathisanten einen Kanzler Strauß verhindern wollten und deswegen SPD wählten.

Die Teller sind in Herzform: Laschet und Söder im Wahlkampf


Die Teller sind in Herzform: Laschet und Söder im Wahlkampf
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Bild: dpa

Auf FDP und Grüne wird es also entscheidend ankommen. Sie werden Bedingungen stellen können. Die drei vor langer Zeit geplanten Trielle, bei denen die Kandidaten von Union, SPD und Grüne aufeinandertrafen, gab eine falsche Realität wieder. Es hätte auch ein Duell gebraucht: Das zwischen FDP-Mann Christian Lindner und Grünen-Frau Annalena Baerbock.

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