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#Kann sich Deutschland selbst versorgen?

„Kann sich Deutschland selbst versorgen?“

Joachim Rukwied ist ein unaufgeregter Mann. Der Landwirt und Präsident des Deutschen Bauernverbandes ist eigentlich nicht für große Paukenschläge bekannt, er ist vielmehr ein Lobbyist, wie er im Bilderbuch steht: stets ein freundliches Funktionärslächeln und einen wohlüberlegten Spruch auf den Lippen. Umso erstaunlicher war das, was er unlängst in einem Interview mit dem „Redaktionsnetzwerk Deutschland“ sagte und im Gespräch mit der F.A.Z. nun bekräftigte: „Die Versorgung sehe ich bis zum Frühjahr 2023 gesichert. Für den Zeitraum danach wage ich keine Prognose.“

Dieser Satz lässt aufhorchen, bestätigt er doch die Ängste vieler Verbraucher angesichts der zahlreichen negativen Botschaften, die derzeit aus dem Ernährungsbereich kommen: Warenstaus auf den Weltmeeren, Krieg zwischen den wichtigen Anbauregionen Russland und Ukraine, Exportembargo für einen großen Teil der indonesischen Palmölproduktion.

Die wahre Bedrohung des Ernährungssystems sieht Bauernpräsident Rukwied aber an anderer Stelle: Ist im Frühjahr ausreichend Gas verfügbar, um die energieintensive Herstellung von Lebensmitteln zu betreiben? „Und die entscheidende Frage ist: Haben wir genügend Düngemittel, um die Ernte für 2023 auf den Weg zu bringen?“ Daran zweifelt der Agrarfunktionär. „Ich will keineswegs Panik schüren, und es ist ein Blick in die Glaskugel. Aber wir müssen jetzt eine entsprechende Vorsorge treffen, damit die Versorgung gesichert ist“, sagte Rukwied. Der Bauernverband fordert den Aufbau einer nationalen Düngemittelreserve ähnlich der Gasreserve. Auch in der Union und der Agrarindustrie gibt es Sympathien für den Vorschlag.




Tatsächlich ist die Lage auf dem Düngermarkt angespannt. Für durchweg alle Bestandteile mineralischen Düngers, ob Ammoniak, Kalkammonsalpeter, Harnstoff oder Phosphor, werden derzeit Rekordpreise bezahlt, sie kosten im Vergleich zum Vorjahr zum Teil das Drei- bis Fünffache. Schon 2021 hatte der höhere Erdgaspreis Düngemittel verteuert. Dieser macht etwa 80 Prozent der Kosten für die Produktion von Stickstoffdünger aus. Infolge des Krieges in der Ukraine und der Sanktionen gegen den weltweit größten Stickstoffexporteur Russland hat sich die Situation nun weiter verschärft.

Dünger für Selbstversorgung nötig

„Der Krieg hat den gesamten Markt völlig aus der Bahn geworfen“, sagt Wienke von Schenck von der Agrarmarkt-Informations-Gesellschaft (AMI). Einige Düngemittelhersteller hätten angesichts der hohen Kosten die Produktion gedrosselt, manche unter Berufung auf „Force majeure“ – also höhere Gewalt – Lieferungen gekürzt oder gänzlich gestrichen. Von Schenck kann den Wunsch der Landwirte nach staatlicher Unterstützung nachvollziehen. „Zur Sicherung der Versorgung ist es wichtig, die Betriebsmittel abzusichern. Wenn die weg sind, dann schauen wir blöd.“

Anders formuliert: Die beste Landwirtschaft nützt nichts, wenn die Mittel zur Entfaltung ihres Potenzials fehlen. Dementsprechend wenig aussagekräftig ist der „Selbstversorgungsgrad“, auf den das Bundeslandwirtschaftsministerium auf Anfrage der F.A.Z. verweist: „Die Versorgung mit Lebensmitteln ist in Deutschland gewährleistet, auch über das Frühjahr 2023 hinaus. Das liegt unter anderem am hohen Selbstversorgungsgrad Deutschlands bei vielen Erzeugnissen.“ Der Selbstversorgungsgrad gibt an, wie viel Prozent der benötigten Agrarerzeugnisse im eigenen Land hergestellt werden. Für viele Grundnahrungsmittel liegt der Wert in Deutschland bei mehr als 100 Prozent, etwa bei Kartoffeln, Zucker, Fleisch, Milch und Getreide.

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