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Kapitalismus und Sklaverei

Sklaverei, Kolonialismus und Genozid sind die Fundamente, auf denen der Wohlstand des Westens beruht. Die europäische Aufklärung war in Wirklichkeit zutiefst imperialistisch. So steht es in einer gerade erschienenen Studie des Sozialwissenschaftlers Kehinde Andrews, Professor für „Black Studies“ an der Birmingham City University. Sein Buch trägt den Untertitel „Wie Rassismus und Kolonialismus bis heute die Welt regieren“.

Rainer Hank

Freier Autor in der Wirtschaft der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

Die postkoloniale Dekonstruktion der Aufklärung folgt einem modischen Trend. Das muss aber nicht bedeuten, dass sie falsch ist. Zumal die Frage nach dem Zusammenhang zwischen dem Erfolg des Kapitalismus und dem rassistischen Kolonialismus zwar immer schon zum Standardrepertoire marxistischer Analysen gehörte, in den aktuellen identitätspolitischen Debatten, soweit ich sehe, aber eher am Rande traktiert wird.

Der Kapitalismus hat in liberalen Kreisen einen guten Leumund, solange man darunter Arbeitsteilung, Freihandel und den Wohlstand der Nationen versteht. Wie kann es sein, dass die freiheitsliebenden Europäer über Jahrhunderte kein Problem hatten mit freiheitsunterdrückender Sklaverei? In Jane Austens Roman „Mansfield Park“, kurz nach dem britischen Verbot des Sklavenhandels 1807 erschienen, erkundigt sich die Heldin Fanny Price nach Sir Thomas Bertrams Zuckerplantagen in der Karibik, wo Schwarze Sklavenarbeit leisten mussten. Totenstille („dead silence“) sei die Antwort gewesen, heißt es im Roman.

Auch Deutschland profitierte

Ist diese Totenstille bis heute ein blinder Fleck der Wirtschaftsgeschichte? Bei schwarzen Sklaven denken wir an die USA und vergessen gerne, in welchem Maße England, Frankreich und Holland vom 16. bis in das 19. Jahrhundert vom Sklavenhandel lebten – und auch die Deutschen davon zumindest indirekt profitierten. Allein in den Kolonien Britanniens in der Karibik – dazu zählten unter anderem die Bahamas, Barbados, Trinidad und Tobago – schufteten Ende des 18. Jahrhunderts 520.000 in Afrika gekaufte Sklaven auf Zucker-, Tabak- und Baumwollplantagen. Der Reichtum Englands beruhte in dieser Zeit fraglos zu großen Stücken auf der Ausbeutung seiner mittelamerikanischen Kolonien. Der Zucker versüßte den vornehmen Gesellschaften Englands den Tee. Und Rauchen galt als Medizin. Monopolistische Handelsgesellschaften organisierten alles aus einer Hand: Sie hatten Zugriff auf die Plantagen, den Import der Sklaven und den Export von Tee, Tabak, Kaffee und Baumwolle nach England.

War der Kapitalismus auf Sklavenhandel und -haltung angewiesen? Adam Smith, der Vater der modernen Ökonomie, bestreitet dies in seinem berühmten Hauptwerk über den „Wohlstand der Nationen“ von 1776 – und zwar mit ökonomischen, nicht mit moralischen Argumenten. Obwohl Sklavenarbeit die billigste Arbeit zu sein scheine, weil sie nur die Aufrechterhaltung der physischen Existenz des Sklaven koste, sei sie in Wirklichkeit doch die teuerste Produktionsweise, schreibt Smith. Denn der Sklave müsse zwingend daran interessiert sein, so viel wie möglich zu essen und so wenig wie möglich zu arbeiten. Freie Arbeiter, denen ein Lohn gezahlt werde, seien daher viel produktiver als Sklaven.

Das Wort des liberalen Ökonomen hören wir gerne. Allein, die Wirklichkeit sah anders aus. Warum? Dazu sollte man das Standardwerk des Historikers Eric Williams, „Capitalism & Slavery“, befragen. Williams entstammte der kreolischen Elite aus Trinidad, promovierte in den Dreißigerjahren des 20. Jahrhunderts in Harvard und war später Premierminister der unabhängigen Republik Trinidad und Tobago. Dort gilt er heute als „Vater der Nation“.

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