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#Feiern in der Antike: Ein Kleid für die Göttin Athene

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Abschied von Patroklos: Die Ausstellung „Feste Feiern!“ im Hamburger Museum für Kunst & Gewerbe fragt nach den Ritualen von Rausch und Ekstase, Unterhaltung und Frömmigkeit in der Antike.

Die Prozession führt über eine gesamte Wand an der Längsseite des Saals. Eine Reihe von zweidimensionalen, lebensgroßen Kämpfern, Priestern, Honoratioren oder Musikern bildet einen Zug höchst unterschiedlich gekleideter Menschen, die alle einem Ziel entgegenlaufen, dem Opfer der mitgeführten Tiere und der Darbietung eines gelben Gewandes durch einen weißhaarigen Priester. Den Figuren, von denen manche auf Pferden oder Wagen unterwegs sind, sieht man an, dass sie verschiedene Stimmungen durchlaufen, dass sie angespannt, ausgelassen oder feierlich gestimmt sind, je nachdem, wie weit die Prozession fortgeschritten ist. Auch die Farbgebung wechselt, der Zeichenstil der Figuren ebenso – einige sind offenbar nach digitalen Vorlagen entstanden, anderen sieht man den Pinselstrich an. Tatsächlich ist das Bild ein Gemeinschaftswerk mehrerer Studenten, es geht aber auf eine einzige Vorlage zurück: den Marmorfries des Parthenon in Athen.

Ganze acht Leihgaben benötigt die Ausstellung im Museum für Kunst & Gewerbe in Hamburg, um sich schlaglichtartig Aspekten antiker Festkulturen zu widmen. Das liegt zum einen an den reichen eigenen Beständen des 1874 gegründeten Hauses, aus dessen Depots eine ganze Reihe von Preziosen stammen, und zum anderen an den hinzugefügten aktuellen Arbeiten, darunter die gemalte Prozession, acht auf Monitoren gezeigte Dokumentarfilme moderner Fest­lichkeiten von der Hochzeitsfeier bis Wacken, ein heutiges Wandbild einer Mithras-Zeremonie oder auch ein moderner Kiosk, der ein antikes Pendant simuliert, mit ausgelegter Klatschpresse („Dido und Aeneas: Ehe-Aus nach krassem Streit!“), Snacks und Souvenirs. Dass wenigstens der letzte Aspekt nicht aus der Luft gegriffen ist, zeigen in der gegenüber aufgestellten Vitrine authentische Fan-Artikel wie Miniaturgladiatoren aus Lehm, einer von ihnen mit abnehmbarem Helm, oder Fragmente einer Hohlform zur massenhaften Herstellung einschlägiger Schalen mit einem Gladiatorenkampf.

Gladiatoren und Mysterien

Gazevorhänge strukturieren den intelligent genutzten Ausstellungsraum und geben einen mehrfach gewundenen Gang vor, sodass die Schau etwas größer wirkt, als sie eigentlich ist. Er führt über vier Stationen und beginnt mit den über gut tausend Jahre hinweg periodisch abgehaltenen Panathenäen, die hier den größten Platz einnehmen, gefolgt von einem Blick auf Gladiatorenspiele in Rom, Begräbnisriten und schließlich ei­nem kurzen Streifzug durch antike Mysterienkulte, für die in dieser Ausstellung Isis mit einigen Statuetten aus Ägypten und Rom und ein dem Sol invictus geweihter Altar stehen.

Besonders die Panathenäen, abgehalten alle vier Jahre vom sechsten vorchristlichen bis zum vierten nachchristlichen Jahrhundert zu Ehren der Stadtgöttin Athene, dienen den Kuratoren Frank Hildebrandt und Manuela van Rossem dazu, die unterschiedlichen Aspekte einer solchen Feier darzustellen. Ein fester Bestandteil war die Übergabe eines neugewebten Gewandes an die Göttin, und um die Vermutung zu illustrieren, dass auf der Bordüre die Gigantomachie dargestellt war, der mythische Kampf der olympischen Götter gegen die Giganten, steht in einer Vitrine ein aus seinen Scherben teilrekonstruierter Volutenkrater aus dem vierten Jahrhundert vor Christus, auf dem dieser Kampf gegen die Kinder der Gaia zu sehen ist.

Zum Kämpfen viel zu schön: Beinschienen eines Gladiators aus Pompeji


Zum Kämpfen viel zu schön: Beinschienen eines Gladiators aus Pompeji
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Bild: Museum für Kunst und Gewerbe Hamburg

Andere Darstellungen von Elementen der Feier, darunter auch einige dezidiert ausschweifende, sind zugleich ein Teil von ihr, etwa die Preisamphoren, die auf den Panathenäischen Spielen, gefüllt mit wertvollem Öl, an die Sieger übergeben wurden und hier zu sehen sind – im zweitausendfünfhundert Jahre alten Original mit schon damals ausgesprochen traditioneller Bemalung in schwarzfiguriger Technik sowie als zeitgenössische, aber nicht beschriftete Kopie, die man für ein Souvenir für diejenigen Besucher halten könnte, die lediglich als Zuschauer anwesend waren.

So reichhaltig sich der Bestand des Museums erweist, so pointiert sind die wenigen Leihgaben gesetzt, die wie ein mächtiger Volutenkrater aus dem Archäologischen Nationalmuseum in Neapel das Bild ergänzen. Geschaffen um 340 vor Christus, zeigt er die Vorbereitungen zur Trauerfeier für den homerischen Helden Patroklos samt Scheiterhaufen und Menschenopfer; auch der Gewaltausbruch des trauernden Achilleus, der den Leichnam seines trojanischen Feindes Hektor durch die Gegend schleift, wird darauf dargestellt.

Und auch die Teile gladiatorischer Prunkrüstungen – Beinschienen und ein Helm –, die ebenfalls aus Neapel entliehen wurden, erfüllen ihren Zweck vollständig. Sie wurden wahrscheinlich niemals im Kampf eingesetzt, verbinden aber das Martialische mit dem Eindruck gediegener Schönheit, wovon nicht zuletzt die Musen zeugen, die den Helm schmücken.

„Feste Feiern!“. Museum für Kunst & Gewerbe Hamburg, bis 25. August. Kein Katalog.

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