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#Keine Geier über der Geierlay

Keine Geier über der Geierlay



Hängepartie: Dreihundertsechzig Meter lang ist die Geierlay – und hundert Meter geht es in die Tiefe.

Bild: Picture-Alliance

Mörsdorf war ein unscheinbares Nest im Hunsrück. Dann wurde dort tollkühn eine Hängebrücke gebaut, die Hunderttausende von Besuchern anzog – bis Corona sie verwaisen ließ. Jetzt also ist die beste Gelegenheit, von der Mosel aus dorthin zu wandern.

Es gibt Orte, an denen man zweifelt, ob man bleiben oder weiterfahren soll. Mörsdorf gehört dazu. Ohne Zweifel. Dutzende Male hat mich der Weg in Richtung Frankfurter Flughafen oder weiter nach Südwestdeutschland oder noch weiter ins Elsass in den vergangenen Jahren durch das Dorf im Hunsrück geführt. Jedes Mal schienen die Parkplätze rund um den Ort größer zu sein. Längst kanalisierte ein Parkleitsystem den Besucherfluss auf Plätze für Autos und Wohnmobile, nur für Autos, auf Plätze mit Toilette und Gebührenpflicht oder ohne Toilette, aber dafür weit ab vom Schuss und umsonst. Im Dorf selbst waren wieder ein paar Grill- und Waffelbuden mehr aus dem Verbundsteinpflaster geschossen. Garantiert. Dorfhäuser wurden zu Ferienhäusern. Die Durchgangsstraße glich mit jeder Durchfahrt mehr einer Partymeile mit volksfestwürdigem Besucherandrang. Ein Besucherzentrum entstand, mit Parkplatz auch für Reisebusse. Seitenstraßen wurden für den Verkehr gesperrt, Parkverbotsschilder aufgestellt.

Der Grund für all das war die Geierlay. Am 3. Oktober 2015 eröffnete am Rand des Dorfs im flachen, landschaftlich wenig aufregenden nördlichen Hunsrück die damals längste Hängeseilbrücke Deutschlands, benannt nach der Geierslay – man beachte das „s“ – , einem Felshang auf der Gemarkung, auf der die Brücke gebaut wurde. Die nach nepalesischen Vorbildern von Schweizer Firmen aus Südtiroler Stahl mit einer maximalen Höhe von knapp hundert Metern über dem Mörsdorfer Bachtal gebaute, dreihundertsechzig Meter lange Geierlay ist zwar seit dem Bau der noch längeren Titan RT an der Rappbodetalsperre im Oberharz (483 Meter!) nur noch die laut Eigenvermarktung „schönste“ Hängeseilbrücke Deutschlands. Dem Erfolg aber tat es keinen Abbruch. Im Oktober 2019 wurde die erste Million Besucher in Mörsdorf gezählt. Ein Dorf startete durch und mit ihm der bis dahin im touristischen Abseits dämmernde Rhein-Hunsrück-Kreis. Marketingberater verpassten dem Ganzen einen Namen, der nach Verheißung klingt: „Gelobtes Land“.

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